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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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was ist mit den Spuren? Wurden sie fingiert?«
    »Richtig. Es ist ein Leichtes, sich online über Travis zu informieren, ihm zu folgen und von seinem Job in dem Bagel-Laden zu erfahren, von seinem Fahrrad sowie von der Tatsache, dass er ständig DQ spielt. Der Täter könnte eine dieser Masken angefertigt und die Waffe aus Bob Brighams Wagen gestohlen haben. Dann hat er die Spuren bei Bagel Express gelegt und das Messer entwendet, als gerade keiner hingeschaut hat. Ach, und noch etwas. Erinnerst du dich an die M&Ms? An die kleinen Stücke brauner Folie an den Tatorten?«
    »Natürlich.«
    »Die sind mit Sicherheit fingiert. Travis würde keine Schokolade essen. Er hat die Süßigkeiten für seinen Bruder mitgebracht. Er selbst hätte viel zu viel Angst wegen seiner Akne. In seinem Zimmer waren Bücher über hautfreundliche Ernährung. Der wahre Täter wusste das nicht. Er muss irgendwann gesehen haben, dass Travis M&Ms gekauft hat, und nahm an, der Junge würde sie regelmäßig essen. Also hat er etwas von der Folie an den Tatorten platziert.«
    »Und die Sweatshirt-Fasern?«
    »In einem der Postings im Report stand, die Familie Brigham sei so arm, dass sie sich keine Waschmaschine und keinen Trockner leisten könne. Dort stand auch, welchen Waschsalon sie besucht. Ich bin überzeugt, der echte Täter hat das gelesen und den Laden ausgekundschaftet.«
    O'Neil nickte. »Und als die Mutter kurz nicht auf die Wäsche geachtet hat, hat er ein Kapuzenshirt gestohlen.«
    »Ja. Dann hat Travis angeblich das Blog gehackt und zwei Bilder hochgeladen.« O'Neil hatte die Zeichnungen nicht gesehen. Dance beschrieb sie ihm kurz, verschwieg dabei aber die Tatsache, dass die Frau auf dem zweiten Bild ihr ähnlich sah. »Es waren ziemlich primitive Skizzen, so wie ein Erwachsener sich die Zeichenkünste eines Teenagers vorstellen würde. Aber ich habe einige Bilder gesehen, die wirklich von Travis stammen - anatomische Studien. Er ist sehr begabt. Die Dinger in dem Blog sind nicht von ihm.«
    »Das würde erklären, weshalb wir den Killer trotz unserer Großfahndung nicht finden können. Er zieht sich für seine Überfälle ein Kapuzenshirt über, und hinterher verstaut er es samt dem Fahrrad in seinem Kofferraum und fährt ganz einfach mit dem Auto weg. Zum Teufel, er könnte fünfzig Jahre alt sein. Oder auch eine Frau, wenn man's recht bedenkt.«
    »Ganz genau.«
    Der Deputy schwieg für einen Moment. Seine Überlegung war offenbar an dem Punkt angelangt, an dem Dance sich bereits befand. »Travis ist tot, nicht wahr?«, fragte O'Neil.
    Dance seufzte angesichts dieser möglichen Folge ihrer Theorie. »Das könnte sein. Aber ich will es nicht hoffen. Ich gehe lieber davon aus, dass er irgendwo gefangen gehalten wird.«
    »Der arme Junge war zur falschen Zeit am falschen Ort.« Er kippelte vor und zurück. »Um den wahren Täter zu finden, müssen wir uns also ausrechnen, wer das beabsichtigte Opfer ist. Es ist jedenfalls niemand, der sich negativ über Travis geäußert hat; diese Überfälle sollten uns bloß in die Irre führen.«
    »Willst du hören, was ich glaube?«, fragte Dance.
    O'Neil lächelte matt. »Dass der Täter in Wirklichkeit hinter Chilton her ist?«
    »Ja. Der Täter hat es sorgfältig geplant. Erst nimmt er sich Leute vor, die Travis kritisiert haben, dann die Unterstützer von Chilton und schließlich den Blogger persönlich.«
    »Es dürfte jemand sein, der nicht Gegenstand von Chiltons Artikeln werden möchte.«
    »Oder der sich für etwas rächen will, das bereits gepostet wurde«, ergänzte Dance.
    »Okay, dann brauchen wir lediglich herauszufinden, wer etwas gegen James Chilton hat«, sagte Michael O'Neil.
    Dance lachte humorlos auf. »Die einfachere Frage lautet: wer nicht?«
     

Kapitel 33
    »James?«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte kurz Stille.
    »Agent Dance«, sagte der Blogger. Seine Stimme klang argwöhnisch. »Gibt es schon wieder schlechte Neuigkeiten?«
    »Es besteht Grund zu der Annahme, dass nicht Travis diese Kreuze aufstellt.«
    »Was?«
    »Es steht noch nicht fest, aber allem Anschein nach könnte der Junge ein Sündenbock sein. Ein anderer lässt es so aussehen, als wäre Travis der Killer.«
    »Und er war die ganze Zeit unschuldig?«, flüsterte Chilton.
    »Ich fürchte, ja.« Dance schilderte ihm die jüngsten Erkenntnisse: wer am 9. Juni wirklich am Steuer gesessen hatte und dass die Spuren wahrscheinlich fingiert waren.
    »Und ich glaube, dass Sie letztlich das Ziel sind«,

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