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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
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entfernt in einer Parktasche. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Ich konnte also in Ruhe alles vorbereiten. Und dann brauchte ich nur noch im Auto mit schussbereiter Kamera zu warten.

    Bölling tauchte etwa zwanzig Minuten später auf, allerdings war er nicht allein. In seiner Begleitung befand sich ein schlacksiger Typ in einem unmodernen grauen Mantel. Die beiden schlenderten über den Parkplatz und erreichten den Mini, stiegen aber nicht ein. Eine Weile sprachen sie mit verhaltener Gestik miteinander, so als fürchteten sie unliebsame Zeugen. Der dünne Mann zog einen Umschlag, der nach Geld aussah, aus seinem Mantel und überreichte ihn Bölling. Ich zoomte mit der Kamera heran: Schadewaldt!

    Was hatte der penible Spießer mit dem windigen Schnüffler zu schaffen? Es wäre interessant gewesen, das zu erfahren, denn Geldtransaktionen in bar, die auf einsamen Parkplätzen abgewickelt wurden, ließen bekanntlich krumme Geschäfte vermuten.

    Bölling steckte den Umschlag ein, Schadewaldt verdrückte sich ohne Gruß. Einen Moment starrte der Mann mit dem Rattengesicht ihm nach, dann schloss er seinen Wagen auf und stieg ein.

    Rückwärts setzte er aus der Parklücke und bremste abrupt. Stieg aus, weil er glaubte, dass das rechte Vorderrad etwas überrollt hatte.

    Ich hatte ihn genau im Visier: Bölling, der die Katze entdeckte. Klick. Der sich über den Kadaver beugte. Klick. Eine tote Katze, grausam überfahren, darüber das amtliche Kennzeichen des Täterfahrzeugs in Großaufnahme. Klick. So eine Scheiße! Was jetzt? Klick. Jetzt schien er stutzig zu werden: Moment, das ist ja meine Katzenleiche. Was soll das sein: eine gottverdammte Falle? Bölling blickte sich hektisch um.

    Keine Sekunde zu früh tauchte ich weg. Egal, die Bilder waren im Kasten.

    Im Rückspiegel sah ich Bölling ausparken und mit quietschenden Reifen davonsausen. Zurück blieb die Katze, die mitgenommen aussah, aber auch irgendwie erleichtert, dass sie jetzt endlich zum letzten Mal gestorben war.

28

    Im Büro lud ich die Fotos auf den PC, druckte sie aus und schrieb einen Brief: Unbekannter, da Sie es so gut mit mir meinen, erlaube ich mir, Ihnen beiliegende Fotos zu übersenden mit der Bitte um freundliche Kenntnisnahme. Keine Sorge, Laura wird nichts davon erfahren, natürlich vorausgesetzt, die von Ihnen fabrizierten Machwerke bleiben in der Schublade. Sollten Sie sich jedoch nicht an diesen gut gemeinten Vorschlag gebunden fühlen, dann machen Sie sich darauf gefasst, dass −

    »Schreibst du neuerdings Erpresserbriefe?«

    Kittel hatte sich angeschlichen und sah mir über die Schulter.

    »Das hat mit meinem Fall zu tun«, brummte ich.

    »Meinst du diesen verschwundenen Heiligen aus dem Mittelalter? Was hat der mit Katzen am Hut?«

    »Das ist kein Heiliger.« Ich klickte auf Dokument schließen. »Wo steckt Dirty Harry? Nimmt sie Nachhilfestunden im Nahkampf? Was führt dich in mein Büro?«

    »Seit wann ist das nur dein Büro?«, fragte Kittel beleidigt. »Sind wir denn nicht mehr Partner?«

    »Ein Partner ist zur Stelle, wenn man ihn braucht«, sagte ich. »Er kommt auch nicht auf die Idee, eine Detektei als Werbefläche für Hundefutter zu missbrauchen.«

    »Ich bin hier, um dir vom Fortgang des Falles Fricke zu berichten.«

    »Das ist kein Fall. Das ist deine Hausaufgabe. Bilde dir bloß nicht ein, dass ich dir dabei helfe.«

    Kittel schob die Computertastatur beiseite und pflanzte seinen Hintern auf den Schreibtisch, sichtlich bemüht, locker und dynamisch zu wirken, wie ein Privatschnüffler in einer TV-Serie. »Ein wirklicher Detektiv wird nicht von der Geldgier getrieben«, zitierte er, »sondern von dem Bedürfnis, Antworten auf Fragen zu erhalten. Einem Bedürfnis, das er mit dem Philosophen gemeinsam hat. − Na, von wem stammt das wohl?«

    »Von mir, na und?«

    »Deshalb dachte ich, ich komme mal vorbei und erzähle dir, was bei meinen Hausaufgaben so herausgekommen ist. Aber wenn’s dich nicht interessiert …«

    »Also, was ist dabei herausgekommen? Wer hat Fricke auf dem Gewissen? Die Mafia?«

    »Durchaus möglich, dass die dahintersteckt.«

    »Ach, komm schon, Kittel! Das hatten wir doch hinter uns.«

    Kittel hüpfte wieder vom Schreibtisch herunter und stieß dabei meine Kaffeetasse um. »Die Firma Allwetterfleisch ist in den letzten Jahren zu einem der profitabelsten Unternehmen der Region angewachsen.« Er warf Küchenkrepp in die Pfütze und sah zu, wie es die braune Flüssigkeit

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