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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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gelacht wie mit den Savedges, Jinx und Charly. Sogar Piper brachte sie zum Lachen, und sie verliebte sich in die Golden-Retriever-Rasse.
     
Eine Woche vor den Thanksgiving-Ferien wurde das Lachen crescendoartig. Niemand konnte sich auf das Studium konzentrieren, weil alle Studenten nur noch daran dachten, daß sie in den Ferien zu Hause oder bei Freunden sein würden. Sogar die Professoren, die tapfer versuchten, Fakten, Theorien und Stoff in die jungen Köpfe zu stopfen, hatten Mühe sich zu konzentrieren.
     
Donnerstagabend um sieben war es bereits samtig dunkel. Vic und Chris holten Charly von seiner ›Zwangsernährung‹ am Sondertisch ab. Er bestand darauf, die Frauen zum Essen auszuführen, wo er eine Cola trank und ihnen beim Essen zusah.
     
»Wir müssen etwas tun, um dieses Jahr in Erinnerung zu behalten. Etwas Unerhörtes. Etwas, das auf dem William and Mary College zur Legende wird«, sagte Vic.
     
»An was hast du da gedacht?« Chris kaute an einem Pommes frites.
     
»Wenn ich Tambourmajor wäre, das letzte Mal bei einem Heimspiel, das Verklingen des Trommelschlags beim letzten Song, würde ich veranlassen, daß die ganze Kapelle der gegnerischen Seite den Rücken zudreht und die Hosen runterläßt. Diese Art Legende.«
     
»Wäre es nicht aufregender, wenn sie auch ihre Vorderseite zeigen würden?« Chris kicherte.
     
»Ich könnte den Ball fangen, natürlich ein Touchdown erzielen, aber dann statt anzuhalten laufen, laufen, einfach weiterlaufen«, erbot sich Charly.
     
Chris lächelte. »Poetisch.«
     
»Hört mal, irgendwas müssen wir machen«, beharrte Vic. »Die Leute sollen wissen, daß wir hier waren. Wir müssen sie provozieren, uns zu übertreffen.«
     
»Wir könnten alle Türen der Verwaltungsbüros versperren. Die Schlösser mit einem Lötkolben versiegeln«, schlug Charly vor.
     
»Gut«, sagte Chris anerkennend.
     
»Oder wir könnten was auf den Rasen im Innenhof malen«, meinte Charly.
     
»Und was?«, fragte Chris.
     
»Eine nackte Frau«, antwortete Charly.
     
»Das erregt nur die Hälfte der Studierenden. Wir müßten auch einen nackten Mann malen«, meinte Chris.
     
»Ich weiß nicht«, sagte Vic. »Eine nackte Frau gefällt doch allen.« Sie achtete nicht auf ihre Worte, sie fühlte sich so frei.
     
»Was ist mit den vielen Teenie-Würstchen, die von Mommy und Daddy über den Campus geschleppt werden?« Chris stellte sich die Entrüstung vor. Zumal die Verwaltung immer noch bemüht war, die Erinnerung an den Alpha-Tau-Vorfall zu tilgen.
     
»Also gut, laßt uns was machen.« Chris verputzte ihre letzten Pommes. Es wäre ihr gegen den Strich gegangen, welche übrig zu lassen.
     
»Mir nach.« Vic stand auf. Der alte Seelsorger von der Pfarrei St. Bede bewohnte ein schmuckes Haus gleich gegenüber der Kirche. Als gläubiger Arbeiter im Zeichen des Kreuzes war er von gehorsamem Wesen. Pastor Geoffrey Whitby glaubte an die Sakramente, behielt seine Zweifel an der Unfehlbarkeit des Papstes für sich und bewies wenig bis keinen Sinn für Humor. Am Christentum konnte er nichts Komisches finden. Ein Kellner, der beim letzten Abendmahl »Fettucine für Jesus« rief, war für ihn unvorstellbar. Oder Maria Magdalena mit einem Push-up-BH. Nein, das Christentum hatte feierlich, ernst, ja streng zu sein. Wenn der Gott des Alten Testaments nur zweimal gelacht hat, dann sollte es bei Pastor Whitby nicht anders sein. Als er daher an diesem samtigen Abend am Fenster im oberen Stockwerk stand, fand er es überhaupt nicht lustig, die Verwandlung der heiligen Jungfrau Maria zu beobachten.
     
Die heilige Jungfrau Maria sah scharf aus mit einer Schürze, einer Kochmütze auf dem Kopf, einem Tischgrill vor sich. In ihre erhobene Hand, diejenige, die den Segen erteilte, hatte Vic eine lange Gabel mit blauem Griff geklebt. Auf dem Tischgrill lagen Gummihühner. Eine Tafel verkündete mit bunter Kreide MARIAS BARBECUE.
     
Während Vic und Charly die Mutter Jesu in eine zeitgenössischere Mutter verwandelten, hielt Chris, nachdem sie die Tafel beschriftet hatte, nach Störern Ausschau.
     
Als Pastor Whitby, noch in Pantoffeln, aus der Haustür schoß, war Chris verblüfft, daß ein alter Mann so schnell laufen konnte.
     
»Blasphemisten!« Er drohte mit der Faust.
     
»Ich hab noch nie ein so purpurrotes Gesicht gesehn«, keuchte Vic, als Chris kehrtmachte und Fersengeld gab.
     
Charly erwiderte: »Ich glaube, das ist die normale Farbe seiner Nase. Bist du fertig, können wir

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