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Allmachtsdackel

Allmachtsdackel

Titel: Allmachtsdackel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Sprache der Hopi-Indianer Krieger der Sonne heißt. Du hast also wirklich geglaubt, es sei der Urologe gewesen, der den Totenschein ausgestellt hat. Dabei hättest du nur den Namen am Praxisschild lesen müssen: Felix Zittel, nicht Reinhold Zittel.«
    »Ich wusste doch, ich hatte da was übersehen.«
    »Offenbar hast du auch übersehen, dass kein Dr. Zittel der Welt dir sagen wird, woran mein Vater gestorben ist. Oder wolltest du dich als mein unehelicher Halbbruder ausgeben, der von der Familie ausgegrenzt wird?«
    Richards Miene ließ keinen Zweifel daran, dass ich damit meine Grenzen auf unverzeihliche Weise überschritten gehabt hätte. Ich hob den Kopf und schwieg in seinen Blick hinein. Der freundliche Serviceterror nahte in Gestalt breithüftiger blonder Jugend.
    »Ein Java, bitte«, sagte Richard.
    Der Serviceterror lächelte. Sie lächelten immer, wenn Richard sie anblickte mit dieser unnachahmlichen Mischung aus Jäger und Kultur. Ich schämte mich kurz meines ramponierten Anzugs und meines Mangels an Identität und bestellte in meiner Entscheidungsnot die mexikanische Riesenbohne, weich, mild und hochfein im Geschmack, der Kaffee der Ladys und Damen der Oberschicht im neunzehnten Jahrhundert.
    »Sehr gern«, lächelte der Serviceterror und ging davon, die Stufen hinauf, die ohne Zweifel gemacht waren, um jemanden wie mich der Länge nach zwischen die Tische und Stühle zu hauen.
    Richard zog die Zigarettenschachtel aus der Brusttasche seines Poloshirts. »Du hast dir Zittels Buch über die Waagen gekauft, wie ich sehe.«
    »Vielleicht schreibe ich was über die Waagen von Balingen. Übrigens treibt Zittel junior in seinem Labor brisante Dinge. Er trennt Spermien in männliche und weibliche. Nur für die Tierzucht, sagt er.«
    Richard inhalierte tief und schlitzte die Augen.
    Der blonde, breithüftige und junge Serviceterror brachte unseren Kaffee in zwei gläsernen Pressstempelkannen. Richard folgte der jungen Frau, als sie ging, mit den Augen. Ein Männerblick auf Halbhöhe.
    »Warum hast du mir nie von deiner Base Barbara erzählt, Richard, von deiner Jugendfreundin Bullwinkle?«
    Er langte nach dem Schieber und drückte ihn durch die schwarze Brühe im Glas nach unten.
    »Und außerdem hast du mich angelogen!«
    Seine Augen wurden sehr asymmetrisch.
    »Du warst gestern schon mal hier, Richard.« Ich stauchte meinen Schieber durch den Kaffee, dass der schwarze Gries aufwirbelte. »Und mir erzählst du, du hättest deine Eltern zuletzt zu Pfingsten besucht.«
    »Eigentlich, Lisa, habe ich nicht die geringste Lust, dir auf so was zu antworten.«
    »Auf was Sowas?«
    »Lisa, hör bitte auf, dir aus Dingen, die nichts miteinander zu tun haben, einen Krimi zusammenzureimen. Ich schulde dir kein Alibi. Mein Vater ist gestorben, weil er krank war. Er hatte einen irreversiblen Leberschaden.«
    »Ah, daher das Gluckern in seinem Leib. Leberzirrhose im Endstadium. Dein Vater scheint nicht so enthaltsam gewesen zu sein, wie es sein gottesfürchtiger Lebenswandel glauben machen sollte.«
    »Nicht immer ist Alkohol die Ursache einer Leberzirrhose.«
    Mir wäre es eigentlich egal gewesen, ob Martinus Weber zu den stillen Alkoholikern gehört hatte oder Quartalssäufer gewesen war. Aber Richard war es nicht egal. Das konnte sogar ich verstehen. Er hatte sein problematisches Verhältnis zum Alkohol schon vor vielen Jahren auf leberschonende Weise gelöst.
    »Ich habe es nicht gewusst«, fuhr er fort. »Ich habe es erst heute seinen Krankenkassenabrechnungen entnommen. Hätte ich auch nur geahnt, wie ernst es um meinen Vater stand, dann wäre ich gestern nicht heimgefahren, ohne meine Eltern besucht zu haben. Ja, es stimmt, ich war hier.«
    »Warum?«
    »Das lass dir am besten von Barbara erklären, Lisa.« Schon immer hatte er sich in meinem wirren Kopf besser ausgekannt als ich. »Es hat mit dem Tod meines Vaters jedenfalls nichts zu tun.«
    »Ich wünschte, du würdest es meinem eigenen Urteil überlassen, was womit zu tun hat.«
    »Hier geht es nicht um dein Urteil, Lisa. Es gibt nichts zu recherchieren. Nach meinem Gespräch mit Barbara bin ich zu meinen Eltern hinübergefahren und habe geklingelt. Es war so gegen halb fünf. Aber es war anscheinend niemand zu Hause. Also habe ich mich auf den Heimweg gemacht. Gegen halb sechs war ich zu Hause.«
    »Und hast beim Sechsuhrschlag der Haigstkirche darüber nachgedacht, warum dein Vater nicht stirbt.«
    »Wenn du es so ausdrücken willst. Demzufolge entspricht es der

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