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Alles zu seiner Zeit: Mein Leben (German Edition)

Alles zu seiner Zeit: Mein Leben (German Edition)

Titel: Alles zu seiner Zeit: Mein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Gorbatschow
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etwas geschehen. Die Führer der USA und der UDSSR hatten sich sechs Jahre lang nicht getroffen. Ich fand, wir müssten uns aufeinander zubewegen und den Dialog wieder aufnehmen. Die Beibehaltung der entstandenen Situation war nur dazu geeignet, die Lage weiter anzuheizen. Wir mussten uns treffen.
    Das Treffen fand Ende 1985 in Genf statt. Die ganze Welt setzte große Hoffnungen darauf. Zur Berichterstattung über das Gipfeltreffen waren 3500 Journalisten angereist. Wir hatten uns gründlich vorbereitet. Koordinator der Vorbereitung war das Außenministerium unter dem neuen Außenminister Schewardnadse. Es wurden Direktiven für dieses Treffen ausgearbeitet. Diese Ausarbeitung oblag Kommissionen, denen Gruppen des Außen- und des Verteidigungsministeriums sowie des KGB angehörten. Bei Fragen, die wirtschaftliche Probleme betrafen, wurden auch die Staatliche Planungskommission und Fachleute eingeschaltet. Die weitere Ausarbeitung übernahm dann eine spezielle Kommission unter der Leitung des Politbüromitglieds Sajkow. Die vorläufigen Pläne für die Direktiven wurden nach Fertigstellung dem Politbüro als letzter Instanz vorgelegt.
    Ich spreche absichtlich so ausführlich darüber, weil es zahlreiche Mutmaßungen darüber gibt, wie diese Entscheidungen zustande kamen. Die letzte Instanz, diese oder jene Vorschläge gutzuheißen oder abzulehnen und neue Anordnungen zu erlassen, war das Politbüro. Dem Politbüro wurden auch grundlegende Vorschläge sowie kritische Bemerkungen zu dem Projekt unterbreitet.
    Mit dem amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan in Genf, November 1985
    Die Verhandlungen und anderen Treffen in Genf dauerten circa 15  Stunden. Fünf oder sechs Treffen fanden mit Reagan unter vier Augen statt, wobei wir jedes Mal den Zeitplan überzogen.
    Uhrenvergleich vor dem Gespräch in der Villa Fleur d’Eau, 19 . November 1985
    Das erste Treffen fand in Reagans Residenz statt. Er empfing mich am Eingang. Wir begrüßten uns. Von außen betrachtet schien es, als seien wir guter Stimmung. Ja, mehr als das, es sah aus, als träfen sich zwei alte Bekannte oder Freunde. Als wir aber unsere Delegationen weggeschickt hatten und uns mit den Dolmetschern zurückzogen, änderte sich die Atmosphäre nach wenigen Begrüßungsworten schnell. Wir stritten und schoben einander hitzig die Verantwortung für das Wettrüsten in die Schuhe, das die Welt an den Rand eines atomaren Konfliktes gebracht hatte.
    Reagan ließ sich lange über unsere Einmischung in die Angelegenheiten der »Dritten Welt« aus. Das sei der Grund für die Spannungen zwischen Washington und Moskau. Meine Antwort war, wir hätten nicht die Absicht, die »Revolution zu exportieren«. Wir unterstützten nur genauso wie die USA die Freunde in unserer Interessensphäre.
    Ich weiß noch, wie mich die Mitglieder der sowjetischen Delegation nach dem ersten Treffen umringten. Sie wollten wissen, was ich für einen Eindruck von Reagan hatte, den man nicht nur bei uns, sondern in der ganzen Welt als »Falken« bezeichnete. Ich sagte, Reagan sei ein Mann extrem konservativer Überzeugungen, ja, er sei ein »richtiger Dinosaurier«. Später erfuhr ich aus
Newsweek
, dass Reagans Umfeld ein ähnliches Interesse an mir an den Tag gelegt hatte. Und Reagan soll gesagt haben, »Gorbatschow ist ein richtiger Betonkommunist«.
    Mit der Zeit wurde der Ton zwischen uns jedoch sachlicher. Ich erklärte Reagan, wir wollten nicht in Afghanistan bleiben und strebten eine politische Lösung des Afghanistan-Konflikts an. Und wir hätten nicht vor, gegen die USA einen Krieg zu führen.
    Reagan legte sich ins Zeug, um mich für sein Programm der weltraumgestützten Raketenabwehr ( SDI ) zu gewinnen, das ein reines Verteidigungssystem sei. Meine Antwort darauf war eindeutig: Dieses Programm sei nichts anderes als der Versuch, das Wettrüsten in den Kosmos zu verlagern. Die Beteuerungen des Präsidenten könnten uns nicht in die Irre führen. Ich sagte, wenn die Amerikaner unsere Argumente gegen dieses Programm nicht verstünden, bliebe uns nichts anderes übrig, als darauf zu antworten.
    Seit dem Treffen ist viel Zeit vergangen. Aber ich erkläre erneut: Meine Warnung, wir würden auf das SDI -Programm antworten, war kein Bluff. Wir hatten tatsächlich ein solches Programm.
    »Wenn ich sehe, dass die USA uns nicht glauben, frage ich mich: Warum sollen wir den USA mehr glauben als sie uns? Ich glaube, so kommen wir nicht weiter«, schloss ich, und es entstand ein drückendes

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