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Allmen und die verschwundene María

Allmen und die verschwundene María

Titel: Allmen und die verschwundene María Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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en el olvido, que me saques del peligro en que me encuentro, debido a mi agradecimiento esta alianza con vos…«
    »¡Basta!«, schrie Dalia Gutbauer.
    Carlos verstummte und bekreuzigte sich. Aber er blieb auf den Knien.
    Dalia Gutbauer, die es gewohnt war, dass man ihr gehorchte, sah Allmen fragend an. Er ging ein paar Schritte auf sie zu. »Ich weiß nicht, inwieweit Sie informiert sind«, begann er.
    »Worüber?«
    [60]  »Es geht um das Dahlienbild von Fantin-Latour.«
    »Für mich ist der Fall erledigt.«
    »Für uns war er das auch. Aber es hat sich eine neue Situation ergeben. Eine unserer Mitarbeiterinnen wurde entführt. Die Entführer fordern das Bild als Lösegeld.«
    Dalia Gutbauer war die Überraschung anzusehen. »Mein Bild? Aber da müssten sie doch… Also mich hat niemand kontaktiert.«
    »Die Sache ist etwas kompliziert.«
    »Erklären Sie sie mir. Mein Auffassungsvermögen ist noch einigermaßen intakt.«
    Die Pflegerin hatte einen Stuhl gebracht, auf den sich die alte Frau jetzt umständlich setzte.
    Allmen erklärte. »Wir gehen davon aus, dass hinter der Entführung die Leute stecken, die auch die Hintermänner des Diebstahls waren.«
    »Aber Tenz hat es ihnen ja zurückgekauft.«
    »Zurückgestohlen.«
    »Ach so. Stehlen scheint in der Familie zu liegen. Also deswegen wurde er umgebracht.«
    Allmen nickte. »Vielleicht nicht einmal absichtlich. Vielleicht sind sie nur bei der Befragung zu weit gegangen.«
    »Und bei dieser Befragung ist der Name Allmen International Inquiries gefallen«, folgerte Madame Gutbauer. »Und jetzt gehen sie auf Sie los.«
    [61]  »Ich fürchte, Sie sehen das richtig, Madame Gutbauer.«
    Sie begann den Kopf von links nach rechts und von rechts nach links zu drehen, langsam und mit großem Nachdruck. Schließlich sagte sie: »Die wollen mich erpressen mit der Drohung, jemanden zu töten, den ich nicht einmal kenne.« Sie verzog den Mund zu einem verächtlichen Lächeln. »Stümper!«
    Sie winkte der Pflegerin hinter sich. »Kommen Sie, Schwester Monika, gehen wir.«
    Die Schwester half ihr aus dem Stuhl.
    »Wir möchten das Bild nur ausleihen«, beeilte sich Allmen zu sagen. »Sobald unsere Mitarbeiterin frei ist, bekommen Sie es zurück.«
    »Und wie wollen Sie das anstellen?«
    Allmen legte so viel Arroganz in die Antwort, wie er aufbrachte. »Die Wiederbeschaffung von Kunstwerken ist, wie Sie wissen, unser Metier.«
    »Ich hoffe, auch die Wiederbeschaffung von Mitarbeiterinnen.« Sie wendete ihr Gehgestell und setzte sich in Bewegung.
    »Madame!« Es war die Stimme von Carlos, der jetzt aufsprang und ihr folgte. »Madame, Sie kennen nicht die Mitarbeiterin«, rief er in seinem gebrochenen Deutsch, »aber jetzt kennen Sie den Mann, dessen Herz bricht, wenn ihr etwas zustößt!«
    [62]  Wieder hätte sich Allmen angesichts dieses pathetischen kleinen Mannes am liebsten in Luft aufgelöst.
    Carlos hatte Dalia Gutbauer überholt und war vor ihr auf die Knie gesunken. Er breitete die Arme aus und versperrte ihr den Weg. Allmen, der sich etwas im Hintergrund hielt, sah, dass ihm Tränen über die Wangen liefen.
    Dalia Gutbauer sah Allmen an. »Ist das auch ein Mitarbeiter von Allmen International Inquiries?«
    »Herr de Leon«, antwortete er kühl, »ist mein persönlicher Assistent. Er hat bei der Wiederbeschaffung der Dahlien einen unschätzbaren Beitrag geleistet. Wie Señora Moreno übrigens auch.«
    Die Alte wuchtete ihr Gestell an Carlos vorbei und ging, gestützt von ihrer bedauernd lächelnden Pflegerin, an ihm vorbei und tiefer in den Korridor hinein.
    11
    Carlos kniete noch immer an derselben Stelle. Allmen reichte ihm die Hand und half dem schluchzenden Mann auf die Beine. Er zog das Einstecktuch aus seiner Brusttasche und reichte es ihm.
    Monsieur Louis, der das Drama steif verfolgt [63]  hatte, rührte sich nun. Er ging zur Lifttür, versuchte sie zu öffnen, merkte, dass der Lift wieder hinuntergefahren war, und drückte auf den Knopf.
    Cheryl Talfeld ging ebenfalls auf Carlos zu und hakte sich bei ihm unter. »Lo siento«, sagte sie halblaut, es tut mir leid. Allmen überraschte ihre unerwartete Anwandlung von Mitgefühl, und er warf ihr einen verwunderten Blick zu.
    Der Lift war zurückgekommen, Monsieur Louis öffnete die Tür. Die Assistentin von Dalia Gutbauer wandte sich an ihn: »Danke, Monsieur Louis, ich kümmere mich um die Herren.«
    Er zögerte kurz, übergab ihr die Lifttür und verzog sich. Erleichtert, wie es Allmen schien.
    Sobald er

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