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Almas Baby

Almas Baby

Titel: Almas Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Fuessmann
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ausfüllen, um jeden Preis. Eben auch um den einer Straftat.“
    „Und was könnte das für das Baby bedeuten, wenn es für die Entführerin nur Mittel zum Zweck ist?“ Hammer-Charlys Stimme klang heiser. Er sprang auf, tigerte zum Fenster und zurück, wobei er sich mit der Rechten immer wieder über den kantigen Schädel strich. Ein Albtraum nahm in seinen Augen soeben Gestalt an. Schließlich war es bereits der zweite Tag nach der Entführung. Und der war schon ziemlich weit fortgeschritten. Die Fälle auf seiner Liste hatten ihr glückliches Ende meist früher gefunden. Das konnte für seinen Fall doch nur das Schlimmste bedeuten. Zarah Silbermann kannte den Hauptkommissar gut genug, um zu wissen, was ihn umtrieb. „Es muss nicht in einer Katastrophe enden, Charly“, sagte sie sanft, „aber wir müssen auch damit rechnen, dass Alma, wenn sie nicht weiter weiß, unkontrolliert reagieren könnte. Die Gefahr ist allerdings relativ gering, denn immerhin fühlt sie sich - wenn sie denn überhaupt die Kindesentführerin ist - als liebende Mutter.“
    Hammer-Charly baute sich fast drohend vor Dr. Silberman auf. „Liebende Mutter? Erzähl mir nicht, wozu diese angeblich liebenden Mütter imstande sind. Erinnerst du dich? Im November 2007 wurde hier vom Dortmunder Schwurgericht eine 28-Jährige zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Sie hat 2001 und 2004 nacheinander ihre drei Kinder erstickt. Nur weil sie ihr just im Augenblick der Tat lästig waren, durfte keines von ihnen auch nur zwei Jahre alt werden. Auch sie hielt sich für eine gute Mutter, aber auf die fassungslose Frage des Vorsitzenden Richters, was ihr denn die Kinder getan hätten, dass sie ihnen das Leben nahm, konnte sie nicht antworten. Dabei war die Frage berechtigt, denn sie hätte sie jederzeit wohl versorgt bei den Großeltern zurücklassen und ohne sie ihrer Wege gehen können.“
    Zarah erinnerte sich gut an den Fall, der nur durch einen umstrittenen Einsatz eines verdeckten Ermittlers aufgeklärt werden konnte. Er endete mit der härtesten Sanktion, die unser Rechtssystem kennt: einer lebenslangen Freiheitsstrafe, die - wegen der gleichzeitig vom Gericht festgestellten besonderen Schwere der Schuld - frühestens in 20 Jahren verbüßt sein kann. Sie hatte selbst gehört, wie der Vorsitzende Richter sein Unverständnis darüber äußerte, dass eine Mutter es über sich bringen könne in ein vertrauensvolles Kindergesicht zu blicken, anschließend ungerührt den Todeskampf mit anzusehen und danach noch Unverständnis und Entsetzen zu heucheln.
    Trotzdem wies sie auf die Unterschiede in der Persönlichkeit der Frauen hin. Die dreifache Mörderin, so zitierte sie ihre Kollegin, die im Prozess das Gutachten erstellt hatte, habe ein Leben mit wechselnden Männerbeziehungen angestrebt. Frei und ohne Alltagsbelastungen. Eine Frau, deren Verantwortungslosigkeit sogar so weit ging, dass sie nicht einmal gewillt schien, zu Verhütungsmitteln zu greifen, um eine von ihr als belastend empfundene Mutterschaft auszuschließen. Dagegen Alma, die sich offensichtlich nichts sehnlicher gewünscht habe als ein Kind. „Diesen Traum wird sie doch nicht mutwillig selbst zerstören?“
    Hammer-Charly war am Ende seiner Aufnahmefähigkeit angekommen. Er starrte aus seinem Bürofenster im sechsten Stock des Polizeipräsidiums auf die farbige Spur der Autoschlange, die sich durch die bereits eingetretene Dunkelheit unten über die Hohe Straße in Richtung City schob. „Lasst uns für heute Schluss machen“, brummelte er leise. „Im Moment können wir ohnedies nichts mehr tun. Wir sollten allerdings gleich morgen früh die KTU bei Behrend vorbei schicken. Das Baby hat doch in einem Bettchen geschlafen. Vielleicht lässt sich da beim Abkleben noch eine DNA-Spur sichern, die wir dann mit der von Katja Storm vergleichen können. Nur dann wissen wir ganz sicher, ob das angebliche Behrend-Baby in Wirklichkeit die kleine Friederike Storm ist.“
    „Ja, ja - der genetische Fingerabdruck“, sinnierte Zarah. „Was täten wir wohl ohne ihn? Erinnerst du dich noch, Charly, wie am 18. Mai 1989 am Landgericht Dortmund durch ihn Rechtsgeschichte geschrieben und ein Student vom schweren Verdacht des Mordes befreit wurde?“ Ein Fall, den wohl niemand im Polizeipräsidium je vergessen könnte. Einmalig wegen seiner zahlreicher Ermittlungspannen. Volker Lauer, eigentlich fast schon auf dem Heimweg, stutzte im Türrahmen von Charlys Büro: „Was war denn da los,

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