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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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wieder ausgeloggt. Der Name der Figur lautet Stryker. Er gehört zur Klasse der Krieger, ist also im Grunde ein Killer. Eine meiner Studentinnen - die einige Jahre lang selbst eifrige DimensionQuest-Spielerin war - hat ihn vor etwa einer Stunde gefunden. Er lief durch die Gegend und brachte einfach so Leute um. Sie wurde Zeugin, wie er eine ganze Familie abgeschlachtet hat. Männer, Frauen und Kinder. Und dann hat er bei den Leichen gecampt.«
    »Was heißt das?«
    »Wenn man in diesen Spielen eine andere Figur tötet, verliert sie Stärke, Punkte und was immer sie bei sich trägt. Aber sie ist nicht dauerhaft tot. Avatare erwachen nach einigen Minuten wieder zum Leben. Allerdings sind sie geschwächt und müssen ihre Macht erst zurückerlangen. Leichencamping heißt, dass man ein Opfer tötet und einfach seine Auferstehung abwartet. Dann tötet man es erneut, solange es sich nicht wehren kann. Das gilt als überaus niederträchtig, und die meisten Spieler tun so etwas nicht. Es ist, als würde man einen verwundeten Soldaten auf dem Schlachtfeld töten. Doch Travis macht es anscheinend regelmäßig.«
    Dance musterte die Homepage von DimensionQuest, eine kunstvolle Grafik mit nebligen Schluchten, majestätischen Bergen, fantastischen Städten, aufgewühlten Ozeanen. Und mit mythischen Kreaturen, Kriegern, Helden, Zauberern. Auch mit Bösewichten, darunter Qetzal, der stachlige Dämon mit dem zugenähten Mund, der Dance aus großen Augen durchdringend anstarrte.
    Ein kleiner Teil dieser Alptraumwelt hatte hier auf Erden Gestalt angenommen, mitten in Kathryns Zuständigkeitsbereich.
    Boling klopfte gegen das Mobiltelefon, das an seinem Gürtel hing. »Irv behält das Spiel im Auge. Er hat einen Bot programmiert - ein automatisch agierendes Programm, das ihm verrät, wann Stryker online ist. Sobald Travis sich einloggt, gibt Irv mir per Anruf oder Instant Message Bescheid.«
    Dance warf einen Blick in die Küche und sah ihre Mutter aus dem Fenster starren. Edies Hände waren fest verschränkt.
    »Ich habe mir etwas überlegt«, fuhr Boling fort. »Wir können ihn zwar nicht zurückverfolgen, aber falls es uns gelingt, ihn online eine Weile zu beobachten, erfahren wir vielleicht etwas über ihn. Wo er ist, wen er kennt.«
    »Wie?«
    »Indem wir die Texte mitlesen, wenn er mit anderen Spielern kommuniziert. Aber solange er sich nicht wieder einloggt, können wir nichts tun.«
    Er lehnte sich zurück. Schweigend nippten sie an ihrem Wein.
    »Mom!«, rief Wes plötzlich von der Tür aus.
    Dance zuckte zusammen und rückte unwillkürlich ein Stück von Boling weg, als sie sich zu ihrem Sohn umwandte.
    »Wann gibt's Essen?«
    »Sobald Martine und Steve hier sind.«
    Der Junge kehrte zum Fernseher zurück, und Dance und Boling kamen mit dem Computer wieder hinein. Der Professor verstaute das Gerät in der Tragetasche und schnappte sich dann eine Schale Salzbrezeln von dem Tisch in der Küche.
    Er ging ins Wohnzimmer und bot die Schale Wes und Stu an. »Eine eiserne Ration, damit ihr bei Kräften bleibt.«
    »Ja!«, rief der Junge und griff zu. »Opa, spul noch mal zu dem letzten Patzer zurück, damit Mr. Boling ihn sehen kann.«
     
    Dance half ihrer Mutter und Tochter beim Anrichten des kleinen Büffets in der Küche.
    Sie und Edie unterhielten sich über das Wetter, über die Hunde, über die Kinder, über Stuart. Was zu dem Aquarium führte, was zu einem Wasser-Referendum führte, was zu einem halben Dutzend anderer banaler Themen führte, die alle eines gemeinsam hatten: Sie waren inhaltlich so weit wie nur irgend möglich von Edie Dances Verhaftung entfernt.
    Kathryn sah Wes, Jon Boling und ihren Vater gemeinsam im Wohnzimmer vor dem Fernseher sitzen. Sie lachten schallend, als ein Footballspieler gegen einen großen Getränkebehälter krachte und einen Kameramann durchnässte, und verschlangen die Brezeln, als wäre das Abendessen nur ein leeres Versprechen. Die behagliche Stimmung dieses Anblicks ließ Dance lächeln.
    Dann schaute sie auf ihr Mobiltelefon und war enttäuscht, dass Michael O'Neil nicht angerufen hatte.
    Als sie auf der Terrasse den Tisch deckte, trafen die anderen Gäste ein: Martine Christensen und ihr Mann Steven Cahill kamen die Treppe herauf, gefolgt von ihren neunjährigen Zwillingssöhnen. Zum Entzücken von Wes und Maggie brachten sie außerdem einen langhaarigen gelbbraunen Welpen mit, einen Briard namens Raye.
    Die Eheleute begrüßten Edie Dance herzlich und vermieden es dabei sorgfältig, die

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