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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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»Ich hab anscheinend nicht den Nerv, es ihm zu sagen.«
     
»Herrgott, Vic, führst du ein interessantes Leben.« Jinx steckte eine Zwiebel in das Loch. »Und wenn sie dich rausschmeißen?«
     
»Dann geh ich.« Vic befühlte die papierartige Haut der Zwiebel.
     
»Wenn du wirklich gefeuert wirst, was machst du dann mit Chris? Mit deinen Eltern, deiner Zukunft?«
     
»Mir einen Job suchen. Arbeiten, bis Chris Examen hat, und dann weitersehen. Mom und Dad werden sich schrecklich aufregen.«
     
»Was für einen Job?«
     
»Ich weiß es nicht, Jinx. Alles, was Geld bringt. Mom hat mir erzählt, daß sie und Tante Bunny vielleicht ein Gartenbaugeschäft gründen wollen. Ich weiß nicht, ob sie mich einstellen können, aber so eine Arbeit würde mir Spaß machen.«
     
»Ist das nicht ein großes Opfer?«
     
»Wenn ich mein Examen später nachholen will, krieg ich das hin. Hab ja nur noch ein Semester. Kleinigkeit.« Vic hörte sich stärker an, als sie sich fühlte.
     
»Es ist keine Kleinigkeit, wenn sie dir dein Zeugnis vermasseln.«
     
»An meinen Zensuren können sie nichts ändern. Ich kann den Abschluß auf einem staatlichen College machen.«
     
»William and Mary sieht auf einem Zeugnis besser aus.«
     
»Auf deinem wird’s stehen«, sagte Vic, und sie lächelte, obwohl auch sie der Meinung war, daß »William and Mary« auf einem Zeugnis ideal wäre.
     
Jinx lächelte zurück. »Meinst du, deine Mom und Bunny wollen wirklich ein Geschäft gründen?«
     
»Ja.« Sie griff nach der nächsten Zwiebel. »Mom hat’s ein paar Mal nebenbei erwähnt, aber bei meinem letzten Besuch hat sie mir die Bodenkarten gezeigt, wo sie Weiden und so pflanzen will. Ich glaube, es ist ihr ernst damit. O ja – eh ich’s vergesse. Mignon weiß von mir und Chris.«
     
Jinx stach mit ihrer Pflanzkelle in die Erde. »Ach du lieber Schreck.«
     
»Sie war ziemlich gelassen.«
     
»Wie lange?« Jinx zog die Stirn kraus. »Sie wird den Schnabel nicht halten können. Es ist einfach zu schön, und sie ist nur die Erste, die es weiß.«
     
»Sie wird nichts sagen.«
     
»Worum wetten wir?«
     
»Fünf Dollar.«
     
»Abgemacht.«
     
»Welche Zeit?«
     
»Sechs Monate. Ich meine, bis dahin wirst du mit deinen Eltern reden müssen.« Jinx schnippte Erde von ihrem Oberschenkel.
     
»Früher.«
     
»Was wirst du ihnen sagen?«
     
»Die Wahrheit.« Vic sah auf ihre Uhr. »Ich muß zurück.
     
Ich hab Charly bei mir gelassen und ihm gesagt, er soll nichts unternehmen.« Vic stand auf und wischte sich die Jeans sauber. »Weißt du was?«
     
»Was?«
     
»Es tut mir kein bißchen Leid, daß ich Marias Garderobe aufgepeppt habe.« Charly war nicht in ihrem Apartment. Er hatte einen Zettel hinterlassen, er sei zum Essen gegangen. Kurz vor sechs rief er an. Sie erzählte ihm, was sie getan hatte. Er stritt mit ihr, aber sie erklärte, getan sei getan, und es habe keinen Sinn, daß sie beide noch mehr Schwierigkeiten bekämen. Schließlich gab er nach.
     
Dann ging sie nach nebenan und erzählte Chris alles.
     
»Hoffentlich bereust du es später nicht«, meinte Chris besorgt.
     
»Bestimmt nicht.«
     
»Kommt Charly wieder, weil er jetzt keine Ausgangssperre mehr hat?«, fragte sie bange.
     
»Nein, das hab ich ihm ausgeredet.«
     
Chris wurde leichter zumute. »Ganz schön heftig, das alles.«
     
»Wenigstens wird uns nicht langweilig.« Scharlachrot überflutete die aufgehende Wintersonne das Footballstadion.
     
Vic hatte die schlafende Chris geküßt und ihr einen Zettel auf den Küchentisch gelegt. Sie mußte Energie verbrennen; sie mußte nachdenken. Die Stadionstufen rauf und runter zu laufen würde ihr gut tun.
     
Sie war schon zehnmal hinauf- und zurückgetrabt und wollte es noch weitere zwanzig Male tun, als ein Mann in dunkelgrüner Jogginghose auf der Bahn erschien und ihr mit der ihm eigenen Anmut entgegenlief.
     
Wortlos paßte er sich ihrem Tritt an, und die letzten zwei Absätze der Stadiontreppe liefen sie zusammen. Gerade als sie fertig waren, verwandelte sich der Frost in glitzernden Tau.
     
Sie umrundeten die Bahn im Gehen, um sich abzukühlen.
     
»Hast du’s dir anders überlegt?«
     
»Ich dachte, die Sache ist geritzt.«
     
»Vic, du kannst hier glatt rausfliegen.«
     
»Ich kriege einen Klaps auf die Hand und muß tausendmal an die Tafel schreiben, ›ich werde die heilige Muttergottes nicht an- oder ausziehen.‹«
     
»Nach der Alpha-Tau-Schande wird’s wohl mehr als ein Klaps auf

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