Allie setzt sich durch - Band 3
Pause entscheiden. Kommt, M und D.«
Als sie mit ihrem Gefolge fortging, knirschten ihre hochhackigen Stiefel im Schnee.
»Mir doch egal, was die sagt«, sagte Caroline, als sie weit genug weg waren. »Du willst das doch nicht etwa machen, oder, Sophie?«
Doch als wir Sophie ansahen, wussten wir alle Bescheid. Sie würde es tun.
»Natürlich mache ich das«, sagte sie völlig fertig. »Ich muss. Denn wenn dein heimlicher Schwarm von diesem Geheimnis erfährt und es nicht mehr geheim ist, ist das schlimm. Es gibt nichts Schlimmeres. «
»Wie bitte?« Caroline ist fassungslos. »Das stimmt nicht. Es gibt sehr wohl etwas Schlimmeres. Es wäre schlimmer, wenn deine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen würden. Oder wenn du dieses Ding bekommst, von dem du immer redest, diesen fleischfressenden Virus. Wen schert es, ob Prinz Peter weiß, dass du ihn magst? Ich meine, es stimmt doch, na und?«
»Oh!«, sagte Sophie und holte zitternd Luft, als würde sie
gleich anfangen zu weinen. Tatsächlich weinte sie schon. »Das war ja klar, dass du das sagen würdest, Caroline Wu! Dich betrifft es ja nicht, stimmt’s? Dabei bist du an allem schuld, ja du! Du hast Cheyenne überhaupt erst von Prinz Peter erzählt!«
Caroline schüttelte den Kopf. Jetzt war sie so aufgelöst wie Sophie. »Wie? Meine Schuld? Aber … ich wollte nicht …«
»Halt die Klappe!«, schrie Sophie, als es klingelte. »Halt einfach nur die Klappe!«
Dann lief sie weinend davon.
In dem Moment kapierte ich, was los war. Alles hatte sich verändert … nicht nur in Mrs Hunters vierter Klasse, sondern auch unter uns vier »Königinnen«. Alles nur wegen einer einzigen Übernachtungsparty.
Regel Nummer 9
Manchmal muss man sagen, dass alles gut wird, damit es anderen besser geht
In der großen Pause fragte Sophie Peter Jacobs, ob er mit ihr gehen würde. Er sagte ja. Aber das heiterte sie keineswegs auf, wie man hätte vermuten können. Wir fanden sie niedergeschlagen auf einer Schaukel sitzen. Sie sah fast so elend aus wie Joey Fields, als er so getan hatte, als würde er die Güterwagen-Kinder-Bücher lesen - damals in der unbeschwerten Zeit des Kuss-Spiels, als kein Mädchen ihn jagen wollte.
Caroline war nicht bei uns. Sie spielte mit Rosemarie und den Jungen Kickball, weil sie Sophie »in Ruhe lassen wollte, damit sie sich beruhigen konnte«.
»Aber das verstehe ich nicht«, sagte Erica verwirrt. »Wenn er Ja gesagt hat, warum siehst du dann immer noch so traurig aus?«
»Kapierst du es nicht?« Sophie sah aus, als würde sie gleich wieder anfangen zu weinen. »Er hat nur aus Höflichkeit Ja gesagt. Er wollte mich nicht enttäuschen, deshalb hat er nicht Nein gesagt. Weil er nicht unhöflich sein wollte.«
»Oh, nein«, sagte Erica und warf mir über Sophies Wollmütze hinweg einen verzweifelten Blick zu. »Das glaube ich einfach nicht. Ich bin sicher, dass Prinz Peter so etwas nie tun würde.«
Sophie schaute Erica wütend an. »Selbstverständlich würde er das tun«, sagte sie. »Er ist ein Prinz.«
»Er ist kein echter Prinz.«
Es war mir ein Bedürfnis, sie daran zu erinnern. Aber es stellte sich als falsch heraus, denn Sophie brach auf der Stelle in Tränen aus.
»Oje«, sagte Erica und zog mich am Arm ein wenig zur Seite, damit Sophie uns nicht hören konnte. Dabei war das ohnehin unwahrscheinlich, da sie so laut schluchzte. »Was sollen wir machen? Das ist furchtbar. Sophie geht es schlecht, und wenn das so weitergeht, wird sie Caroline nie verzeihen!«
»Ich weiß«, antwortete ich.
Heute wünschte ich mir, Rosemarie zu sein. Denn dann hätte ich einfach auf Cheyenne zugehen und ihr eine reinhauen können. Doch ich war nicht Rosemarie. Ich war nur ich, Allie. Und ich gehöre nicht zu den Mädchen, die einfach auf Leute zugehen und ihnen eine verpassen. Ich gehöre ja zu den Mädchen, die eine gewaltfreie Konfliktlösung bevorzugen.
Bis zur Mittagspause war der Streit zwischen Sophie und Caroline so richtig im Gange. Es fing damit an, dass Caroline sich (noch mal) dafür entschuldigte, dass sie Cheyenne von
Prinz Peter erzählt hatte. Das war, als wir Kevin auf dem Nachhauseweg vom Kindergarten abholten. Sophie weigerte sich trotz der Entschuldigung, mit Caroline zu reden. Sie nahm einfach Kevins Hand, schaute stur geradeaus und ging los.
»Hast du gehört, was ich gesagt habe, Sophie?«, fragte Caroline. »Ich habe gesagt, dass es mir sehr, sehr, sehr, sehr leid tut.«
Sophie sagte gar nichts, jedenfalls nicht zu
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