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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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mochte. Dann fiel ihr ein, dass Boling Weißwein bevorzugte. Sie füllte beide Gläser zur Hälfte.
    Danach plauderten sie über das Leben auf der Halbinsel - seine Mountainbike-Touren und Wanderungen. Boling verbrachte seinen Berufsalltag fast ausschließlich im Sitzen, und so schwang er sich oft in seinen alten Pickup, um hinaus in die Berge oder ein Naturschutzgebiet zu fahren.
    »Nächstes Wochenende nehme ich auch wieder mein Rad mit. Damit erhalte ich mir meine geistige Gesundheit auf einer Insel des Wahnsinns.« Er erzählte ihr mehr über das bevorstehende Familientreffen, das er tags zuvor schon erwähnt hatte.
    »In Napa?«
    »Genau.« Er legte die Stirn auf niedliche Art in Falten. »Meine Familie ist... wie soll ich sagen?«
    »Eine Familie.«
    »Das trifft den Nagel auf den Kopf«, sagte er lachend. »Zwei gesunde Eltern. Zwei Geschwister, mit denen ich meistens ganz gut auskomme, obwohl ich ihre Kinder lieber mag. Diverse Onkel und Tanten. Das wird nett. Jede Menge Wein, bergeweise Essen. Sonnenuntergänge - aber zum Glück nicht viele. Höchstens zwei, wie an Wochenenden normalerweise üblich.«
    Sie schwiegen wieder, aber es fühlte sich angenehm an. Dance hatte es nicht eilig, das Gespräch fortzusetzen.
    In diesem Moment gab Bolings Mobiltelefon einen Laut von sich. Er schaute auf das Display. Und seine Körperhaltung verriet sofort äußerste Anspannung.
    »Travis ist online. Kommen Sie.«
     

Kapitel 24
    Boling tippte etwas ein, und die DimensionQuest-Homepage baute sich nahezu sofort auf.
    Das Bild verschwand, und ein Begrüßungsfenster erschien. Darunter stand offenbar die Altersfreigabe des Spiels, vorgenommen durch eine Organisation mit der Abkürzung ESRB.
     
    > AB 13 JAHREN GEEIGNET
    Blut
    Anstößiges Verhalten
    Alkohol
    Gewalt
     
    Jon drückte selbstbewusst ein paar Tasten, und schon befanden sie sich in Aetheria.
    Es war eine seltsame Erfahrung. Avatare - einige von ihnen fantastische Kreaturen, andere mit menschlichem Aussehen - liefen inmitten eines Waldes aus gewaltigen Bäumen auf einer Lichtung umher. Ihre Namen standen in Blasen über ihren Köpfen. Die meisten von ihnen kämpften, aber einige schlenderten oder rannten einfach durch die Gegend oder ritten auf Pferden und anderen Geschöpfen. Manche konnten aus eigener Kraft sogar fliegen. Dance war überrascht, dass die Bewegungen flüssig und die Gesichtszüge lebensnah ausfielen. Die Grafik war erstaunlich und erreichte beinahe Kinoqualität.
    Wodurch der Kampf und das scheußliche, übermäßige Blutvergießen nur umso schrecklicher wirkten.
    Dance ertappte sich dabei, dass sie sich vorbeugte und mit beiden Knien wippte - ein klassisches Anzeichen fur Stress. Sie keuchte auf, als direkt vor ihnen ein Krieger von einem anderen geköpft wurde.
    »Die Figuren werden von echten Menschen gesteuert?«
    »Ein oder zwei sind NSC - Nichtspielercharaktere -, die fest im Spiel angelegt wurden. Doch so gut wie alle anderen sind Avatare von Leuten, die in diesem Moment irgendwo auf der Welt vor ihrem Computer sitzen - in Kapstadt, Mexiko, New York, Russland. Die meisten Spieler sind Männer, aber es gibt auch viele Frauen. Und das Durchschnittsalter ist nicht so niedrig, wie Sie vielleicht annehmen. Die Hauptgruppe dürfte zwischen fünfzehn und dreißig Jahren liegen, aber eine Menge Spieler sind teils deutlich älter. Es könnten Jungen oder Mädchen sein, Männer mutieren Alters, Schwarze, Weiße, Behinderte, Sportler, Anwälte, Tellerwäscher... In der synthetischen Welt kann man sein, wer immer man sein möchte.«
    Vor ihnen tötete ein weiterer Krieger seinen Gegner. Blut spritzte in einer Fontäne hervor. Boling ächzte auf. »Allerdings sind nicht alle gleich. Das Überleben hängt davon ab, wer am meisten übt und wer die meiste Macht hat - und diese Macht verdient man sich durch das Kämpfen und Töten. Es ist ein Teufelskreis.«
    Dance wies auf den Bildschirm. Im Vordergrund war der Rücken eines weiblichen Avatars zu sehen. »Sind das Sie?«
    »Ja, das ist der Avatar einer meiner Studentinnen. Ich habe mich über ihren Account eingeloggt.«
    Der Name über der Figur lautete »Greenleaf«.
    »Da ist er!«, sagte Boling und beugte sich vor. Seine Schulter streifte Dance. Er zeigte auf Travis' Avatar, Stryker, der ungefähr dreißig Meter von Greenleaf entfernt stand.
    Stryker war ein großer, muskulöser Mann. Dance fiel auf, dass er makellos aussah, mit glattem, ebenmäßigem Gesicht, ganz im Gegensatz zu vielen anderen

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