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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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weiß nicht. Glaub nein.«
     
»Auf der Highschool keine Mädchen geküßt?« Mignon zog die Schultern hoch, eine komische, koboldhafte Geste.
     
Vic lachte. »Gott, nein.«
     
»Aha.« Völlig durchfroren atmete Mignon die feuchtkalte Luft ein. »Wie ist’s passiert?«
     
Vic hakte sich bei ihrer Schwester unter. »Ich weiß nicht. Ich hab Chris eines Tages einfach angeguckt, die Sonne fiel auf sie wie Goldpuder, und mein Herz hat gepocht wie wild. Hab fast keine Luft mehr gekriegt, und da…« Sie hielt inne. »Da wußte ich, daß ich sie liebe. Und ich war gierig nach ihr. Ich kann dir keine Gründe nennen. Ich hab keine, hab nur Gefühle.«
     
»Glaubst du, das wird mir auch passieren?«
     
»Ach Mignon, schon bist du wieder bei dir, wie immer.« Vic senkte in gespielter Entrüstung die Stimme.
     
»So meine ich das nicht. Und außerdem, was erwartest du denn? Hast du vielleicht mit fünfzehn an alle anderen gedacht? Du hast bestimmt rumgesessen und nur an dich gedacht. Du hast’s bloß nicht gesagt. Ich sag’s wenigstens. Aber das meine ich gar nicht.«
     
»Was meinst du dann?«
     
»Werde ich mich eines Tages auch so verlieben?«
     
»Woher soll ich das wissen?«
     
»Du bist meine große Schwester. Du solltest alles wissen. Du solltest es vormachen. So läuft das.« Vic lächelte und Mignon fuhr fort: »Wie verlieben sich die Menschen? Knallt einem ein Ziegelstein auf den Kopf? Rutscht einem das Hirn in die Hose? Wie ist das?«
     
»Es ist bei jedem anders. Bei mir war es wohl so was wie Liebe auf den ersten Blick, aber das wußte ich da noch nicht. Jemand anderem wächst die Person langsam ans Herz. Es dauert seine Zeit. Bei anderen fängt es damit an, daß sie sich hassen. Sagt Tante Bunny. Sie fand Onkel Don so attraktiv wie Hundepuste, ’tschuldigung, Piper.«
     
Die Golden-Retriever-Hündin wedelte mit dem Schwanz. Sie nahm es nicht krumm.
     
»Sie haben gestritten und sich gegenseitig beleidigt, und hey, irgendwann fand sie dann wohl doch was an ihm. Wer weiß, wie es bei dir sein wird?«
     
»Wenn du lesbisch bist, bin ich es vielleicht auch. Könnte ein Gen sein oder so. Ich kann’s geerbt haben.«
     
»Du hast ja ’nen Knall. Himmeldonnerwetter noch mal. Du bist was du bist. Was ich bin, hat nichts mit dir zu tun.«
     
»Aber du dachtest nicht, daß du lesbisch bist, als du so alt warst wie ich.«
     
»Als ich so alt war wie du, Mignon, dachte ich an nichts als Lacrosse und Hockey. Ich wollte nur Sport treiben und die Schule schaffen. Wir sind sehr verschieden.«
     
»Aber wie merkt man es?«
     
»Man merkt es, wenn man’s wissen muß – das ist bei allem so, nicht nur ob man Homo ist oder wenn man sich verliebt. Wenn du etwas im Leben wissen mußt, dann kommt es zu dir oder du lernst es oder jemand taucht auf und bringt’s dir bei. Näher kann ich’s nicht erklären.«
     
»Ich hab dich lieb. Du bist meine Schwester. Ich müßte dich auch lieb haben, wenn ich dich nicht lieb hätte. Aber ich will nicht lesbisch sein.«
     
»Bist du nicht.« Vic atmete ein und sagte dann: »Ich hab dich lieb. Ich weiß nicht immer warum. Sieben Jahre sind ein großer Unterschied. Wenn wir älter werden, wird die Kluft kleiner, aber als ich vierzehn war, warst du sieben und eine schreckliche Nervensäge. Ich weiß nicht, warum Mom und Dad so lange gewartet haben, um dich zu kriegen.«
     
»Ich war nicht geplant.«
     
»Aber du weißt, daß sie dich ersehnt haben wie nichts auf der Welt.«
     
»Jetzt kannst du keine Kinder kriegen.« Mignon dachte hierüber nach, als sie beim Briefkasten ankamen. Sie griff hinein und holte den Richmond Times-Dispatch heraus.
     
»Du bist mir weit voraus. So weit hab ich noch gar nicht gedacht.«
     
»Vic, was wird aus Charly?«
     
»Ich weiß es nicht.« Vic legte ihren Arm über den Briefkasten. »Ich muß was tun, muß das Richtige tun, aber Herrgott, mir ist bange davor.« Sie sah Mignon offen an. »Läufst du jetzt zu Mom und erzählst es ihr brühwarm?«
     
»Nein«, antwortete Mignon aufgebracht; sie hob die Stimme.
     
»Das war wohl nicht sehr nett von mir. Entschuldige. Ich hab noch so viel zu überdenken.«
     
Sie kehrten um und gingen die lang gezogene Zufahrt zurück.
     
»Könntest du nicht mit Charly zusammenbleiben, bis ich alt genug bin, so daß er mich vielleicht anguckt? Er ist so absolut cool.«
     
Vic lachte. »Nein, das kann ich nicht.«
     
»Aber wenn du weiter mit Charly zusammenbleibst, wirst du’s dir vielleicht

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