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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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eigentlich ganz gut. Ein Sanitäter hatte sich die wund gescheuerte Stelle an seinem Knöchel angesehen; ein Verband und etwas antibiotische Salbe würden als Behandlung genügen. Die Verletzung stammte von einer Fußfessel, erkannte Dance und wurde von jäher Wut gepackt. Sie starrte zu Chilton hinüber, der soeben zu einem Streifenwagen aus Monterey County geführt wurde, aber der Blick des Bloggers blieb nach unten gerichtet.
    »Welchen Sport machst du?«, fragte der Polizist, der die Cola gebracht hatte. Er wollte ein wenig mit Travis plaudern, um ihn dadurch zu beruhigen.
    »Ich spiele oft.«
    »Das meine ich ja«, sagte der junge Beamte mit dem kurzen Haarschnitt und rührte die seltsame Antwort darauf zurück, dass der Junge nach den Blendgranaten immer noch halb taub sein musste. »Was magst du am liebsten?«, fragte er lauter. »Fußball, Football, Basketball?«
    Travis sah den jungen Mann mit der blauen Uniform verwundert an. »Ja, die spiele ich alle gelegentlich.«
    »Ist ja prima.«
    Dem Beamten war nicht klar, dass die dabei verwendeten Sportgeräte lediglich ein Wii-Controller oder ein Gamepad waren und dass das Spielfeld eine Diagonale von etwa fünfundvierzig Zentimetern hatte.
    »Aber lass es langsam angehen. Ich möchte wetten, deine Muskeln haben sich ein Stück zurückgebildet. Such dir einen guten Trainer.«
    »Okay.«
    Ein klappriger alter Nissan mit stark ausgeblichenem rotem Lack holperte die Zufahrt herauf. Er hielt an, und die Brighams stiegen aus. Sonia lief weinend zu ihrem Sohn und schloss ihn fest in die Arme.
    »Mom.«
    Auch sein Vater kam hinzu. Er blieb neben den beiden stehen und musterte den Jungen mit ernster Miene von oben bis unten. »Du bist ganz schön dünn und blass. Hast du irgendwo Schmerzen?«
    »Er wird wieder gesund«, sagte der Sanitäter.
    »Wie geht es Sammy?«, fragte Travis.
    »Er ist bei Oma«, antwortete Sonia. »Es geht ihm gut, aber er ist ganz aus dem Häuschen.«
    »Sie haben ihn gefunden und gerettet«, wandte der Vater, der noch immer nicht lächelte, sich an Dance.
    »Wir alle gemeinsam, ja.«
    »Er hat dich da unten eingesperrt, im Keller?«, fragte er seinen Sohn.
    Der Junge nickte mit gesenktem Blick. »Es war gar nicht so schlimm. Nur ziemlich kalt.«
    »Caitlin hat allen erzählt, was passiert ist«, sagte seine Mutter. »Wirklich?«
    Der Vater schien nicht mehr länger an sich halten zu können. »Du hättest nicht einfach die Verantwortung für...«
    »Psst«, unterbrach die Mutter ihn mit scharfem Zischen. Der Mann runzelte die Stirn, aber er schwieg.
    »Was wird nun aus Caitlin?«, fragte Travis.
    »Das geht uns nichts an«, sagte seine Mutter. »Darüber brauchen wir uns jetzt keine Gedanken zu machen.«
    Sie sah Dance an. »Dürfen wir nach Hause fahren? Ist es in Ordnung, wenn wir einfach nach Hause fahren?«
    »Wir nehmen seine Aussage später auf. Das hat noch Zeit.«
    »Vielen Dank«, sagte Travis zu Dance.
    Sein Vater schloss sich an und schüttelte ihr die Hand.
    »Ach, Travis. Hier.« Dance gab ihm einen Zettel.
    »Was ist das?«
    »Das ist jemand, der möchte, dass Sie ihn anrufen.« »Wer?«
    »Jason Kepler.«
    »Wer ist das? ... Ach, Stryker?« Travis sah sie verblüfft an. »Sie kennen ihn?«
    »Er hat sich auf die Suche nach Ihnen gemacht, als Sie plötzlich verschwunden waren. Und er hat uns geholfen, Sie zu finden.«
    »Ja?«
    »Allerdings. Er hat gesagt, Sie beide seien sich noch nie begegnet.«
    »Noch nicht persönlich, nein.«
    »Er wohnt keine zehn Kilometer von Ihnen entfernt.«
    »Ja?« Er lächelte überrascht.
    »Er möchte sich gern mal mit Ihnen treffen.«
    Travis nickte mit seltsamem Gesichtsausdruck, als wäre die Vorstellung, einen Freund aus der synthetischen Welt auch in der echten Welt zu treffen, eine ziemlich abwegige Idee.
    »Komm jetzt, Schatz«, sagte seine Mutter. »Ich koche uns ein schönes Abendessen. Und dein Bruder kann es kaum erwarten, dich zu sehen.«
    Sonia, Bob und Travis Brigham gingen zurück zu ihrem Wagen. Der Vater legte seinem Sohn einen Arm um die Schultern. Nur ganz kurz, dann ließ er ihn wieder sinken. Kathryn Dance beobachtete die vorsichtige Kontaktaufnahme. Sie glaubte nicht an göttliche Erlösung, sondern daran, dass wir armen Sterblichen durchaus in der Lage sind, uns selbst zu retten, sofern die Voraussetzungen stimmen und der Wille dazu vorhanden ist. Der Beweis für dieses Potenzial manifestiert sich in winzigen Gesten, wie dem zögernden Verweilen einer großen Hand auf einer

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