Almas Baby
nicht ein wenig voreilig sein könnte, erstickte Alma mit Küssen, worauf sie miteinander schliefen - direkt auf dem Wohnzimmerteppich an einem verregneten Sonntagmorgen. Auch für Berthold war es zum ersten Mal nach langer Zeit wieder ein befriedigendes Erlebnis. Er hatte tatsächlich ohne jeden vernünftigen Grund auf einmal das Gefühl: Nun wird endlich alles gut.
Kapitel 13
„Ende der Märchenstunde. Ihr könnt Rumpelstilzchen in die Wüste schicken. Es gibt Fakten. Der Beamtenarsch hat sich gemeldet.“ Volker Lauer schwenkte triumphierend ein Stück Papier. Zarah Silbermann und Hammer-Charly, die gerade eine Kaffeepause eingelegt hatten, schauten überrascht auf ein Fax der Stadtsparkasse, das Lauer begeistert erläuterte. Endlich etwas, woran man sich festhalten konnte. „Der Behrend hat beim Internetbanking entdeckt, dass von seinem Konto tausend Euro in bar abgehoben wurden. Da er selbst in den letzten Tagen keinen Bankautomaten bedient hatte, schloss er messerscharf, dass der Geldabheber jemand sein müsse, der seine holde Gattin nebst Baby in seiner Gewalt habe. Er meldete sich sofort auf der Kriminalwache. Die Möglichkeit, dass seine Frau das Geld selbst abgehoben haben könnte, schließt er natürlich aus. Ich habe sofort bei der Sparkasse angefragt, von welchem Automaten die Abhebung getätigt wurde. Siehe da, es war im Junkiegebiet. Dort, wo Alma Behrend früher zu Hause war. Nun müssen wir nur checken, ob Almas ehemalige Leidensgenossin Jasmin Jordan noch unter ihrer alten Adresse zu erreichen ist. Dann können wir unseren Vogel bestimmt einfangen. Ich wette, dass er bei Jasmin ins Nest geflattert ist. Schließlich haben die beiden auch früher schon so manches Ding zusammen ausgebrütet.“
Auch Charly reagierte euphorisch. Endlich kam Bewegung in die Sache. Er beauftragte Corinna Hase, beim Einwohnermeldeamt die Adresse von Jasmin Jordan zu überprüfen. Während die Beamten noch auf das Ergebnis warteten, schlenderte der Kollege Horst Münten von der Sitte ins Büro. „Hallo Jungs, ich hab möglicherweise ’nen Tipp für euch. Miroslaw Petrovics, genannt der schöne Mirko, hat sich gemeldet. Diese Zierde der Menschheit wollte sich nur mal mitfühlend erkundigen, was es denn mit der Baby-Entführung auf sich hat. Er hätte da mal so einen schrecklichen Verdacht. Der Kollege Wallner ist schon unterwegs, um die männliche Mutter Teresa aufzustöbern. Der Kerl hat entweder seine Finger im Spiel oder er weiß was. Solche Arschlöcher hören die Flöhe husten und schlagen aus allem ihren Vorteil.“
„Mensch Hotte, wir klammern uns an jeden Strohhalm. Aber manchmal hilft Gott ja auch einem armen kleinen Kripobeamten,“ strahlte Hammer-Charly.
„Na ja, als Gott würde ich mich ja nicht unbedingt bezeichnen. Es genügt, wenn ihr „lieber Hotte“ zu mir sagt und mir eine Tasse von eurem Kaffee gönnt, den Häschen immer so hervorragend zuzubereiten versteht.“
„Redet der immer so geschwollen?“, fragte Zarah amüsiert.
„Nein,“ lachte Charly, „nur wenn er Eindruck schinden will.“
Horst Münten pirschte sich an Zarah heran, ergriff ihre Hand und küsste sie. „Wer wollte das nicht, wenn er so unerwartet der großen alten Dame der forensischen Psychiatrie gegenüber steht. Aber mit ihr Kaffee zu trinken, das ist schon ein besonderes Ereignis. Lasst uns also zur Tat schreiten. Es wird ohnedies ein Weilchen dauern, bis Wallner mit dem schönen Mirko eintrudelt. Der Knabe ist manchmal sehr umtriebig und nicht immer leicht zu überreden, zum Mitkommen schon gar nicht.“
Die Atmosphäre in Hammer-Charlys Büro hatte sich durch den Auftritt des Kollegen Münten entscheidend gelockert. Hotte, eine schillernde Figur, wie man sie im Milieu häufig antrifft: Das schrill gemusterte Hemd, fast bis zum Bauchnabel geöffnet, gab seine haarige, breite Brust frei - geziert durch eine prächtige Goldkette. Das blond gefärbte Haupthaar prangte in einem Look, der bei der Damenwelt in den 80er Jahren als Minipli bekannt und beliebt war. Ein Gesamtkunstwerk von einem Mann, umwabert von einem schweren Duft, dessen Volumen ausgereicht hätte, einen kompletten Puff einzunebeln. Hotte, beliebt bei den Nutten, für deren Schwierigkeiten er immer ein offenes Ohr hatte, und gefürchtet bei den Luden - kurzum: Einer der fähigsten Beamten, der jemals das Dortmunder Sittendezernat geleitet hatte. Er kannte Alma, hatte sie damals vernommen, nachdem sie zerschunden bei der sozialen Anlaufstation für
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