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Allmachtsdackel

Allmachtsdackel

Titel: Allmachtsdackel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Leiche hin?«
    »Nach Tübingen in die Rechtsmedizin. Und glauben Sie mir, vergnügungssteuerpflichtig wird das nicht.«
    Gab es oder hatte es jemals in Deutschland eine Vergnügungssteuer gegeben? Das musste ich Richard mal fragen. Richard! Ein schwarzer Stift zog einen dicken Strich durch meine Seele. Kromppein täuschte sich, wenn er meinte, er müsse höflich zu mir sein, weil ich der Durchschlupf ins Netzwerk des Stuttgarter Oberstaatsanwalts und Duzfreundes des Generalstaatsanwalts sei.
    Und plötzlich gab mein freigeräumtes Hirn auch das andere Dejá-vu frei: Es war Jacky gewesen, die, als sie uns gestern Abend die Tür öffnete, zu ihrem Onkel Richard gesagt hatte: »So schnell sieht man sich wieder!« Dabei hatte Richard mir auf der Hinfahrt kurz zuvor auseinandergesetzt, er sei zum letzten Mal zu Pfingsten bei seinen Eltern gewesen, in einem eisigen Haus, in dem er sich den Arsch abgefroren habe, weil der alte Martinus sich weigerte, Heizöl nachzukaufen. Mir an Lottes Stelle hätte das als Grund genügt, dem Tyrannen den Garaus zu machen. Männer! Nicht einmal ein Passwort war der Name seiner Frau Martinus wert gewesen. Warum merkten wir das immer erst, wenn uns nichts anderes mehr übrig blieb, als uns zu fügen oder zu gehen oder beides?
    »Na, ich muss wohl wieder«, weckte mich Kromppein. »Aber wir müssen das unbedingt nachholen, unser Essen. Meine Frau und ich würden uns freuen, wenn Sie uns einmal besuchen würden. Sie sind doch sicherlich noch länger hier.«
    Ich nickte. Er begab sich zu seinen Hilfsbeamten zurück. Die Frommerner Schaulustigen, Gaffer, Untätigen, Kinder, Mütter und Rentner starrten mich an.
    »Wo ist der Bahnhof?«, fragte ich die Nächststehende.
    »Nix wissen«, antwortete sie lächelnd. Auch das war Frommern, das Migrantenproblem.
    Ich änderte meinen Plan. Unter sich erhitzender Sonne wanderte ich die Balinger Straße zurück. Meine Rippenprellung von der nächtlichen Begegnung mit der Kuh pochte bei jedem Schritt. Hinter dem Weber’schen Haus stand Richards Limousine nicht mehr, wie ich mich nicht enthalten konnte zu erspicken. Sie waren wohl losgefahren zum Bestattungsinstitut Erdinger. Was mich enttäuschte und erleichterte, konnte er mich doch demzufolge auch nicht vom Fenster aus erblicken und mir hinterhergerannt kommen, um irgendwelche Erklärungen vorzutragen.
    Ich tastete in meiner Jackentasche nach meinem Pickset, wie wir vom Verein der Sportsfreunde der Sperrtechnik unsere Dietriche nannten, die man selbstverständlich niemals verwendete, um eine Tür zu öffnen, sondern lediglich dazu, um ein Schloss zu knacken. Jetzt wäre das Haus leer gewesen. Keine Lotte, die hinter einer Tür lauerte, um mir das Muttermesser zwischen die Rippen zu rammen.
    Aber was wollte ich eigentlich? Nur ein Passwort knacken oder das Geheimnis des Patriarchen aufdecken? Vermutlich hatte er keines, das über das Rätsel jeder Familie hinausging: die Lieblosigkeit. Und nur weil ich mich von Richard nicht nach Hause schicken lassen wollte, musste ich nicht in sein Elternhaus einbrechen. Es reichte, wenn ich zum Zeitentalhof zurückkehrte.
    Ich passierte eine Bushaltestelle, eine Fußgängerampel, das Internetcafe Bergblick und die Brücke. Aus der Balinger Straße wurde die Ebinger Straße, von der endlich die Zeitentalstraße abzweigte, die sich hinzog. Da es sich beim Gehen gut reden ließ, suchte ich die Privatnummer von Hauptkommissar Christoph Weininger in meinem Handy. Bethe nahm ab. Sie und Christoph hatten letzten Sommer geheiratet, und zwar im Schlosshotel Monrepos in Ludwigsburg mit hundert Gästen, Menü, launigen Reden, Babybildersammlungen, Walzer und Torte. Jetzt war Bethe schwanger. »Du willst Christoph sprechen? Der ist in der Garage. Geht’s gut?« Ich hörte an ihrem Atem, dass sie mit dem Telefon durchs Haus ging.
    Bethe war eine zierliche brünette Schönheit. Wir hatten uns auf höfliches Desinteresse geeinigt. Einmal wenigstens hatte sie mich sehen müssen, um sich sicher zu fühlen, dass Christoph nie was mit mir gehabt haben konnte und nie etwas haben würde. Wobei sie dem grundsätzlichen Irrtum schöner Frauen erlag, dass Männer auch im Bett Ästheten waren. Alles laufe gut mit der Schwangerschaft, erzählte sie, während Treppenstufen ihre Stimme durchschüttelten, er bewege sich viel. Dass es ein Er war, hatte der Ultraschall bereits verraten. »Dann gebe ich dich mal weiter, tschüss!«
    »Hallo, Lisa«, meldete sich Christoph.
    »Und, läuft es

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