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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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schließlich genug durchgemacht mit seiner Mutter,
das dürfte jedem Personalchef als Entschuldigung genügen, und wenn nicht, dann
könnte er immer noch zur Polizei gehen. Hauptsache, Abraham verlor nicht seinen
besten Kameraden, seinen Sohn.
    Jetzt würde er etwas für seinen Körper tun und sich den Frust
rausschwitzen, später würde er sich heillos und gründlich besaufen. Er wunderte
sich, warum er sich nicht besser fühlte.

     
    *

     
    Birne hatte jetzt seinen einsamen Abend. Er
schlief schlecht, irgendetwas kratzte im Hals, er schaute eine Stunde und 24
Minuten an seine Zimmerdecke. Die war furchtbar montiert. Sie war verzogen,
Latten waren zu kurz geschnitten, sie war in zwei Farben, die dieselbe sein
sollten, gestrichen. Birne verstand nichts davon, aber wer auch immer das
gemacht hatte, war ein Pfuscher.
    Birne schlief ein, ohne einen Entschluss gefasst zu haben.

     

     

5. Tag
    Der letzte Tag der ersten Woche. Birne erwachte
mit dem zufriedenen und guten Gefühl, einen kleinen Berg bestiegen zu haben.
Was würde der Tag bringen? Birne konnte es schaffen, er konnte ein neues Leben
haben, wenn er wollte. Nichts bereitete ihm Sorgen. Er hatte eine Zeitung, er
hatte ein beinahe zwischenfallloses Frühstück: Ein bisschen Kaffee lief auf den
Tisch. Was sollte es? Ein Lappen, nass gemacht, weggewischt und sich auf den
Weg begeben.
    Es war halt ein Tag, ein Freitag. Er war angekommen.

     
    Ohne sich mehr zu denken, ging er zur Arbeit, zu
seinem Büro, das sich zu seinem kleinen Reich entwickelte. Er wollte den Tag
gemütlich beginnen, ein bisschen im Internet nach Neuem schauen, vielleicht
eine aufregende Band entdecken oder eine schöne Video-Seite, entspannt in den
Tag hineinschaukeln und ihn vergehen lassen. Im Wesentlichen kümmerte sich
niemand um das, was er tat, er ließ sich treiben und erschien in der Regel zur
Mittagspause, um sich mit den Kollegen in Konversation und Mahlzeit zu ergehen.
    Eine Überraschung erwartete ihn, zwar eine, die seine Pläne,
so man sie schon so bezeichnen durfte in ihrer Richtungslosigkeit, durcheinanderbrachte , aber nicht in einer von Haus aus
unangenehmen Weise. Die Praktikantin war da, den ganzen Tag in seinem Büro, ihm
gegenüber geparkt.
    Sie sagte » hi « und »ich bin die
Alexa.« Und er sagte » hi « und »ich bin der Birne.«
    »Birne? Einfach Birne.«
    »Für dich einfach Birne.«
    Sie wurschtelten eine Weile vor sich hin, sie bot sich an,
Kaffee zu kochen für die Mannschaft, die Mannschaft nahm dankend an und
schlürfte dann kräftig.
    Sie schrieb E-Mails, als Birne fragte: »Wie war’s mit dem
Chef unterwegs?«
    »Nett.«
    »Nett?«
    »Nichts Besonderes.«
    »Wie lange bist du da?«
    »Jetzt schon oder wie lange noch?«
    »Beides.«
    »Also, ich bin jetzt zwei Wochen da und bleib noch vier.«
    »Dann bist du ja länger da als ich. Und? Wie gefällt’s dir?«
    »Gut.«
    Sie hatte zahnfleischige Lippen und kleine Zähne, das störte
Birne ein bisschen in seiner Konzentration, so ein Mädchen.
    »Was machst du?«
    »Also, ich hab jetzt mein Abitur fertig und dann hab ich eine
Weile gearbeitet und werde jetzt dann anfangen zu studieren. Hier. Tourismus.«
    »Bist du von hier?«
    »Kann man sagen, aus der Gegend.«
    »Und willst nicht fort?«
    »Nein, niemals, hier sind alle meine Freunde und die Gegend
ist am schönsten.«
    »Deswegen Tourismus.«
    »Wir haben hier viel Tourismus. Ich hab mir auch überlegt,
eine Lehre zu machen, dann hab ich aber nicht gewusst, was ich machen soll und
dann hab ich mir gedacht, dass ich vielleicht zu alt bin, wenn’s mir nicht
gefällt und ich doch noch studieren will.«
    »Ist logisch. Die Zeit ist kostbar.«
    »Ich kenne halt viele, die ihre Zeit im Studium vertrödeln
und später, wenn sie fertig sind, fast nichts finden, weil sie zu alt sind, und
das will ich gar nicht: irgendwas machen, was ich gar nicht will, nur weil ich
zu alt bin. Und dann bin ich halt eine Frau, Stichwort Kinder kriegen und so
weiter, das spielt auch eine Rolle.«
    »Klar. Hast du denn einen Freund?«
    Sie zögerte. »Nein. Ja, der ist grad weg.«
    »Zivildienst?«
    »Nein, auch Praktikum, die haben ihn doch ausgemustert, weil
sie nicht so viele brauchen zurzeit.«
    »Ist ja auch kein Spaß mehr heutzutage, muss man ja immer
damit rechnen, dass man ins Ausland zum Einsatz muss und da kann es immer sein,
dass sie dich in die Luft sprengen, auch wenn du nur Wehrdienst leistest.
Andrerseits ist die

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