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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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tagen.«
    »Seybold geht mit aller Macht dagegen an. Er klang aber nicht optimistisch.«
    »Verdammt.« Dance verzog das Gesicht. »Ist das eine Zermürbungstaktik? Ein Aufschub nach dem anderen, damit sich alles möglichst in Wohlgefallen auflöst?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Wir geben nicht auf«, sagte sie entschlossen. »Du und ich, wir geben nicht auf. Aber was ist mit Seybold und den anderen?«
    O'Neil dachte darüber nach. »Falls es noch sehr lange dauert, dann vielleicht. Es ist ein wichtiger Fall. Aber die Staatsanwaltschaft hat viele wichtige Fälle.«
    Dance seufzte. Und erschauderte.
    »Ist dir kalt?«
    Ihr Unterarm berührte seinen.
    Sie schüttelte den Kopf. Das unabsichtliche Zittern war durch den Gedanken an Travis ausgelöst worden. Beim Blick auf das Wasser hatte sie sich gefragt, ob sie gerade sein Grab betrachtete.
    Eine Möwe schwebte direkt vor ihnen. Die Stellung der Schwingen passte sich perfekt der Windgeschwindigkeit an. Der Vogel hielt sich sechs Meter über dem Strand an Ort und Stelle.
    »Weißt du«, sagte Dance, »Travis hat mir schon die ganze Zeit leidgetan, sogar als wir ihn noch für den Killer gehalten haben. Sein Zuhause, sein Dasein als Außenseiter. Diese bösartigen Cyberschikanen. Und Jon hat gesagt, das Blog sei bloß die Spitze des Eisbergs gewesen. Die Leute sind mit Instant Messages über ihn hergefallen, mit E-Mails, in anderen Foren. Es ist alles so traurig. Er war unschuldig. Vollkommen unschuldig.«
    O'Neil schwieg einen Moment. »Er scheint aufgeweckt zu sein«, sagte er dann. »Boling, meine ich.«
    »Das ist er. Wie er die Namen der Opfer herausgefunden hat. Und Travis' Avatar.«
    O'Neil lachte. »Entschuldige, aber ich habe mir gerade vorgestellt, wie du zu Overby gehst und einen Haftbefehl für die Figur aus einem Computerspiel beantragst.«
    »Oh, er würde die erforderlichen Formalitäten in einer Minute erledigen, falls Aussicht auf eine Pressekonferenz und einen guten Fototermin bestünde. Allerdings hätte ich Jon am liebsten den Kopf abgerissen, weil er allein zu dieser Spielhalle gefahren ist.«
    »Um den Helden zu spielen?«
    »Ja. Gott bewahre uns vor Amateuren.«
    »Ist er verheiratet, hat er Kinder?«
    »Jon? Nein.« Sie lachte. »Der ist Junggeselle.«
    Aber so bezeichnet worden bin ich schon seit mindestens hundert Jahren nicht mehr.
    Sie verstummten und sahen den Kindern zu, die voll und ganz in ihre Forschungen vertieft waren. Maggie hielt etwas in der Hand und zeigte darauf. Vermutlich erklärte sie O'Neils Kindern gerade den Namen einer Muschel, die sie gefunden hatte.
    Wes stand etwas abseits an einer feuchten flachen Stelle. Die schaumigen Linien der Wellen reichten bis kurz vor seine Füße.
    Dance fragte sich, wie so oft, ob ihre Kinder wohl besser dran wären, falls sie einen Ehemann hätte und es für Wes und Maggie ein Zuhause mit einem Vater gäbe. Nun, zweifellos wären sie das.
    Je nachdem, wer der Mann war, natürlich. Das galt es stets zu berücksichtigen.
    »Verzeihen Sie«, ertönte hinter ihnen die Stimme einer Frau. »Sind das Ihre Kinder?«
    Sie drehten sich um und sahen eine Touristin vor sich, jedenfalls nach der Tüte des nahen Andenkenladens zu schließen.
    »Ganz recht«, sagte Dance.
    »Ich wollte nur sagen, wie schön es ist, ein glückliches Paar mit so entzückenden Kindern zu sehen. Wie lange sind Sie denn schon verheiratet?«
    Dance zögerte den Bruchteil einer Sekunde. »Ach, schon eine ganze Weile.«
    »Nun, ich wünsche Ihnen alles Gute. Bleiben Sie so glücklich.« Die Frau gesellte sich zu einem älteren Mann, der soeben aus einem Geschenkartikelgeschäft kam. Sie nahm seinen Arm, und dann gingen sie zu einem großen Reisebus, der in der Nähe stand.
    Dance und O'Neil lachten. Dann bemerkte sie einen silbernen Lexus, der auf den Parkplatz einbog. Als die Fahrertür sich öffnete, registrierte sie, dass O'Neil ein Stück von ihr weggerückt war, sodass ihre Arme sich nicht mehr berührten.
    Der Deputy lächelte und winkte seiner Frau zu, die aus dem Lexus ausstieg.
    Die hochgewachsene blonde Anne O'Neil, mit Lederjacke, Bauembluse, langem Rock und einem Gürtel aus baumelndem Metall, kam lächelnd zu ihnen. »Hallo, Schatz«, sagte sie zu O'Neil, umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange. Ihre Augen richteten sich auf Dance. »Kathryn.«
    »Hallo, Anne. Willkommen zurück.«
    »Der Flug war schrecklich. Ich hatte zu lange in der Galerie zu tun und habe es nicht mehr geschafft, meine Reisetasche aufzugeben. Ihr

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