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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ständig veränderte, war sie zurzeit eine Anpasserin.
    Sie log zur Selbsterhaltung.
    Falls Dance mehr Zeit gehabt hätte, wäre es ihr vielleicht gelungen, die Wahrheit langsamer und umfassender ans Tageslicht zu bringen. Aber mit einer solchen Myers-Briggs-Einschätzung konnte Dance bei einer Anpasserin härter vorgehen und brauchte sie nicht so zu verhätscheln wie Tammy Foster.
    »Sie haben auf der Party getrunken.«
    »Ich...«
    »Caitlin, die Leute haben Sie gesehen.«
    »Ich hab ein paar Gläser getrunken, sicher.«
    »Bevor ich heute hergekommen bin, habe ich mit einigen anderen Gästen der Party gesprochen. Die haben ausgesagt, dass Sie, Vanessa und Trish fast eine Flasche Tequila geleert haben, nachdem Sie Mike mit Brianna gesehen hatten.«
    »Tja... meinetwegen, na und?«
    »Na und? Du bist erst siebzehn!«, schimpfte ihre Mutter.
    »Ich habe die Unfallforschung verständigt, Caitlin«, sagte Dance ruhig. »Die werden sich Ihren Wagen auf dem Verwahrplatz der Polizei vornehmen und unter anderem die Einstellungen der Sitze und des Rückspiegels messen. Daraus lässt sich die Körpergröße des Fahrers errechnen.«
    Das Mädchen sagte keinen Ton, wenngleich sein Unterkiefer bebte.
    »Caitlin, es ist an der Zeit, die Wahrheit zu sagen. Es hängt sehr viel davon ab. Die Leben anderer Menschen stehen auf dem Spiel.«
    »Was für eine Wahrheit?«, flüsterte die Mutter. Dance ließ das Mädchen nicht aus den Augen. »Caitlin hat in jener Nacht am Steuer gesessen. Nicht Travis.« »Nein!«, heulte Virginia Gardner.
    »Nicht wahr, Caitlin?«
    Die junge Frau blieb eine Minute lang stumm. Dann sackte ihr Kopf nach unten, und ihre Brust sank ein. Dance las an ihrem Körper Schmerz und das Eingeständnis einer Niederlage ab. Caitlins kinesische Antwort lautete: Ja.
    »Mike ist mit dieser kleinen Schlampe abgezogen«, sagte das Mädchen mit zitternder Stimme. »Sie klebte regelrecht an ihm und hatte ihm eine Hand in die Tasche seiner Jeans geschoben. Ich wusste, sie würden zu ihm nach Hause fahren und ficken. Ich wollte dort hinfahren... ich wollte...«
    »Das reicht!«, befahl ihre Mutter.
    »Sei still!«, schrie das Mädchen sie an und fing an zu schluchzen. Sie sah Dance an. »Ja, ich bin gefahren!« Ihr Schuldgefühl gewann endlich die Oberhand.
    »Nach dem Unfall hat Travis Sie auf den Beifahrersitz gezogen und sich selbst ans Lenkrad gesetzt«, fuhr Dance fort. »Um Sie zu retten.«
    Sie dachte an ihr Gespräch mit Travis zurück. Ich hab nichts Falsches getan!
    Dance hatte diese Behauptung als versuchte Irreführung erkannt, doch sie war davon ausgegangen, er würde wegen des Überfalls auf Tammy lügen. In Wahrheit hatte er den Unfall nach der Party gemeint.
    Der Gedanke war Dance gekommen, als sie das Haus von Travis - Medicus - und seiner Familie in Aetheria gesehen hatte. Die Tatsache, dass der Junge praktisch jede freie Minute mit DimensionQuest verbrachte und dabei einen Arzt und Heiler spielte, keinen Killer wie Stryker, weckte in ihr Zweifel an seiner vermeintlichen Neigung zur Gewalt. Und als sie erfuhr, dass sein Avatar bereit gewesen war, sein Leben für die Elfenkönigin zu opfern, wurde ihr klar, dass Travis das Gleiche womöglich auch in der echten Welt getan hatte - indem er die Schuld für den Unfall auf sich nahm, um das Mädchen, das er verehrte, vor dem Gefängnis zu bewahren.
    Unter Caitlins geschlossenen Lidern flössen Tränen hervor. Sie hatte sich in eine Ecke der Couch gekauert, und ihr ganzer Körper war ein Knoten der Anspannung. »Ich bin einfach durchgedreht. Wir haben uns betrunken, und ich wollte zu Mike fahren und ihm sagen, was für ein Arschloch er ist. Trish und Vanessa waren noch voller als ich, also wollte ich fahren, und Travis ist mir nach draußen gefolgt, um mich aufzuhalten. Er hat versucht, mir den Schlüssel wegzunehmen. Aber ich hab ihn nicht gelassen. Ich war so wütend. Trish und Vanessa saßen hinten. Travis ist im letzten Moment auf den Beifahrersitz gesprungen und hat gerufen: >Fahr rechts ran, Caitlin, na los, du kannst nicht fahren.< Doch ich hab mich wie eine Idiotin aufgeführt.
    Ich bin einfach weitergefahren und habe ihn ignoriert. Und dann - ich weiß nicht, was passiert ist - sind wir von der Straße abgekommen.« Ihre Stimme erstarb, und ihre Miene war eine der traurigsten und verzweifeltsten, die Kathryn Dance je gesehen hatte. »Und ich habe meine Freundinnen umgebracht«, flüsterte sie.
    Caitlins Mutter war blass und bestürzt. Sie streckte

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