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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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plötzlich, hab unbedingt was holen müssen. Kommt
bei mir ganz oft, weiß auch nicht, wieso. Sollte vielleicht wirklich mal zum
Arzt gehen. Am Ende ist es was Ernstes.«
    Tim schaute auf die Uhr. »Wird schon nicht so schlimm sein.
Du, wir könnten noch ein Weilchen. Hast du noch Lust auf einen Kaffee?«
    »Den können wir auch im Büro. Heute ist das Wetter eh nicht
so.«
    Birne hatte gewonnen, sie gingen schweigend zurück. Den
einsamen Abend und die einsame Nacht hatte er vor sich, um die Sache zu
überdenken.

     
    Er wollte noch etwas für den Körper tun; wenn
auch nicht mit Leibesertüchtigung so konnte er es vielleicht brauchen. Er würde
in eine fremde Wohnung einsteigen, das erforderte Kraft und körperlichen Mut.
Allerdings würde er einen Schlüssel haben.
    Er würde nicht in eine Wohnung einsteigen, wer war er?
    Er war, die Sporttasche geschultert, auf dem Weg ins Studio.
Er wollte zurück, heim zu Weizen und Zeitung. Ihm war eingefallen, dass er den
Kommissar Bruno treffen könnte, er wollte den nicht treffen, der nahm ihm
seinen Fall weg.
    Er war wieder wichtiger geworden in dem Fall, er würde
vielleicht entscheidende Hinweise liefern, die der faule Bulle nicht hatte. Er
würde ihm ganz anders entgegentreten diesmal, er war nicht mehr neu, er wusste,
wie der Hase lief.
    Es war weniger los an diesem Tag. Birne durchlief ein
Programm, das sie ihm als Anfänger empfohlen hatten, und hatte es dann eilig rauszukommen . Die blonde Schöne war ihm nicht begegnet, die
anderen Frauen hatten ihn nicht interessiert, er wollte Bruno nicht sehen.
    Er kam, als er ging, grüßte ihn nebenbei nickend. Birne war
ihm wurst.
    Jetzt ließ er es krachen und sprach ihn an: »Bist auch öfters
hier?«
    »Ja, ab und zu.«
    »Ich auch.«
    »Willst danach mal was trinken gehen?«
    »Gern. Wenn es dir nicht zu früh ist mit dem Schnaps.«
    »Für Schnaps ist nie zu früh, aber oft zu spät.« Er lachte.
Birne auch, sie würden nie was trinken gehen, schwor er sich.
    »Wann soll ich denn zum Verhör kommen?«
    »Ach, du«, antwortete der Kommissar. »Wir melden uns dann.
Deine Nummer haben wir, nicht?«
    »Ja.«
    »Also dann, bis dann. Ich muss rein, ich bin verabredet
nachher, du verstehst.«
    »Freilich. Schönen Abend.«
    »Ebenfalls.«
    Schöner Abend, Scheiße schöner Abend. Die
Begegnung mit dem Wichtigmacher und Kollegen von Werner hatte gefehlt. Den
würde er bestimmt so wenig verhören, wie er mit ihm Schnaps trinken würde nach
dem Studio. Der Fall nervte ihn, den würde er so schnell wie möglich zu den
Akten legen. Der Besuch bei der Türkin hatte nichts gebracht außer neuem
Geschrei. Er hatte sich den Platz zeigen lassen, wo die Messer hingen, er hatte
sich zeigen lassen, wie die Frau und ihr Mann den Laden abends verließen, wie
sie ihn absperrten. Alles aufregend wie ein verkaterter Sonntagnachmittag vor
dem Fernseher. Dann hatte sie wieder wissen wollen, was denn als Nächstes
geschehe. Er hatte nichts Tolles auf den Lippen, sie hatte geschrien ,
er zurück, dann war er gegangen, und die Welt hätte ihn schon jetzt gern haben
können. Tina hatte wieder keine Zeit gehabt, sie war weg, als er ins Revier
kam, er rief ihr nach aufs Handy, wollte sie einladen und sich den Tag retten.
Sie redete von Kreislauf und sich hinlegen und maximal noch ein bisschen
glotzen. Er hätte sich dazu gelegt, sagte das aber nicht, sondern wünschte
einen schönen Abend – sie auch – und hoffte, dass sie nicht versuchte, mit ihm
zu spielen, und ihn zwang, sie das bereuen zu lassen. Er war nach Hause
gefahren und hatte seinen Sohn, seinen Oliver, wortkarg vor einem Computerspiel
vorgefunden. Er hatte dagegen nichts. Wenn er sich hier abreagierte und auf Nazis
und Zombies schoss, würde er draußen den Mitmenschen gelassener begegnen.
Freilich widersprachen ihm da die Pädagogen, aber immerhin war er einer, der
von wahrer Kriminalität auch ein bisschen Ahnung hatte; und als Fachmann konnte
er sagen, dass er wenig Gewalttäter festnahm, die sich mit Computerspielen hochgeheizt hatten, dafür relativ viel Ausländer – wie bei
seinem jüngsten Fall. Aber wehe, darüber redete man mal, dann hieß es gleich
wieder, man sei Rassist. War Abraham nicht, aber dafür war er auch nicht, für
die ganzen Ausländer überall.
    Sein Sohn hatte Probleme in der Schule, und eigentlich war
das Abraham zu viel, er hatte selbst genug am Hals, sollte der Junge halt diese
Klasse wiederholen, er hatte

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