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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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anders überlegen. Du wirst Chris vielleicht satt haben.«
     
»Ich werde Chris nicht satt haben, und selbst wenn, woher willst du wissen, daß ich dann nicht mit einer anderen Frau zusammen bin? Mignon, ich bin kein Wasserhahn. Man kann mich nicht auf- und zudrehen.«
     
»Nein, aber du bist die ganze Zeit nicht lesbisch gewesen.«
     
»Ich kann’s nicht erklären, aber ich schwöre dir, Mignon, es ist einfach da. Es ist einfach da – wie der Nebel, der sich jenseits vom Fluß lichtet. Es ist einfach da. Ich kann nicht zurück. Ich kann nicht.«
     
Mignon stieß einen langen, tiefen Seufzer aus. »Das wird seltsam. Eine lesbische Schwester zu haben.«
     
»Ach, nenn mich einfach verdrehte Schwester. Klingt besser als abartige Schwester. Und was soll’s? Bist du der einzige Mensch auf der Welt mit einer lesbischen Schwester? Du Ärmste.«
     
»Ist mir egal. Ich hab bloß gesagt, es wird seltsam. Werd mich schon dran gewöhnen.«
     
»Das ist echt Spitze von dir.«
     
»Ich bin großzügig veranlagt.«
     
»Wirst du dich jetzt Chris gegenüber komisch benehmen?«
     
»Nee. Ich werd mich bemühen, nicht dran zu denken, wie du sie küßt.«
     
»Mignon, du machst mich fertig, ehrlich. Ich werd mich bemühen, nicht dran zu denken, wie du Buzz Schonfeld küßt.«
     
»Nie im Leben! Wie kannst du so was sagen?«
     
Vic pfiff ein paar Takte von ›Dixie‹, auch eine Möglichkeit, Quatsch mit Soße zu sagen.
     
»Hey, Marjorie Solomon will ihn küssen, nicht ich. Mannomann.« Mignon hielt einen Moment inne. »Sie macht mir das Leben zur Hölle, wenn sie rauskriegt, daß ich eine lesbische Schwester habe. Scheiße. Vic, oute dich bloß nicht, bevor ich mit der Highschool fertig bin.«
     
»Ich bezweifle, daß ich auf der Surry High das hochaktuelle Thema des Tages sein werde.«
     
»Du nicht, aber ich.«
     
»Ach ja. Hatte ich vergessen. Du bist das beliebteste Mädchen der Schule.«
     
»Arschloch.«
     
»Geht’s auch origineller?«
     
»Schwule Jule.«
     
»Interessant.«
     
»Hey, Arschloch stimmt nicht.«
     
»Sehr richtig.« Vic sah zu, wie sich ein Nebelschwaden in einer Bodensenke langsam auflöste. »Ich sag’s Mom, wenn ich bereit bin.«
     
»Das kann Jahre dauern.«
     
»Nicht Jahre, sondern wenn ich bereit bin. Zuerst muß ich mit Charly sprechen.«
     
»Hast du dich entliebt?«
     
»Nein. Ich hab ihn geliebt, aber ich hab dieses Gefühl nicht gekannt. Es ist schwierig, was zu erkennen, wenn alle um dich herum dich auf eine andere Schiene schieben. Klingt das plausibel? Ich kannte es nicht anders, Mignon. Hatte keinen blassen Schimmer.«
     
»Dann liebst du Chris wirklich und wahrhaftig?«
     
»Ja.«
     
»Okay. Was soll ich jetzt machen?«
     
»Gar nichts. Tu so, als wär nichts, laß keine Andeutung fallen. Ich kenn dich. Wenn du von einem Geheimnis weißt, bringt es dich um, es nicht weiterzusagen.«
     
»Ich weiß vielleicht mehr Geheimnisse als bloß deins«, schoß Mignon zurück.
     
»Um so mächtiger kannst du dich fühlen.«
     
»Willst du nicht versuchen, sie aus mir rauszukriegen?«
     
»Nein. Im Moment hab ich mit meinem eigenen Leben genug am Hals. Wenn ich das alles hinter mir habe, werd ich dich bitten, sie mir zu erzählen.«
     
»Du glaubst mir nicht.«
     
»Doch. Ich bin sicher, daß du Geheimnisse hast.«
     
»Keine eigenen. Geheimnisse von anderen.«
     
»Toll. Mignon, ich bin fix und fertig. Herrgott, ich hab festgestellt, daß ich lesbisch bin. Zumindest liebe ich eine Frau, also werden mich alle lesbisch nennen. Ich kann mich genauso gut dran gewöhnen. Es gibt einen großartigen Mann, der mich liebt. Ich muß mit ihm Schluß machen, obwohl ich ihn wirklich gern habe, ehrlich. Mom und Dad rechnen damit, daß ich ihn nach dem College heiraten werde. Ich muß mich mit ihnen auseinander setzen. Dad hat uns um unser ganzes Geld gebracht. Ich kann nicht weggehen und Mom im Stich lassen. Und ich kann dich nicht im Stich lassen. Du wirst aufs College gehen, und wenn ich es bezahlen muß.«
     
Mignon lehnte sich ein paar Schritte lang mit der Schulter an Vics. »Ich möchte wirklich gern aufs College.«
     
»Tja, Moppelchen, du mußt nächsten Sommer arbeiten. Ich auch.«
     
»Vielleicht kriegt Dad das Geld zurück.«
     
»Geld und Dad sind allergisch aufeinander.«
     
»Tja. Aber warum kann Mom es sich nicht von Tante Bunny leihen?«
     
»Mmm, ich glaube nicht, daß Onkel Don sich drauf einläßt. Wenn er uns Geld leiht, kriegt er es wahrscheinlich

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