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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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Bezahlung auch gut und gleich noch viel besser, wenn du nur
ein Vierteljahr hinhängst.«
    »Hast du das gemacht?«
    »Nein.«
    »Kennst dich aber gut aus damit.«
    »Hat mir jemand genau erzählt«, sagte Birne, weil
ihm Reden im Moment gefiel, weil egal war, was er sagte. »Und dann will dein
Freund das Gleiche studieren wie du?«
    »Nein, der will weg, vielleicht nach Kiel.«
    »Nach Kiel? Leck mich, das ist ganz das andere
Ende.«
    »Jetzt weiß ich halt nicht, was ich tun soll, weil
ich keine Lust auf Fernbeziehung habe.«
    »Kann ich gut verstehen. Das geht schief, eher früher als
später.«
    »Meinst du?«
    »Sicher, ich kenne niemanden, bei dem das lange gehalten hat.
Immer große Worte und dann war die Liebe schnell überschätzt, gerade wenn die
Sprüche und Versprechen besonders groß waren.«
    »Da ist was dran.«
    »Was will er denn studieren?«
    »Volkskunde.«
    »Volkskunde?«
    »Ja.«
    »Scheiße.«
    »Scheiße?«
    »Scheiß Volkskunde.«
    »Wieso Scheiß Volkskunde? Weil das so brotlos
ist?«
    » Quatscho . Volkskunde
ist nicht brotlos, nicht für einen, der wirklich was will, da musst du dir
keine Sorgen machen. Aber Volkskunde: Mensch, viel zu viele Frauen, da hat
jeder was laufen, im ersten Semester noch.«
    »Nein, das ist ja schrecklich.«
    »Was heißt schrecklich? Wenn man’s weiß, dann kann man sich
darauf einstellen.«
    »Ich mach Schluss.«
    »Nein, das wollte ich nicht. Mach nicht Schluss.«
    »Doch, das hat eh keinen Wert mehr.«
    »Versteh mich nicht falsch, wahrscheinlich ist das bei euch
ganz anders. Ich meine, gerade die, die sich die größte Liebe vom Himmel runterschwören , sind die Gefährdetsten .«
– Birne verhaspelte sich schwer bei dem Wort. Alexa half ihm sprachlich wieder
auf die Bahn, Birne bedankte sich und beide fanden es im Augenblick sehr
reizend. »Bei euch ist das anders, ihr könnt euch und eure Gefühle schon
einschätzen. Darf man fragen, wie lang ihr schon zusammen seid?«
    »Schon viereinhalb Jahre und zwei Monate.«
    »Das ist grandios. Wie alt bist du?«
    »Bald werd ich 19.«
    »Und dann seid ihr schon so lange zusammen, das ist prima,
das hält. Mach dir da keine Sorgen, die meisten in deinem Alter haben ja noch
gar keine Erfahrung mit der Liebe, die haben bisher nur gespielt, aber du, das
merk ich doch, du bist da schon viel reifer.«
    »Ich mach trotzdem Schluss.«
    »Hoffentlich nicht meinetwegen oder wegen dem, was ich gesagt
habe.«
    »Nein, ich habe es mir schon länger überlegt. Außerdem wie
kommst denn du dazu, mir Ratschläge in der Liebe zu geben, du bist doch selbst
nicht viel älter. Was willst denn du schon erlebt haben?«

     
    Sigrid kam zur Tür herein: »Na, ihr zwei
Turteltäubchen?«
    Jetzt beging Alexa einen Fehler, indem sie fragte, etwas
erschrocken: »Kann man uns da hören im anderen Raum?«
    Und Sigrid beruhigend und wahrscheinlich verlogen:
»Nein, nur dass ihr redet, nicht was.« Sie schwenkte einen Mondkalender. »Habt
ihr schon reingeguckt? Heute ist schlecht Bier trinken, überhaupt Alkohol:
Finger weg  – heute. Ich sag’s nur, weil ich euch doch kenne, euch jungen
Leute, ich war doch selbst mal jung und bin weggegangen. Dafür ist heute gut
Kohlenhydrate essen – Brot, Kartoffeln, Nudeln. Würd ich ausnutzen, das Zeug macht sonst dick, da muss man aufpassen, ihr noch nicht
in eurem Alter, aber da kommt ihr früh genug drauf; die Zeit vergeht so
schnell, als Kind merkt man das gar nicht, wenn man nur immer wartet auf
Weihnachten oder die großen Ferien, aber spätestens ab 30, da flutscht es nur
so dahin mit der Zeit. Es sind die Kinder – da hat man dann Kinder oder die
Freunde von einem haben welche, und an den Kindern merkt man, wie man alt wird,
sagt nicht umsonst der Volksmund, nicht wahr?«
    Birne wollte gerade aufstehen und den Knopf suchen, mit dem
man sie abstellen konnte, da hörte sie von selbst auf und stand sprachlos vor
dem Worthaufen, den sie eben abgelassen hatte. Man hätte Schaufel und Besen
holen und ihr zusammenkehren helfen sollen, aber das ging ja nicht: Worte sind,
einmal entlassen, nicht mehr zurückzuholen und auch nicht wieder zu verwerten,
sie sind weg und wirken da draußen, außerhalb vom Mund, aus dem sie geflogen
sind.
    »Ich bin nicht mehr jung«, sagte Birne.
    »Papperlapapp, natürlich bist du noch jung, Birne. Wie gefällt’s dir denn, Birne? Hast du dich hier schon
eingelebt, Birne?«
    »Passt schon.«
    »Alexa, Sie müssen ihm

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