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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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seine Gedanken rasten. Er war von Natur aus kein Lügner, wollte auch keine Extrabehandlung. Und bei der Vorstellung, daß sein Vater mit dem Dekan eine Vereinbarung traf und einen ansehnlichen Betrag für den Förderverein spendete, wurde ihm flau im Magen.
     
»Trainer Frascetti, ich hab dabei mitgemacht. Ein Frevel jedoch war nicht beabsichtigt.«
     
»Okay, ich bin stolz auf dich, weil du es zugibst. Ich werde mit Hap sprechen.«
     
»Sir, kann ich es mir überlegen? Ich bin Ihnen dankbar für alles, was Sie für mich getan haben, und ich weiß es zu schätzen, daß Stricker sich hierüber Gedanken macht. Ich, hm, wenn Sie mir bis heute Abend Zeit geben könnten. Ich möchte sichergehen, daß ich das Richtige tue.«
     
»Sechs Uhr. Ruf mich um sechs an.« Frascetti erhob sich von seinem Schreibtischstuhl. »Ich nehme nicht an, daß du katholisch erzogen bist.«
     
»Nein, Sir. Episkopalisch.«
     
»Das war’s fürs Erste. Und die Muttergottes sah aus, als würde sie sich endlich mal amüsieren. Ruf mich heute Abend an, Charly. Ich deichsel das schon.«
     
»Ich ruf Sie an, Sir. Danke.«
     
Charly verließ die Turnhalle und war zwanzig Minuten später in Vics Apartment. Er erzählte ihr von der Unterredung.
     
»Ich denke, ich sollte zu Dekan Hansen gehen und reinen Tisch machen«, schloß Charly.
     
»Wir haben die Modenschau zu dritt veranstaltet. Warum solltest du hingehen?«
     
»Dein Bild war nicht in der Zeitung. Der Pastor hat gesagt, es waren zwei Mädchen dabei, aber der Trainer hat nicht nachgehakt. Wenn ich Buße tue, wächst Gras drüber.«
     
»Charly, laß dich von Trainer Stricker auf die Baseballmannschaftsliste setzen. Wirklich. Es lohnt sich nicht zu leiden, bloß weil’s dem alten Knacker gegen den Strich geht, wenn Maria ’ne Schürze anhat.«
     
»Ich weiß nicht.«
     
»In drei Wochen sind Weihnachtsferien. Bis dahin wird der Pastor drüber weg sein. Warte wenigstens bis – um wieviel Uhr sollst du Frascetti anrufen?«
     
»Um sechs.«
     
»Warte bis dahin. Lauf rum, denk drüber nach und ruf mich an, bevor du den Trainer anrufst.«
     
»Ich dachte, ich kann hier bleiben.«
     
Das paßte nicht in Vics Plan. »Klar. Aber ich muß Jinx abholen. Hier, nimm meine Schlüssel, falls du weggehen willst. Wenn was ist, leg die Schlüssel unten über den Türstock. Aber warte genau bis zum Termin, ehe du noch mal mit dem Trainer sprichst. Es ist eine schwere Entscheidung, und es gibt keinen Grund, deswegen den Helden zu spielen. Wirklich, Charly, wir haben eigentlich nichts richtig Schlimmes getan. Versprochen?«
     
»Ja, okay.« Er küßte sie auf den Mund.
     
»Nimm dir Cola und Cracker. Tut mir Leid, das ist alles, was ich dahabe«, rief sie, während sie die Wohnungstür öffnete.
     
»Gott, Vic, ich werde genug verdienen müssen, damit wir uns eine Köchin leisten können.«
     
»Genau«, trällerte sie, schon halb auf der Treppe.
     
Als sie Charly so von der Zukunft sprechen hörte, verkrampfte sich ihr Magen. Sie wollte später darüber nachdenken. Während sie den Impala anließ, wünschte sie, sie hätte Zeit, um mit Chris zu reden, aber Chris war in einer Vorlesung. Lieber weitermachen mit dem, was sie sich vorgenommen hatte.
     
Nachdem Marias Metamorphose vollzogen war, hatte Pastor Whitby die Polizei gerufen und dann die Presse benachrichtigt. Er war nicht geneigt, die Sache auf sich beruhen zu lassen, nun, da er Charly erkannt hatte. Nein, es war klipp und klar, daß der Pastor auf Bestrafung bestand.
     
Als Spitzensportler konnte Charly mit einem von zwei Dingen rechnen: Entweder man ließ ihn davonkommen, oder man statuierte ein Exempel an ihm. Die Footballsaison war vorbei. Charly war entbehrlich, und die Verwaltung würde gut dastehen, wenn sie hart durchgriff. Trainer Frascetti wußte das, behielt es jedoch für sich. Zum Glück hatte er Charly aufrichtig gern, und sein Plan mit Trainer Stricker war gut. Es würde so aussehen, als würde Charly bestraft, die Verwaltung würde gut dastehen, die Sportabteilung würde moralisch verantwortungsvoll scheinen, die Zeitung hätte eine Story und der Pastor könnte sich ins Fäustchen lachen.
     
Wenn Charlys Vater versuchte, die Verwaltung zu kaufen, könnte auch das in die Zeitungen durchsickern und weitere Peinlichkeiten verursachen.
     
Vic fuhr auf den Parkplatz hinter dem Verwaltungsgebäude. Sie ging entschlossen die Treppe hinauf und durch den gewienerten Flur zu Greg Hansens Büro.
     
Die Sekretärin

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