Almuric
mich wie rasend im Kreis und erwischte nach einem wilden Ausfall einen zweiten der Feinde. Der Schlag mit dem eisernen Gewehrlauf traf ihn seitlich am Kopf, und er sank bewusstlos in sich zusammen. Da gellte ein verzweifelter Schrei hinter mir, und im gleichen Moment löste sich das Kampfgetümmel rund um mich auf.
Die ganze Horde hatte sich wieder in die Luft erhoben und brauste in raschem Flug nach Süden. In den Armen eines der Ungeheuer wand sich ein schlanker weißer Körper. Sie hatten Altha entführt! Ich stand wie erstarrt – unerreichbar für mich trugen sie das Mädchen in ihre schwarze Felsenzitadelle. So schnell sausten sie davon, dass sie bald nur mehr dunkle Punkte im blaugrünen Himmel waren.
Als ich ihnen so verzweifelt nachstarrte, fühlte ich eine Bewegung zu meinen Füßen. Der eine Yaga, den ich niedergeschlagen hatte, wachte eben aus seiner Betäubung auf und griff sich benommen an den Kopf. Racheerfüllt wollte ich ihm schon den Rest geben, da brachte mich der Anblick seiner Flügel auf eine Idee. Hoffnungsvoll dachte ich daran, wie mühelos der andere Altha davongetragen hatte.
Ich zog meinen Dolch und zerrte den Gefangenen auf die Füße. Er war größer als ich, aber seine Glieder waren mehr sehnig als muskulös. Seine Augen, schmal und leicht schräg gestellt, sahen mich mit dem starren Blick einer Giftschlange abwartend an. Die gelbe Iris war oval, was den Augen einen bösartig lauernden Blick gab.
Von den Guras wusste ich, dass die Yagas eine ganz ähnliche Sprache besaßen.
»Du wirst mich durch die Luft tragen, deinen Gefährten nach«, sagte ich.
Er zuckte die Schultern und grollte: »Ich kann dein Gewicht nicht tragen.«
»So – nun, das ist dann dein Pech!« knurrte ich böse und sprang mit einem plötzlichen Satz auf seinen Rücken, hakte den linken Arm um seinen Hals, schlang die Beine um seine Mitte und setzte ihm mit der Rechten den Dolch an die Seite. Er hatte unter der Wucht meines Sprunges nicht das Gleichgewicht verloren, nur die Schwingen weit ausgebreitet.
»Hinauf!« zischte ich und bohrte die Dolchspitze in seine Haut. »Flieg, du Bestie!«
Seine Flügel begannen die Luft zu peitschen, und wir erhoben uns langsam vom Boden. Es war ein fantastisches Gefühl, auf einmal hoch über dem Land dahinzuschweben, aber in meiner Wut über Althas Entführung kam mir das kaum zu Bewusstsein.
In einer Höhe von einigen hundert Metern zwang ich mein widerstrebendes Flügelross nach Süden. Obwohl der Yaga auf meine Drohungen hin schneller flog, verschwand doch bald das Grüppchen dunkler Punkte unter dem südlichen Horizont.
Selbst wenn wir sie nicht einholen konnten, wusste ich doch, irgendwo da unten im Süden würden wir zu einer dunklen hohen Felsenstadt kommen, der legendären Heimstatt dieser Ungeheuer in Menschengestalt.
Durch meine Dolchspitze angetrieben, gab mein Träger sein Äußerstes, so dass wir trotz der Last, die ich für ihn war, schnell weiterkamen. Stundenlang schossen wir durch die Luft. Am späten Nachmittag ging die Savanne unter uns in dichte Wälder über; wir flogen in geringerer Höhe darüber hinweg – es war dies der erste Wald, den ich auf Almuric sah, ein Dschungel aus Bäumen, die die irdischen Riesensequoien zu Zwergen stempelten.
Kurz vor Sonnenuntergang konnte ich das jenseitige Ende des Waldes erkennen, und im Grasland dahinter sah ich die Ruinen einer alten Stadt. Aus den zerfallenen Mauern kräuselte sich Rauch empor, und ich fragte meinen Träger, ob seine Gefährten etwa da unten ihre Abendmahlzeit bereiteten. Er zischte und gab keine Antwort.
Als wir über das letzte Stück Wald hinwegflogen, ließ mich plötzliches Getöse und Gekreische hinuntersehen. Wir waren gerade über einem schmalen Moorstreifen, auf dem ein blutiger Kampf stattfand. Ein Rudel Hyänen hatte ein büffelgroßes Einhorn angegriffen. Ein halbes Dutzend zertrampelter Körper zeugte von der Wut der in die Enge getriebenen Bestie, und eben als ich gebannt hinunterstarrte, spießte sie den letzten Überlebenden des Rudels auf das lange violette Horn und schleuderte den aufgeschlitzten Körper ein paar Meter durch die Luft.
Während ich dem Kampf fasziniert zusah, musste ich unbemerkt meinen Griff um den Hals des Gefangenen gelockert haben – denn in diesem Augenblick bäumte er sich auf, riss sich mit einer wilden Seitwärtsbewegung los und warf mich ab. Völlig überrumpelt griff ich um mich – in leere Luft! In rasendem Fall stürzte ich hinunter und
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