Alma Mater
Büros gleich hinter dem Haus in der ehemaligen Sommerküche abgeschlossen hatte. Wenn sie Georgia besänftigen könnten, ließe sich vielleicht eine weitere Katastrophe verhindern. Gewöhnlich ging etwas zu Bruch, und R. J. würde es sehr begrüßen, wenn das nicht in ihrem Haus geschähe.
Im Halbkreis umstanden die drei jungen Frauen R. J. und Georgia, die auf den Gartenstühlen saßen.
»Möchtest du Toast?«
»Lieber möchte ich die unreife ordinäre Schlampe toasten, möchte sie in einen Mehlsack stecken und in den James schmeißen. Ach, R. J. du hast ja keine Ahnung, was ich durchmache, und all die Jahre mußte ich ihre, äh, Wüsteneien vor Daddy geheim halten. Es würde ihn umbringen – O ja.«
Jinx zwinkerte Vic zu. Vic fuhr mit dem Zeigefinger über Chris’ Handrücken.
»Ich weiß, wie sehr du Sissy beschützt. Das wissen wir doch alle.« R. J. fragte sich, wie lange sich dies wohl hinziehen würde.
Georgia verdrehte die Augen. »Es fing schon in der zehnten Klasse an. Küssen und knutschen. Oh, meine – meine kleine Schwester war beliebt. Wirklich. Aus lauter falschen Gründen, und es dauerte nicht lange, bis das Küssen und Knutschen sich zu, äh, sportlicheren Formen des Kontakts mit dem anderen Geschlecht entwickelte. Meine Schwester ist völlig fasziniert von der Hydraulik des männlichen Schwengels.« Georgia schloß die Augen. Tankte einen Schluck Kraft, um fortzufahren. Sie deutete mit ihrem Glas auf die drei jungen Frauen. »Mädels, ich erinnere mich, wie es war, jung zu sein. Da kommt einer daher, einer wie dein Charly, und du kannst nicht mehr still sitzen. Die ganze Welt dreht sich um ihn. Ich kenne das. Aber bei Sissy dreht sich die ganze Welt um jeden x-Beliebigen, der gerade daherkommt. Und ich glaube, Daddy hat keinen Schimmer.«
»Es war richtig von dir, Edward mit solchen verstörenden Mitteilungen zu verschonen. Er ist ja kein besonders freizügiger Mensch.« R. J. suchte sie bei Laune zu halten.
»Das ist milde ausgedrückt. Daddy hebt Frauen auf ein Podest und erwartet, daß sie da oben bleiben. Jawohl.« Noch ein Schluck. »Als ich auf dem Mary Baldwin College war, da wußte ich schon, daß Sissys Leben ganz anders verlaufen würde als meins. Ganz anders. Mmm hah. Und sie ist nie schwanger geworden. Nicht ein einziges Mal. Ihre Eierstöcke müssen verbogen sein. Ihr Verstand ist’s ganz sicher.«
»Miss Wallace, kann ich Ihnen wirklich nichts zu essen bringen? Wir haben noch Biskuits vom Frühstück übrig. Sie wissen ja, wie gut die sind.« Vic sah den Orangensaft zur Neige gehen.
»Oh, wenn’s dir Freude macht. Und ich hätte auch gern noch ’nen Orangensaft. Vic, Schätzchen, dein Orangensaft ist der allerbeste.«
Als Chris und Vic verschwanden, um das Bestellte zu holen, schob Jinx Georgia einen Schemel unter die Füße. Falls Sissy herauskäme, bevor ihre Schwester breit war, könnte das Georgia daran hindern, aufzuspringen und über sie herzufallen. »So, Miss Wallace.«
»Danke schön, Jinx, du warst schon immer ein sehr aufmerksames Kind. Ich hab die zwei beobachtet, die eben in die Küche gegangen sind – wie Salz und Pfeffer, nicht? Die eine hellblond und die andere pechschwarz. So schöne Mädchen. Ach ja, wo war ich? Oh, danke!« Sie strahlte übers ganze Gesicht, als Vic und Chris ihr ein Tablett mit Biskuits, Marmelade und Butter und noch einem Glas Orangensaft brachten. Vic hatte vorsichtshalber auch eine Tasse heißen Kaffee auf das Tablett gestellt. »Sie geht also in Dons und Bunnys Autoladen. Dagegen ist ja nichts einzuwenden…« Sie schwenkte die Hand, als wollte sie den Besuch als erledigt abtun. »… und ich kam auch hin, aber sie hat sich mit dieser Hojo verbündet. Dreißig Jahre Altersunterschied, mindestens, aber Sissy sagt, sie sind ›Busenfreundinnen‹. Eins kann ich euch flüstern, aus Hojo wird nie ’ne Sonntagsschullehrerin. Nein, Ma’am. Und die sagt zu meiner Schwester, ›man lebt nur einmal‹, ›jetzt oder nie.‹ So, jetzt wißt ihr Bescheid.«
R. J. schlug die langen schlanken Beine übereinander. »Georgia, Liebes, was hat sie denn eigentlich genau getan?«
»Hojo? Ich weiß nicht, was sie angestellt hat und Sissy will’s nicht sagen. Nicht, daß es mich interessiert.« Sie stopfte sich ein dick mit Butter und Marmelade bestrichenes Biskuit in den Mund. »Heiratet jung. Das rate ich euch. Was Sissy getan hat? Ich hab sie ertappt, wie sie Buzz Schonfeld einen… ich kann’s
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