Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles zerfällt: Roman (German Edition)

Alles zerfällt: Roman (German Edition)

Titel: Alles zerfällt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chinua Achebe
Vom Netzwerk:
gefrühstückt, dann versammelten sich Frauen und Kinder auf Obierikas Hof, um der Mutter der Braut bei der schwierigen, aber freudigen Aufgabe zu helfen, für ein ganzes Dorf zu kochen. Nwoyes Mutter und Okonkwos jüngste Frau waren mit allen Kindern zum Aufbruch bereit. Nwoyes Mutter trug einen Korb Taro, eine Tafel Salz und geräucherten Fisch: ihr Geschenk an Obierikas Frau. Okonkwos jüngste Frau Ojiugo wiederum würde ihr einen Korb Bananen und Taro und einen kleinen Krug Palmöl überreichen. Die Kinder trugen Wasserkrüge.
    Ekwefi war müde und schläfrig nach der Anstrengung der vergangenen Nacht. Sie waren noch gar nicht so lange zurück. Die Priesterin hatte sich mit der schlafenden Ezinma auf dem Rücken aus dem Schrein gewunden wie eine Schlange. Sie hatte Okonkwo und Ekwefi keines Blickes gewürdigt noch die leiseste Verwunderung gezeigt, die zwei am Eingang der Höhle vorzufinden. Den Blick starr geradeaus gerichtet, kehrte sie ins Dorf zurück. Okonkwo und seine Frau folgten in gebührendem Abstand. Sie glaubten, die Priesterin werde ihre eigene Hütte anstreben, doch stattdessen suchte sie Okonkwos Hof auf, durchschritt seinen obi , betrat Ekwefis Hütte und dort die Schlafkammer. Sie legte Ezinma sanft auf das Lager und ging, ohne zu irgendjemandem auch nur ein Wort zu sagen.
    Ezinma schlief noch, als alle anderen schon auf den Beinen waren, und Ekwefi bat Ojiugo und Nwoyes Mutter, der Frau Obierikas auszurichten, dass sie sich verspäten werde. Ihr Korb Taro und Fisch stehe bereit, aber sie müsse warten, bis Ezinma aufwache.
    »Du brauchst selbst Schlaf«, sagte Nwoyes Mutter. »Du siehst erschöpft aus.«
    Während sie sich unterhielten, trat Ezinma aus der Hütte, rieb sich die Augen und reckte den mageren Körper. Als sie die anderen Kinder mit ihren Wasserkrügen sah, fiel ihr ein, dass sie alle zusammen Wasser für Obierikas Frau holen wollten. Sie lief in die Hütte zurück und kam mit ihrem Krug wieder.
    »Hast du ausgeschlafen?«, fragte ihre Mutter.
    »Ja«, antwortete sie. »Gehen wir.«
    »Nicht, ehe du gefrühstückt hast«, entgegnete Ekwefi. Sie ging in die Hütte, um die Gemüsesuppe aufzuwärmen, die sie am Abend zuvor gekocht hatte.
    »Wir gehen schon mal los«, sagte Nwoyes Mutter. »Ich sage Obierikas Frau, dass du nachkommst.« Und so gingen sie alle, um Obierikas Frau zu helfen – Nwoyes Mutter mit ihren vier Kindern und Ojiugo mit ihren beiden.
    Als sie alle Okonkwos obi durchquerten, fragte er: »Und wer bereitet mein Nachmittagsmahl zu?«
    »Ich werde rechtzeitig dafür wiederkommen«, sagte Ojiugo.
    Okonkwo fühlte sich ebenfalls müde und schläfrig, denn auch wenn niemand sonst es wusste, er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Er hatte sich große Sorgen gemacht, ließ es sich aber nicht anmerken. Als Ekwefi der Priesterin nachlief, hatte er eine, wie er meinte, angemessen männliche Zeit verstreichen lassen und war dann mit seinem Kampfmesser zum Schrein aufgebrochen, wo er sie vermutete. Erst, als er dort eintraf, fiel ihm ein, dass die Priesterin sich ebenso gut entschieden haben könnte, zunächst um die Dörfer zu ziehen. Also kehrte Okonkwo nach Hause zurück und wartete. Als er meinte, lange genug gewartet zu haben, ging er erneut zum Schrein. Doch die Hügel und Höhlen lagen totenstill da. Erst auf seinem vierten Gang hatte er Ekwefi angetroffen, und da machte er sich längst ernste Sorgen.

    Auf Obierikas Hof ging es zu wie in einem Termitenhügel. Auf jedem freien Fleck waren provisorisch aus drei Blöcken luftgetrockneten Lehms Dreifüße zum Kochen errichtet worden, und in hundert Holzmörsern wurde Fufu gestampft. Die einen Frauen kochten Yams und Kassava, die anderen bereiteten Gemüsesuppen zu. Junge Männer stampften das Fufu oder hackten Holz. Die Kinder unternahmen ungezählte Gänge zum Fluss.
    Drei junge Männer halfen Obierika, die beiden Ziegen zu schlachten, aus denen eine Suppe gemacht werden sollte. Es waren sehr fette Ziegen, doch die fetteste war dicht an der Hofmauer festgepflockt. Sie war groß wie eine kleine Kuh. Obierika hatte einen Verwandten bis Umuike [113]   gesandt, um sie zu erstehen. Sie war es, die er seinen Schwagern übergeben würde.
    »Der Markt von Umuike ist ein staunenswerter Ort«, erklärte der junge Mann, den Obierika losgeschickt hatte, um die gewaltige Ziege zu kaufen. »Es gibt dort so viele Menschen, dass ein hochgeworfenes Sandkorn den Weg zur Erde nicht mehr fände.«
    »Das liegt an einem starken Zauber«,

Weitere Kostenlose Bücher