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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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Ordnern.
    Viel hatte er heute noch nicht gemacht, nicht weil er
verkatert war – er soff nicht mehr so viel wie kurz nach der Trennung –, aber
es gab nicht viel. Sein Kollege Inspektor Trimalchio war mal da gewesen, sie hatten über den Müll geredet, weil die Stadt eine
Verordnung erlassen hatte, die Müll-Trennungssünder strenger zu kontrollieren.
Sie hatten sich überlegt, wie sie das organisieren könnten. Sie hatten sich aufgeregt,
dass immer mehr von ihnen verlangt, aber immer weniger Personal und Geld ihnen
zugebilligt werde. Kleinbürgerkram. Er mochte Inspektor Trimalchio – gleiche Wellenlänge.
    Er würde jetzt aufstehen und Tina einladen, egal wozu,
Mittagspause, Kaffee, Eis oder Drink nach dem Dienst oder abends richtig. Sie
würde nicht Nein sagen können bei den vielen Optionen, die er ihr böte, sie
würde bekommen, was sie wollte. Dachte Abraham.
    Mit »Servus, Tina« ging er sie an.
    »Ja?«
    »Hast du es streng heute?«
    »Geht so.«
    »Weißt du, ob noch Kaffee da ist?«, fragte Bruno Abraham.
    »Alles ausgetrunken.« Das wusste Bruno, deshalb hatte er so
blöd gefragt, jetzt würde sie gleich fragen: »Soll ich noch einen machen?«, und
er könnte sie einladen.
    »Nein, nicht nötig. Aber Lust hätte ich schon. Hast du auch?
Wir könnten rausgehen. Ich lad dich ein.«
    »Du mich? Wieso?«
    »Weil’s meine Idee war. Rausgehen und Kaffeetrinken.«
    »Okay, aber ich kann uns hier einen machen.«
    »Das ist eigentlich nicht deine Aufgabe.«
    »Nein, ich mach’s nebenbei, das lenkt mich nicht
ab.«
    »Was würde dich denn ablenken?«
    »Hm? – Was würde mich ablenken? Wenn hier den ganzen Tag ein
Fernseher liefe.«
    »Ein Fernseher?«
    »Ja, das würde mich ablenken.«
    »Weißt du, was mich ablenkt?«
    »Was?«
    »Deine Beine.«
    »Hab ich das Falsche an?«
    »Im Gegenteil: genau das Richtige. Wenn deine Beine nicht
wären, könnte ich diesen Job schon lange nicht mehr machen.«
    »Oh.«
    »Macht dir deine Arbeit hier Spaß?«, fragte Bruno, weil er
selbstbewusster wurde, da sie mit ihm redete.
    »Schon.«
    »Warum?«
    »Heute willst du es aber sehr genau wissen.«
    »Ich interessier mich für dich. Das ist doch schön. Oder?«
    »Freilich. Also, ich finde meine Arbeit hier schön, weil hier
kein Massenbetrieb herrscht, weil man sich hier noch füreinander interessiert.«
    »Im Ernst.«
    »Ich mag die Leute hier, ich mag die Arbeit im Büro, sie ist
übersichtlich und doch nicht eintönig, die Fälle und so weiter, dahinter
stecken Menschen, Schicksale und ich bin da dran, nah. Verstehst du?«
    »Ja, ich bin näher.«
    »Weiß ich, aber das wollte ich schon nicht mehr, weil ich
Angst hätte, ich nähme davon zu viel mit nach Haus. Im Kopf. Ich denke, damit
hast du kein Problem.«
    »Nein, das verstehe ich unter Professionalität, die Dinge
hier nicht zu nah an mich ranzulassen, obwohl sie sich manchmal sehr
aufdrängen. Im Moment habe ich das Problem eher andersrum.«
    »Andersrum?«
    »Die Dinge daheim drängen in meine Arbeit. Das ist schwerer wegzuhalten . Wie sieht’s bei dir daheim aus? Das würd ich gern wissen. Mensch, würd ich das gern wissen.«
    »Da drückt nichts.«
    »Bei mir schon. Weißt du, dass mir die Frau weg
ist, dass sie mich verlassen hat? Ich bin einsam. Warst du schon mal einsam?
Ich glaub’s nicht, wenn ich dich so anschau .«
    »Allein und einsam ist ein Unterschied. Ich bin gern allein,
ich nenne das unabhängig, ich bin nicht gern angebunden.«
    »Ich genieße das, klar, mal zu lassen, was ich will und zu
tun auch. Aber irgendwann drückt es, vor allem, wenn du es ein Leben lang zuvor
nicht gewohnt warst. Ich war nie einsam. Alle wollten immer nur mich. Ich weiß
gar nicht, was sie alle an mir finden. Aber irgendwas muss dran sein an mir,
sonst würden sie es nicht alle versuchen. Versuch’s doch auch mal, oder kostet es dich was?«
    »Was sollte es mich kosten?«
    »Wartet jemand daheim auf dich?«
    »Du willst es heute sehr genau wissen.«
    »Ja, will ich, ich geb zu, dass ich
dich gern anschau , dass ich mir das erlaube, seit ich
das darf und nun will ich, dass du es mir auch erlaubst.«
    »Du darfst schauen, soviel du willst und solange du nur mit
den Augen schaust, gefällt es mir sogar, geb ich zu.
Und mit den Händen, da schaut man nicht. Davon haben wir nicht gesprochen.«
    »Noch nicht. Gehst du jetzt mit?«
    Er musste allein gehen, er ging dennoch und fühlte sich nicht
schlecht dabei. Er war vorangekommen und er

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