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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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hinauswerfen.
    Falsch, erkannte sie. Es gab noch eine dritte Möglichkeit, die immer mehr Gestalt angenommen hatte, seit ihr das erste unheimliche Knarren in dem vermeintlich leeren Haus aufgefallen war.
    Brubaker würde eine Waffe ziehen.
    »Mir reicht's«, flüsterte er mit vor Wut geweiteten Augen. Er riss die oberste Schreibtischschublade auf und griff hinein.
    Dance sah die Gesichter ihrer Kinder aufblitzen, dann das ihres verstorbenen Mannes und das von Michael O'Neil.
    Bitte, dachte sie und hoffte inständig, sie würde schnell genug sein...
    »Rey, hinter uns! Deckung!«
    Und als Brubaker den Kopf hob, blickte er in die Mündung ihrer Glock, während Carraneo in entgegengesetzter Richtung die Bürotür sicherte.
    Beide Beamte waren in die Hocke gegangen.
    »Mein Gott, bleiben Sie ruhig!«, rief Brubaker.
    »Bis jetzt nichts«, sagte Carraneo.
    »Sehen Sie nach«, befahl sie.
    Der junge Mann trat langsam vor, ging seitlich in Stellung und stieß die Tür mit dem Fuß auf. »Gesichert.«
    Er wirbelte herum und zielte auf Brubaker.
    »Heben Sie langsam die Hände«, sagte Dance und hielt die Glock dabei halbwegs ruhig. »Falls Sie eine Waffe in der Hand haben, lassen Sie sie sofort los. Heben Sie sie nicht an, legen Sie sie nicht hin. Lassen Sie sie einfach los. Und zwar sofort. Sonst werden wir schießen. Verstanden?«
    Arnold Brubaker schluckte vernehmlich. »Ich habe keine Waffe.«
    Sie hörte nichts Schweres auf den teuren Fußboden fallen. Stattdessen hob Brubaker nun sehr langsam die Hände.
    Im Gegensatz zu denen von Dance zitterten seine kein bisschen.
    Er hielt eine Visitenkarte zwischen den Fingern und warf sie Dance nun verächtlich hin. Die Beamten steckten ihre Waffen ein und setzten sich.
    Dance musterte die Karte und dachte, dass eine Situation, die eigentlich nicht peinlicher werden konnte, es in diesem Moment geworden war. Die Karte trug das golden geprägte Siegel des Justizministeriums - den Adler und das Kleingedruckte. Kathryn wusste genau, wie die Visitenkarten von FBI-Agenten aussahen. Sie hatte noch immer eine große Schachtel davon zu Hause, mit dem Namen ihres Mannes darauf.
    »Ich habe mich gestern zu der von Ihnen genannten Zeit mit Amy Grabe getroffen.« Die Leiterin der FBI-Dienststelle San Francisco. »Wir waren sowohl hier als auch am Standort der Anlage. Von ungefähr elf bis fünfzehn Uhr.«
    Oh.
    »Jedes Projekt, das mit der Wasserversorgung zu tun hat, ist ein mögliches Ziel für Terroristen«, erläuterte Brubaker. »Ich arbeite mit der Heimatschutzbehörde und dem FBI zusammen, um dafür zu sorgen, dass von vornherein ausreichende Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.« Er sah sie ruhig und geringschätzig an. Seine Zungenspitze berührte die Lippen. »Ich hoffe, es werden nur Bundesbeamte damit zu tun haben. Zu der hiesigen Polizei habe ich allmählich kein Vertrauen mehr.«
    Kathryn Dance hatte nicht vor, sich zu entschuldigen. Sie würde Amy Grabe anrufen, die sie kannte und trotz diverser Meinungsverschiedenheiten respektierte. Und obwohl ein Alibi nicht bedeutete, dass Brubaker niemanden angeheuert haben könnte, um die Verbrechen auszuführen, vermochte Dance sich nur schwer vorzustellen, dass ein Mann, der eng mit FBI und Heimatschutz zusammenarbeitete, einen Mord riskieren würde. Außerdem wies alles an Brubakers Verhalten darauf hin, dass er die Wahrheit sagte.
    »Also gut, Mr. Brubaker. Wir werden Ihre Angaben überprüfen.«
    »Hoffentlich.«
    »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.« »Sie finden bestimmt allein hinaus«, sagte er. Carraneo warf ihr einen verlegenen Blick zu. Dance verdrehte die Augen.
    Als sie an der Tür waren, rief Brubaker: »Moment. Warten Sie.« Die Beamten drehten sich um. »Und, hatte ich recht?« »Womit?«
    »Dass Sie glauben, dass jemand den Jungen umgebracht hat und ihn als Sündenbock für den Mord an Chilton benutzen will?«
    Eine Pause. Dann dachte Dance: Wieso nicht? »Wir halten das für möglich, ja«, sagte sie.
    »Hier.« Brubaker schrieb etwas auf einen Zettel und hielt ihn ihr hin. »Den sollten Sie sich mal anschauen. Er würde das Blog - und den Blogger - nur zu gern verschwinden sehen.«
    Dance las die Notiz.
    Und fragte sich, warum ihr dieser Verdächtige nicht schon längst selbst eingefallen war.
     

Kapitel 34
    Dance parkte auf einer staubigen Straße unweit der Kleinstadt Marina, acht Kilometer nördlich von Monterey. Sie saß allein in ihrem Crown Victoria und telefonierte mit TJ. »Brubaker?«,

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