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Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition)

Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition)

Titel: Alltag auf arabisch: Nahaufnahmen von Kairo bis Bagdad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karim El-Gawhary
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instabilen Sicherheitslage muss die Mannschaft ihre Heimspiele an neutralen Austragungsorten, meist in arabischen Nachbarstaaten, austragen. Fast alle Nationalspieler spielen im Ausland. Eine irakweite Liga gibt es nicht mehr.

Ramadan-Geschichten
    Der Fastenmonat zwischen Konsum und Spiritualität
    „Alle Jahre wieder kommt …“ Nein, nicht nur die Weihnachtszeit. Muslimische Kinder fiebern dem Fastenmonat Ramadan entgegen. Dann wird es bunt auf allen Straßen Kairos. Ramadanlaternen leuchten an jeder Gassenecke in allen Formen und Farben. Die Konditoreien bieten, ähnlich wie Weihnachtsgebäck und Lebkuchen in Europa, spezielle Süßigkeiten an. Es ist die Zeit, in der die Familien und Freunde bei der Abenddämmerung zum Iftar zusammenkommen: dem Ramadan-Frühstück, durch das das Fasten gebrochen wird. In Kairo kündigt traditionell ein Kanonenschuss diesen heiß ersehnten Zeitpunkt an, abgefeuert von einer alten Haubitze auf der Zitadelle Muhammad Alis, auf einem der Hügel der Stadt. Wer weiter davon entfernt wohnt, der wartet, bis der Böllerschuss im Fernsehen übertragen wird. Ansonsten kündet auch der Gebetsruf des Muezzins in einer der Tausenden Moscheen der Stadt davon, dass die Zeit des Fastens zwischen Morgen- und Abenddämmerung vorüber ist. In dieser Zeit sollten sich die Muslime des Essen, Trinkens, Rauchens und jeglicher sexueller Aktivitäten enthalten. Das Fasten im Ramadan gilt als eine der fünf Säulen des Islam. Neben dem Glaubensbekenntnis, dem Gebet, der Pilgerfahrt nach Mekka und dem Geben von Almosen stellt das Fasten für die Muslime eine religiöse Grundpflicht dar. Da sich der Islam nach dem Mondjahr richtet, das kürzer ist als das Sonnenjahr, wandert die Zeit des Ramadan durch alle Jahreszeiten.
    Rien ne va plus, heißt es dann. Alle Firmen und Institutionen haben ihre Arbeitszeiten auf ein Minimum reduziert. „Baad Al-Eid“ – „nach dem Fest“, dem kleinen Bairam, der den Ramadan abschließt, lautet der klassische Satz, der jedem Verwegenen entgegenschlägt, der doch noch meint, etwas in dieser Zeit erledigen zu können. Ramadan, das ist auch der Urlaub der Armen, die sich den Rest des Jahres ohne Unterlass, mindestens sechs Tage die Woche, in Werkstätten oder den Häusern der Reichen abrackern.
    Nichts geht mehr auch im Verkehr, wenn Millionen hungriger und durstiger Kairoer verzweifelt zur gleichen Zeit versuchen den Ort ihres Iftars zu erreichen. Dann kommt der Verkehr nicht nur auf den Nilbrücken zum Stehen. Je näher der Zeitpunkt des Fastenbrechens rückt, desto waghalsiger werden die Manöver und desto größer ist die Gefahr, von einem darbenden Desperado in einen Unfall verwickelt zu werden.
    Auch für weniger fromme Menschen ist es eine schwierige Zeit. Kaum jemand kann sich dem kollektiven Druck entziehen und wagt es, auf offener Straße tagsüber zu essen oder sich eine Zigarette anzustecken. Wie viele heimlich hinter geschlossenen Vorhängen zum Kühlschrank schleichen, davon kann nur Gott Zeugnis ablegen. Die Alkoholläden haben ihre Türen zugemacht. Kenner haben sich schon mindestens eine Woche vor Ramadan mit Stoff für einen Monat eingedeckt. Ausgeschenkt wird nur noch in Fünf-Sterne-Hotels, und das auch nur nach Vorzeigen eines ausländischen Passes. So kommt es dort gelegentlich zum absurden Widerspruch zwischen Konfession und Nationalität. Dem ägyptischen Christen wird das Bier verwehrt, während der europäische Muslim seines frisch gezapft auf den Tisch gestellt bekommt. So will es das ägyptische Gesetz. Ägypter sollen trocken bleiben und doch sollen auch im Ramadan Touristen zufrieden gestellt werden.
    Ähnlich wie Christen zur Weihnachtszeit in Europa zwischen Kaufhof und Christmette, leben auch Muslime im Ramadan im Spannungsfeld zwischen Konsum und Spiritualität. „Esst von den köstlichen Dingen dessen, was Wir euch beschert haben, aber zeigt nicht darin ein Übermaß an Frevel“, heißt es im Koran. Gegessen werden soll eigentlich nur zum Iftar und während des Suhur, einer leichten Mahlzeit kurz vor der Morgendämmerung. Die täglich üblichen drei Mahlzeiten sind also in der Fastenzeit um ein Drittel auf nur zwei reduziert.
    Doch ausgerechnet im Fastenmonat werden in Ägypten im Vergleich zum Rest des Jahres 40 Prozent mehr Nahrungsmittel konsumiert. Zahlreiche fromme Webseiten monieren denn auch, dass die Menschen im Monat der „physischen und seelischen Entgiftung“ sogar an Gewicht zunehmen.
    Schon lange hat auch die

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