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Allmachtsdackel

Allmachtsdackel

Titel: Allmachtsdackel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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jedenfalls los, das Fleisch holen«, sagte Barbara und blickte auf ihre klobige Armbanduhr.
    Mein Kaffee schlug Wellen. Ein schwarzer Punkt paddelte darin herum. Er hatte eine Tropfenform und Beinchen.
    »Und wo steckt Maxi?«, fragte Barbara.
    Jacky zuckte mit den Schultern und biss ab. »Mit Samanta draußen, nehme ich an.«
    Ich zog das Brot zu mir heran. Da gab es plötzlich Radau auf dem Küchenboden. Cipión kreiselte um sich selbst und machte Jagd auf sein Hinterteil.
    »Ein Floh!«, sagte Jacky vergnügt.
    Das Krabbelkipf nutzte die Gelegenheit, da Cipión sein Fell mit den Zähnen durchpflügte, um sich in seine Ohren zu hängen. Cipión fuhr herum, seine Zähne blitzten. Barbara, Jacky und ich schauten stumm zu. Ich, weil ich gar nicht schnell genug reagieren konnte, die beiden Frauen mit eher wissenschaftlicher Neugierde. Doch nichts geschah. Mein junger Rüde biss nicht zu, sondern entzog sich vorsichtig dem Griff des Kipfs und schlich auf Krallenspitzen davon.
    Und immer noch besser, Flöhe auf dem Tisch als Mücken in den Augen.
    »Dieses Jahr ist es besonders schlimm. Die Hitze.« Barbara stieß sich von der Küchenzeile ab, langte ein Herrenportemonnaie von einem hohen Schrank herab und steckte es in die Gesäßtasche. »Lisa, kannst du einen Sprinter fahren?«
    Jacky lachte glockenhell. »Einen Blöden findet sie immer!«
    »Wohin soll es denn gehen?«
    »Nach Albstadt ins Kühlhaus, Fleisch holen. Wir lassen unsere Rinder dort von einem Betrieb zerlegen. Wie du vielleicht schon bemerkt hast, haben wir einen kleinen Hofverkauf.«
    Hatte ich nicht bemerkt.
    »Wir haben nur am Wochenende offen.«
    »Auch sonntags?«
    Barbara feixte. »Verboten zwar, aber nicht strafbar. Hin und wieder kommt die Polizei vorbei. Dann kriegen wir einen Bußgeldbescheid über 45 Euro. Den bezahlen wir pünktlich, damit alles seine Ordnung hat, und gut ist.«
    Eine Erinnerung schwappte aus einer anderen Welt zu mir herüber. Was hatte Christoph mir gestern in der Wielandshöhe erzählt? Irgendetwas von einem Hofverkauf in Balingen, der bei der Staatsanwaltschaft Hechingen anhängig war. Eine Viertelmillion Euro aus ordnungswidrigen Einnahmen sollten an den Staat fallen.
    »Also? Was ist?« Barbara klimperte mit dem Autoschlüssel. »Ein Stündchen wird Richard doch wohl noch auf dich verzichten können. Und vergnügungssteuerpflichtig wird das ohnehin nicht bei den Webers.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an.
    Jacky lachte freudig. »Pass auf, Baba! Die ist noch cooler als du.«
    Wenn es so einfach gewesen wäre. Ich überlegte, ob Jacky mich auslachen würde, wenn ich versuchte, die Flöhe auf dem Esstisch mit der Zigarettenglut zu erstechen. Wem wollte ich es hier eigentlich recht machen, dem Biest oder der Mutter? Und seit wann kam es mir darauf an, es irgendwem recht zu machen? Jacky stand auf, öffnete das Küchenfenster, holte einen Aschenbecher vom Fensterbrett, schloss das Fenster wieder, kehrte zum Tisch zurück, setzte sich und löste den Klebestreifen von ihrer Packung Drehtabak.
    In diesem Moment sprang die Tür auf und Henry kam mit wehender Mähne herein, nur im Hemd, das die Milchbrust kaum fasste, und im labbrigen Schlüpfer. Sie hieb mir die Zigarette aus der Hand, griff nach dem Aschenbecher und holte aus. »Keine halbe Stunde kann ich das Kipf bei euch lassen!«
    »Stopp!«, rief Jacky und stellte sich mit erhobenen Händen vor ihre ältere Schwester. »Stopp! Warte!«
    Barbara riss das Küchenfenster auf. Jacky sprang beiseite, und Henry schleuderte den Aschenbecher in einem Schweif von Asche und Kippen zum Küchenfenster hinaus.
    Barbara hustete.
    Ich hatte noch nicht einmal angefangen zu staunen, da schnappte Henry schon ihr Baby vom Boden, riss ihm das nass gelutschte Brötchen aus der Hand, feuerte uns vernichtende Blicke aus glühend dunklen Augen zu und rauschte hinaus. Das Kipf brüllte wie abgestochen!
    Ich sammelte meine Zigarette wieder ein. Sie hatte ein Loch in die Brottüte gefräst.
    Barbara schloss das Fenster und sagte: »Immerhin wartet sie jetzt, bis wir das Fenster aufgemacht haben.«
     

9
     
    Der Fluss mit seinen Pappelreihen schirmte den Zeitentalhof gegen den Höhenzug von Frommern ab. Im Westen verengte ein Wald den Blick. Dahinter stieg der Fürsten zum Altort an. Auf der anderen Seite verloren sich Weiden zwischen bewaldeten Höhenzügen in Richtung Stockenhausen.
    Eine Blautanne, die hier nicht hergehörte, überragte das Wohnhaus aus den Sechzigern mit konisch

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