Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Almuric

Titel: Almuric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
Vom Netzwerk:
schlug halb betäubt auf dem schwammigen Boden auf – wenige Schritte vor dem wütenden Einhorn!
    Wie im Nebel sah ich den massigen Körper herandonnern. Mit verzweifelter Anstrengung richtete ich mich auf und fasste noch im Knien mit einer Hand nach dem Horn, um es abzulenken, und stieß gleichzeitig mit der Rechten den Dolch nach oben in die Halsschlagader der Bestie. Dann spürte ich nur mehr, wie ein krachender Schlag meinen Kopf traf und ich unter einer großen Last in die Schwärze der Bewusstlosigkeit sank.

 
6
     
    Ich konnte nur wenige Augenblicke bewusstlos gewesen sein. Als ich zu mir kam, glaubte ich, unter einer ungeheuren Last zu ersticken. Ich konnte mich kaum rühren, denn der schwere Körper des toten Einhorns drückte mich in den weichen Moorboden. Auf hartem Untergrund hätte mich das Gewicht des Tieres sicherlich zerquetscht. Mit großer Mühe gelang es mir schließlich, mich unter meinem Opfer hervorzuarbeiten. Mit brummendem Schädel stand ich auf. Das Horn hatte mich hart am Kopf gestreift, als das Ungeheuer zusammenbrach. Mein Körper war über und über mit seinem halbgetrockneten Blut verschmiert. Ich musste einen grässlichen Anblick bieten, aber jetzt war nicht die Zeit, mir um mein Aussehen Sorgen zu machen. Mein Träger war nirgends zu sehen – allerdings gaben die hohen Bäume rings um das Moor nur einen kleinen Himmelsausschnitt frei.
    Ich suchte mir den höchsten Baum aus und kletterte hastig hinauf. Die dicken rauen Wülste in seiner Rinde boten gute Griffe. Wäre der Stamm glatt gewesen, so hätte ich keine Chance gehabt. Der Stamm dieses Riesen war breit wie ein Haus, und die ersten Äste ragten erst in einer Höhe von vielleicht fünfzig Metern heraus. Bald konnte ich über die anderen Bäume hinwegsehen. Eben ging die Sonne unter. Etwa einen Stundenmarsch nach Süden wurde der Wald dünner und ging schließlich ganz in Grassteppe über. Aus der Ruinenstadt stieg noch immer Rauch auf. Mein ehemaliger Gefangener glitt eben in die verfallenen Mauern nieder. Er musste, nachdem er mich losgeworden war, noch über dem Moor gekreist sein, vielleicht, um mein Schicksal abzuwarten, wahrscheinlich aber, um sich auszuruhen nach dem mühseligen Flug mit einer so schweren Last.
    Ich fluchte. Mir war nun die Möglichkeit genommen, die Bande in der Nacht zu überraschen. Aber da geschah etwas Sonderbares: Der Yaga war kaum zwischen den Mauern verschwunden, als er auch schon wieder auftauchte und aus den Ruinen emporschoss wie eine Rakete. In rasendem Flug sauste er nach Süden davon, wie von Furien verfolgt. Ich war mehr als überrascht – warum blieb er nicht bei seinen Kameraden? Aber vielleicht waren sie schon weitergeflogen, und er folgte ihnen nur. Und doch – er hatte sich sichtlich Zeit gelassen, die Ruinen zu erreichen, warum also jetzt diese panikartige Flucht?
    Von beunruhigenden Ahnungen gequält, kletterte ich wieder hinunter und machte mich in Richtung der verlassenen Stadt auf den Weg. Ich marschierte so schnell es das dichte Unterholz erlaubte und kümmerte mich nicht um die mannigfaltigen Geräusche, die mit der hereinbrechenden Dunkelheit immer zahlreicher wurden.
    Es war Nacht, als ich endlich den Waldsaum erreichte, aber jetzt ging der Mond auf und tauchte die Ebene in sein rostfarbenes Licht. Geisterhaft leuchteten die alten Mauern der Stadt. Sie waren nicht aus dem schwarzgrünen Stein errichtet worden, den die Guras verwendeten, sondern aus weißem Marmor. Ich dachte mit einem Frösteln an die Legenden der Guras, die von scheußlichen Dämonen berichteten, die in den Marmorruinen der vergessenen Städte ihr Unwesen trieben. Niemand wusste, wer diese Städte erbaut hatte, und niemand kannte ihre Namen.
    Brütende, unheilvolle Stille lag über den zerborstenen Mauern und Säulen, die sich wie blutige, verwitterte Zähne aus dem schwarzen Rachen des Schattens erhoben. Mit gezogenem Schwert glitt ich in die Finsternis zwischen den Mauern, jeden Augenblick einen Überfall der Yagas oder jener legendären Ungeheuer erwartend. Es herrschte vollkommene Stille, kein nächtlicher Jäger erhob seine Stimme in der Nähe der Geisterstadt. Kein Laut – ich hätte der letzte Überlebende einer toten Welt sein können.
    Vor mir öffnete sich nun ein weiter Platz, umgeben von einem Kreis zerbrochener Säulen. Ich blieb im Schatten am Rande stehen, bewegungslos hinausstarrend, und ein Schauder überlief mich bei dem Anblick, der sich mir bot.
    In der Mitte des Platzes glühten die

Weitere Kostenlose Bücher