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Alles Wurst

Alles Wurst

Titel: Alles Wurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Guesken
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Englisch. Vor Sex hatten sie eine Heidenangst, verfügten aber über die weltweit größte Auswahl an Silikonbrüsten, was die Tatsache, dass sie nicht jammerten, umso anerkennenswerter machte.

    Nein, ich hatte nichts gegen Amerikaner. Kim Armbruster war die einzige Ausnahme, weil sie sich einbildete, aus Kittel einen dieser Typen machen zu können, die die Dinge optimistisch angingen. Die ihn glauben machte, man könne einen Fisch in einen Vogel verwandeln, indem man ihm ein paar Flügelschläge beibringt. Und weil sie ihn in einen Zombie verwandelte, dessen aufgesetztes Grinsen an ein misslungenes Facelifting erinnerte.

    Warum nahm sie sich nicht stattdessen Bölling vor, jenen armseligen Privatschnüffler, der schlechte Erpresserbriefe schrieb? Dieser Kerl verstand es zu jammern. Und wenn sie schon vorhatte, bei Allwetterfleisch Türen einzutreten, konnte sie sich auch an ihn halten, denn wenn man ihm glauben konnte, hatte er sich in dem Skandalbetrieb ja auch schon umgesehen. › Wirklich, das ist eine schicke Firma. Die haben sogar eine Tiefgarage mit Kühlaggregat.‹

    Wenn man ihm glauben konnte. Der Kerl war sturzbesoffen gewesen. Das hatte ihn aber nicht davon abgehalten, sich wichtigzumachen. Leute seines Schlages konnten nicht anders. Auch wenn sie hoffnungslos betrunken waren, versackten sie nicht schweigend in der Ecke, um mit stumpfem Blick vor sich hin zu starren, sondern redeten pausenlos weiter, bis kein Mensch mehr fähig war, darauf zu achten, ob irgendetwas in ihrem Redefluss einen Sinn ergab. Eine coole Firma, hatte ich spöttisch gedacht. Halten die Pkws der Mitarbeiter frisch. Im Sommer, wenn draußen die Luft vor Hitze flimmert, kann jeder Allwetterfleischler in seiner vorgekühlten Limousine entspannt in den wohlverdienten Feierabend starten.

    Oder wozu brauchte eine Tiefgarage sonst ein Kühlaggregat?

    »Heh, Kittel!«, rief ich. »Warte auf mich, ich komme doch mit!«

    Er war noch nicht weg, aber er antwortete nicht, weil er eingeschnappt war. Irgendwie war ich erleichtert, dass er doch noch ein wenig der Alte war.

29

    »Das sieht wie eine ganz normale Tiefgarage aus«, fand Kittel.

    Er hatte recht. Das übliche schummerige Neonlicht, der Abgasgeruch, die rauen Betonwände. Ein Ort, an dem man sich nicht aufhalten wollte. »Aber irgendwo hier muss es sein.«

    »Glaubst du wirklich, Henk, die würden uns so einfach reinfahren lassen, wenn die hier illegales Fleisch lagern würden?«

    »Das ist wie mit dem Geldschein, der unter der Kaffeetasse steckt. Der Safe wird aufgebrochen, aber unter der Tasse sucht keiner.«

    »Genial. So wie der Schlüssel unter der Matte, was?«

    Ich sah auf die Uhr. »Wir warten eine Weile. In einer halben Stunde machen die Feierabend, dann können wir uns in Ruhe umsehen.«

    Also warteten wir eine Weile.

    »Separatoren«, sagte ich. »Was sind das eigentlich für Tiere? Hab noch nie von denen gehört.«

    »Separatorenfleisch ist der Abfall der Abfälle. Kleinste Fleischteilchen, die die Putzkolonne auf dem Fußboden zusammenkehrt. Man denkt sich, dass es doch zu schade wäre, sie in den Müll zu werfen, also befreit man sie maschinell von den letzten Knochensplittern und mixt sie zu einem Brei zusammen.«

    »Kann mir nicht vorstellen, dass so was schmeckt.«

    »Die machen Wurst daraus. Leberwurst, Teewurst oder Bierwurst. Da weiß eh keine Sau, was drin ist. Und der Geschmack hängt von den Geschmacksverstärkern ab, die sind das A und O.«

    »Na schön, Kittel«, sagte ich beeindruckt. »Aber wer hat Fricke umgebracht?«

    »Die Kripo hat im Keller des Biotop Gammelfleisch sichergestellt. Ich wette, das hat Fricke von Allwetterfleisch bezogen.«

    »So wie es in seinem Abschiedsbrief steht: Er hat Wein gepredigt und Wasser getrunken?«

    Kittel schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich bekam er kalte Füße und wollte aussteigen. Das konnte Castrop nicht zulassen.«

    Während unserer kleinen Unterhaltung machte sich im Allwetterfleisch- Parkhaus der Feierabend bemerkbar: Ein Mitarbeiter nach dem anderen stieg in sein Auto und fuhr davon.

    »Und was ist mit Wallenstein?«, fragte ich.

    »Was soll mit dem sein?«

    »Erstens waren die Todesfinger für ihn und nicht für Fricke bestimmt, und zweitens war Fricke davon überzeugt, dass Wallenstein ihm im Nacken saß. Deshalb hatte er dich engagiert.«

    »Er glaubte, dass Wallenstein ihm das Geschäft vermiesen wollte. Aber die Fleischabfälle hat er von Castrop bezogen.«

    »Aber wenn Castrop ihn

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