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Alles - worum es geht (German Edition)

Alles - worum es geht (German Edition)

Titel: Alles - worum es geht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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Spielen ginge.
    Sieben Jahre. Sieben Minuten.
    Kleine Steine, die man zu großen hinüberkickt, einen nach dem anderen, daran dachte ich, als ich ihm das Messer ins Auge stach und versuchte, ihm den Bauch aufzuschlitzen. Finger in den Ohren. Asphalt, der aufplatzt. Für manche Menschen gibt es einfach keine Hoffnung. Für solche, die wissen, dass sie abscheuliche Taten begehen, und es trotzdem tun. Solche Menschen lügen und betrügen und bringen andere Menschen um das, was ihnen gehört, und wissen es sogar im Voraus und haben alles geplant, und all das Böse, das sie tun, ist ihnen völlig egal.
    Es gibt Menschen, die sind einfach Abschaum.
    Es gibt Menschen, die sind Abschaum, die sollen nicht leben. Solche Menschen sind wie Schweine und sollen nicht unter uns leben.
    Sieben Jahre. Und sieben Minuten. Mehl und Margarine. Das ist, was sie Prämeditation nennen?
    Die Stadt ist ein besserer Ort ohne ihn . Da bin ich mir sicher. Das habe ich dem Richter gesagt.
    Und er hat schließlich meine Mutter umgebracht, selbst wenn manche sagen würden, der Schnaps sei es gewesen. Aber das ist dasselbe. Denn bevor er kam, war es nicht so, das weiß ich noch.
    Asphalt, der aufplatzt.
    Was ist nun mit Justin?
    Als der Richter die Strafe verkündete, sagte er, ich sei ein abscheulicher Mensch, ein Abschaum, nicht dafür geschaffen, auf dieser Erde unter anderen Menschen zu leben.
    Dass ich meine Chance gehabt und verspielt hätte.
    Dass es keine Entschuldigung sei, dass Vater Hieronymus meine Mutter einige Monate lang besucht habe, damals, als ich zehn Jahre alt war, denn meine Mutter sei vor und nach der Begegnung mit ihm Alkoholikerin gewesen, und dass er ein angesehener Bürger der Stadt gewesen sei, der versucht habe, meiner Mutter zu helfen und sie zurück auf den rechten Weg zu geleiten.
    Nur Gutes zum Besten der Stadt.
    Dass er gar nicht Justins Vater gewesen sei, sondern als Pfarrer in der Gemeinde der Episkopalen Kirche so angeredet wurde, und dass er, Vater Hieronymus, versucht habe, meine Mutter zu überreden, das ungeborene Kind zur Adoption freizugeben, damit es nicht so aufwachsen solle wie ich. Ich, der allein draußen vor dem Trailer spielte. Nach Steinen kickte, weil meine Mutter das Geld für Schnaps ausgegeben hatte, sodass es nicht einmal für einen Ball reichte.
    Das war alles gelogen.
    Eine Tragödie, hatte er gesagt. Er , Vater Hieronymus, hatte das damals gesagt. Zum Kirchengemeinderat. Sagte der Richter. Das macht es nicht wahrer! Ich erinnere mich daran. Und an die Wut, die sich in mir verwickelt. Von dem Tag an.
    Der Richter sagte, der Mord an Vater Hieronymus sei so böse und abscheulich gewesen, ganz zu schweigen von dem armen Herrn Chi und der kleinen Rosa Marie, von der ich gar nichts erzählt habe, aber sie war mit Vater Hieronymus hereingekommen, was sollte ich da machen, ich hatte ihr das Messer mehrmals in den Rücken gestoßen, aber sie hätte ja nicht dort sein müssen.
    Sieben Jahre ist das jetzt her. Seit der Richter das gesagt hat. Mein Verteidiger kann keine weitere Berufung mehr einlegen, und heute Abend bin ich nicht mehr, und ich grüble darüber nach, ob es sieben Minuten oder länger dauern wird, mich zu erledigen?
    Ich habe die Spritze gewählt. Das ist nicht wie bei Schweinen, sondern wie bei Pferden. Rennpferden, die nicht mehr galoppieren können. Und das ist ein guter Gedanke, auch wenn solchen Pferden erlaubt werden sollte, in Ruhe und Frieden herumzulaufen. Es ist auch nicht gerecht, dass sie nicht an die Umstände gedacht haben.
    Schon allein deswegen, weil wir doch einer Meinung sind. In allem ganz einer Meinung.
    Das habe ich ihnen klarzumachen versucht, habe Briefe geschrieben.
    Ein Abschaum. Ein Unmensch, ein Schwein, das nicht leben dürfe. Auf dieser Erde. Unter uns anderen.
    Warum bin ich dann derjenige, der sterben muss?
    Sie wissen es doch, das höre ich aus all ihren Antworten heraus: Da ist diese Wut, im Körper verwickelt, im äußersten linken Arm, in der linken Hand, den Nägeln, ja, es beginnt in den Nägeln, läuft quer über den Rücken in den rechten Arm, die Hand, die Nägel, endet in den Nägeln, schlängelt sich gleichzeitig weiter, dreht sich in die Lungen hinein, legt sich um die Rippen herum, drängt hinunter in den Bauch, die Schenkel, links und rechts zugleich, kriecht, verheddert sich, ich spüre, wie es sich in meinen Knien zusammenzieht, in den Knöcheln, den Zehen, man braucht seine Zehen, wenn man töten muss, und sogar der Brief des Gouverneurs

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