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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst
Autoren: Christoph Guesken
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plätscherte ein Wasserspiel, eine bronzene nackte Schönheit reckte eine Schale mit Obst gen Himmel, umgeben von einem seerosenbewachsenen Teich, in dem Kois aus dem fernen Asien ruhig ihre Bahnen zogen. Man hätte sich in Pompeji wähnen können, wäre nicht das Personal gewesen, das mit seinen grünen Hosen und biederen weißen Hemden eher den Eindruck machte, man habe es von einer Billig-Airline ausgeliehen.

    Schadewaldt verschwand in der Küche, nachdem er mich, mit einem Blick auf meine Schuhe, gebeten hatte, draußen zu warten.

    Kurz darauf erschien Wallenstein höchstpersönlich, in Jeans und T-Shirt und einem legeren violetten Jackett. Er grinste und näherte sich mir mit ausgestrecktem Arm. »Tut mir leid, Herr eh …«

    »Voss.«

    »Aber im Moment häufen sich die Pressetermine, da weiß man nicht, wo einem der Kopf steht.«

    »Ich bin kein Pressetermin.«

    Er sah mich fragend an.

    »Henk Voss«, stellte ich mich vor. »Privatdetektiv. Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen, was Ihr Verhältnis zur Konkurrenz angeht.«

    »Meiner Konkurrenz?« Wallensteins Stirn runzelte sich ungläubig, als hätte ich mich nach dem Wohlergehen seines dritten Fußes erkundigt. »Welcher Konkurrenz?«

    »Das Biotop von Herrn Fricke.«

    »Herr Fricke.« Der Chef des Winkels nickte und warf einen Blick auf die Uhr. »Wie viel Zeit bleibt uns?«

    »Eine knappe halbe Stunde«, antwortete eine junge Frau in grüner Hose, die gerade auf dem Weg in die Küche war.

    »Na schön.« Wallenstein wies mit der Hand auf eine der Nischen. »Setzen Sie sich doch, Herr …«

    »Voss.«

    »Was kann ich Ihnen anbieten? Kaffee? Saft?«

    »Bier, wenn Sie haben«, sagte ich.

    Auf eine knappe Geste von ihm setzte sich ein weiterer Kellner in Bewegung. »Sehen Sie, mein Freund …«

    »Voss.«

    »Bitte glauben Sie mir, dass ich Herrn Frickes Ableben bedauere wie kaum ein anderer, aber von Konkurrenz würde ich in diesem Zusammenhang dennoch nicht sprechen.« Er machte eine kleine Pause, und wir lauschten dem Plätschern des Wasserspiels. »Was seinen Betrieb angeht, nicht einmal von Gastronomie im weiteren Sinne.«

    »Wovon denn sonst?«

    »Na, sehen Sie sich doch um, Herr eh …« Wallenstein machte es mir vor. »Was Sie hier sehen, das nenne ich Speisekultur. Herr Frickes Geschäft dagegen ist die Massenverpflegung. Was die Leute dort tun, würde ich nur ungern essen nennen. Es grenzt an Fressen, verstehen Sie? Und daran ändern Sie auch nichts, wenn Sie sich aus der Zeitung ein Bioetikett ausschneiden und auf Ihre Tür kleben.«

    Mein Bier wurde gebracht, es war ökologisch einwandfrei und hatte einen stark erdigen Geschmack. »Ihre Tochter«, ließ ich beiläufig einfließen, »denkt anders über Herrn Fricke als Sie. Sie hält ihn für einen Vorreiter, dem diejenigen viel zu verdanken haben, die sich einen Tempel wie diesen hier nicht leisten können.«

    »Höre ich da etwa Neid heraus, Herr Forst?«

    »Voss«, sagte ich.

    »Gutes Essen hat seinen Preis, so ist das nun einmal. Gewisse Dinge können sich nicht alle leisten. Es kann nicht jeder auf den Malediven Urlaub machen, und wenn doch, worin sollte dann noch der Reiz liegen?«

    »So habe ich das noch nie gesehen«, meinte ich.

    »Ein Schnäppchenjäger kann sich meinetwegen auf eine der Holzbänke im Biotop zwängen und ein grünes Grillhähnchen in sich hineinstopfen, bis ihm schlecht wird. Aber von Bio kann da keine Rede sein.«

    »Sie meinen, wenn sich alle Bio leisten können, worin sollte denn der Reiz noch liegen?«

    »Und was meine Tochter betrifft, so ist sie leider schon seit Jahren in jenem Alter, da man alles zum Kotzen findet, was man den Eltern verdankt.«

    »Haben Sie Herrn Fricke ermordet?«

    Wallensteins Augen blitzten auf. »Das sollten Sie besser umgekehrt fragen.«

    »Sie meinen, ob Herr Fricke Sie ermordet hat?«

    »Sie spielen doch auf den Finger an, den man in seinem Essen gefunden hat.« Wallensteins smarte Freundlichkeit war dahin. »Ich weiß, dass man über Verstorbene nicht übel reden sollte, aber so manches Mal hat dieser Kerl öffentlich ausposaunt, dass ich ihn mit unfairen Tricks zu ruinieren versuche. Dabei waren es seine Tricks, nicht meine. Nicht einmal vor Diebstahl schreckte er zurück.«

    Die Kellnerin näherte sich unserem Tisch und informierte Wallenstein, dass das Kamerateam eingetroffen sei.

    »Ich konnte es nie beweisen, Herr eh …, aber es kam wiederholt zu Plünderungen meiner Speisevorräte. Und einmal
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