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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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treffen. Sie konnte sich gut vorstellen, wie er ein romantisches Picknick in einer einsamen kleinen Bucht bei La Jolla vorschlug. Das herrliche Küstenreservat lud zum Schwimmen ein. Dann ein Unfall - ein Schlag auf den Kopf. Vielleicht hatte er sie auch einfach nur unter Wasser gedrückt.
    »Aber warum wollte er uns beide umbringen?«, fragte Lily mit einem besorgten Blick auf das Haus.
    »Sie hatten eine Weile nichts voneinander gehört, nicht wahr?«, wandte Dance sich an Donald Hawken.
    »Nach Sarahs Tod war ich so deprimiert, dass ich alles aufgegeben habe, auch den Kontakt zu all meinen alten Freunden. Der größte Teil meiner Zeit gehörte den Kindern. Ich war ein Einsiedler... bis ich Lily getroffen habe. Durch sie habe ich ins Leben zurückgefunden.«
    »Und Sie haben beschlossen, wieder in diese Gegend zu ziehen.«
    »Stimmt. Ich wollte die Firma verkaufen und heimkehren.«
    Hawken begriff, worauf Dance hinauswollte. »Sicher, na klar, Lily und ich würden viel mit Jim und Patrizia unternehmen, meinen guten alten Freunden. Und irgendwann würden wir auch in Erinnerungen schwelgen. Jim ist vor Sarahs Tod häufig bei uns in Südkalifornien gewesen. Er muss Pat deswegen angelogen haben; es hätte nicht lange gedauert, bis es herausgekommen wäre.« Hawken drehte sich zum Haus um. »Der blaue Schwan... Natürlich!«
    Dance hob eine Augenbraue.
    »Ich habe Jim erzählt, dass ich ihm eines der Lieblingsgemälde meiner verstorbenen Frau schenken wollte. Ich weiß noch, wie er es angestarrt hat, als er nach Sarahs Tod eine Weile bei mir gewesen ist.« Er lachte spöttisch auf. »Ich wette, es hat ursprünglich Jim gehört, und als Sarah irgendwann bei ihm war, hat sie gesagt, sie wolle es haben. Vielleicht hat er Patrizia erzählt, er habe es jemandem verkauft. Falls sie das Bild nun zu Gesicht bekommen würde, müsste sie sich doch fragen, wie es in Sarahs Besitz gelangt sein könnte.«
    Das würde Chiltons Verzweiflung erklären, die ihn nicht mal mehr vor Mord zurückschrecken ließ. Der rechtschaffene Blogger, der der Welt Vorträge über Moral hielt, stand kurz davor, als Ehebrecher enttarnt zu werden - und die Frau, mit der er die Affäre gehabt hatte, war bei einem vermeintlichen Unfall gestorben. Das würde Fragen aufwerfen und Ermittlungen nach sich ziehen. Und die wichtigste Sache in seinem Leben - sein Blog - wäre zerstört worden. Er musste diese Bedrohung ausschalten.
    Der Report ist zu wichtig, um ihn aufs Spiel zu setzen...
    »Und was ist mit diesem Schaeffer?«, fragte Lily. »In der Erklärung, die James verlesen sollte, war doch auch von Travis die Rede.«
    »Ich bin sicher, dass Travis für Schaeffers Pläne anfangs gar keine Rolle gespielt hat. Der Mann wollte Chilton schon seit langer Zeit umbringen - vermutlich schon seit dem Tod seines Bruders. Doch als er dann von diesen Kreuzen und den Überfallen hörte, hat er die Erklärung umgeschrieben und Travis' Namen eingebaut - um den Verdacht von sich selbst abzulenken.«
    »Wie haben Sie herausgefunden, dass Jim hinter allem gesteckt hat und nicht Schaeffer?«, fragte Hawken.
    Hauptsächlich durch das, was nicht in dem Bericht der Spurensicherung stand, den sie am Morgen erhalten hatte, erklärte sie.
    »Und das wäre?«, fragte Hawken.
    »Erstens, es gab kein Kreuz, um Chiltons Ermordung anzukündigen«, erklärte sie. »Vor allen anderen Überfällen hat der Täter jeweils ein einfach zu entdeckendes Kreuz am Straßenrand aufgestellt, doch niemand konnte dieses letzte Exemplar finden. Zweitens, der Täter hat ein Fahrrad benutzt, um Spuren zu hinterlassen, die auf Travis hindeuten sollten. Schaeffer hatte nirgendwo ein Fahrrad. Und der Revolver, mit dem er Chilton bedroht hat, war nicht der Colt, den man Travis' Vater gestohlen hatte, sondern ein Smith & Wesson. Drittens, es gab in seinem Wagen oder Motelzimmer weder Blumen noch Blumendraht.
    Also habe ich die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass Greg Schaeffer nicht der Kreuz-Killer war, sondern sich den Fall lediglich zunutze gemacht hat, weil er sich zufällig anbot. Doch wenn nicht er diese Kreuze aufstellte, wer dann?«
    Dance hatte sich noch einmal die Liste der Verdächtigen vorgenommen. Sie dachte an den Geistlichen, Reverend Fisk, und seinen Leibwächter, womöglich CrimsoninChrist. Die beiden waren mit Sicherheit Fanatiker und hatten Chilton - sofern die Postings in seinem Blog von ihnen stammten - direkt bedroht. Doch TJ hatte Fisk, den Aufpasser und mehrere andere leitende

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