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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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daß Vic lachen mußte.
     
»Haha.« Die kleine Schwester warf den Kopf zurück und bat ihren Vater mit flehendem Blick um die wahre Geschichte.
     
»Herzchen, ich weiß nicht, was Marjorie Solomon fehlt, aber ich weiß, was dir fehlt, wenn du nicht hinguckst.« Er zeigte auf den Sonnenuntergang, karmesinrot, rosa und purpurrot mit goldenen Flammen.
     
Das prachtvolle Schauspiel zog alle in seinen Bann, bis Mignon, die ihm die allerkürzeste Aufmerksamkeit zuteil werden ließ, bemerkte: »Sie ist vermutlich voll von Hass, weil sie Jüdin ist.«
     
»Es reicht«, ermahnte R. J. ihre Jüngste streng.
     
»Mom, ist doch wahr. Die Leute haben seit Tausenden von Jahren was gegen Juden.«
     
»Herrgott, Mignon, jetzt haust du auch noch in diese Kerbe.« Vic schüttelte den Kopf.
     
»Uneinsichtige Menschen brauchen Sündenböcke. Warum nicht diejenigen erniedrigen, die erfolgreich sind? Man lädt die eigenen Sünden auf sie ab, wird sie los und nimmt sich alles, was sie sich auf dieser Welt erworben haben«, erwiderte Frank ruhig, doch er war wütend auf Mignon.
     
»Dad, du hast Recht, aber Mignon hat uns wenigstens gesagt, was sie denkt«, sprang Vic Mignon bei. »Wenn sie so spricht, dann tun es die anderen in der Schule auch. Jetzt können wir wenigstens darüber reden.« Vic wandte sich Mignon zu, die sichtlich bestürzt war, weil sie ihren Vater verstimmt hatte. Sie verstanden sich alle gut darauf, in Frank zu lesen. »Marjorie mag ja ’n Miststück sein, aber nicht, weil sie Jüdin ist. Denk an Walter Rendell. Er ist der Schlimmste, dabei ist er Episkopale.«
     
»Tut mir Leid.« Und sie meinte es ehrlich.
     
»Um das Thema zu wechseln, Chris, was ist dein Hauptfach?« Frank lächelte sie an.
     
»Gute Frage, Mr. Savedge. Ich habe dreimal gewechselt. Vielleicht versuch ich’s mal mit Englisch.« Sie lachte, dann sagte sie: »Was war Ihr Hauptfach?«
     
»Geschichte.«
     
»Daddy war auf der Princeton-Uni. Kaum sieht er die UniFarben Schwarz und Orange, schon wird ihm ganz schwummerig vor Nostalgie.« Mignon suchte ihn zu besänftigen.
     
»Mein Dad war in Colgate.«
     
»Gute Uni«, erwiderte Frank.
     
»Aber nichts gegen Princeton«, sagten Vic und Mignon wie aus einem Munde.
     
»Ein Familienscherz«, klärte Jinx Chris auf, die das bereits vermutet hatte.
     
»Hast du deine Mutter angerufen?« R. J. griff in ihre Tasche, zog ein kleines rundes Bohnensäckchen heraus und warf es Jinx zu.
     
Das reizte Piper, die sich zumindest für den Augenblick von dem abgekehrt hatte, was auch immer sich unter dem Tabakschuppen befinden mochte.
     
Jinx warf Chris das Bohnensäckchen zu, die es Vic zuwarf. Das Säckchen flog hin und her.
     
»Ich hab sie angerufen. Sie ist sauer auf mich. Sie will, daß ich nach Hause komme, und ich hab gesagt, ich schau morgen vorbei.« Jinx schnappte sich das Bohnensäckchen aus der Luft.
     
»Hey«, sagte Mignon.
     
»Wer pennt, verliert.« Jinx streckte den Arm und warf das Säckchen über den Kopf zu Vic hinüber.
     
Trotz seiner finanziellen Schwierigkeiten war Frank im Glanz des Sonnenuntergangs total entspannt; er beobachtete die kleinen Boote und größeren Schiffe, die ihren schmucken Häfen zustrebten. Das Geräusch des ans Ufer plätschernden Wassers beruhigte ihn.
     
Wie so viele blendend aussehende Männer war er sich seiner Wirkung auf andere nur schwach bewußt. Breitschultrig, groß, mit kräftiger, ebenmäßiger Kinnpartie – wer ihn sah, mußte unwillkürlich lächeln. Er konnte sich ungezwungen mit Männern oder Frauen unterhalten. Und er würde sich gleich mit Sissy Wallace unterhalten müssen, weil sie die Zufahrt so schnell hochgesaust kam, daß ihre Reifen einen Abrieb hinterließen.
     
R. J. stand auf. ›Sissy Wallace, mit Vollgas.‹
     
Mignon beugte sich zu Chris vor. »Total von der Rolle. Die Wallaces sind alle…«
     
»Mignon, du sollst kein Urteil abgeben.« Frank packte sie an der Schulter und drückte sie fest, als er sich erhob.
     
»Jawohl, Dad.« Sie zwinkerte Chris zu.
     
Jinx stand auf, dann Vic, dann Chris. »Bin gespannt, was sie diesmal angestellt hat.«
     
Sissy verfehlte knapp einen Laternenpfahl am Ende der Zufahrt. Sie trat auf die Bremse, daß es quietschte, stellte den Motor ab und knallte die Tür zu. »Ich hab Poppy erschossen!«
     
Chris erstarrte, unschlüssig, ob sie weitergehen oder wie angewurzelt stehen bleiben sollte. Wenn diese Frau verrückt war, dann war sie womöglich bewaffnet?
     
Vic nahm ihre

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