Alpendoener
ihm
das süßeste Lächeln, das er, hätte ihn jemand gefragt, je bekommen hatte.
Er schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und kehrte an seinen
Schreibtisch zurück, den Kaffee ließ er nach dem ersten Schluck stehen und kalt
werden. Der Spätnachmittag brach herein, das Wetter wurde schlechter, wurde
sogar richtig übel. Aber sein Kater wurde kleiner, verschwand sogar ganz gegen
17 Uhr, als ein Anruf reinkam , ein Notruf, er bekam’s aus dem Vorraum mit. Ein Einbrecher. Den wollte er
noch sehen, bevor er heimging.
Zwei Beamte fuhren los mit einem Streifenwagen, er war fast
allein mit Tina und wurde nervös. Jedes Blatt hatte er schon zig Mal studiert
und dennoch hörte er nicht auf, in der Akte zu blättern. Gleich würde er
rausgehen zu ihr und sie zum schönsten Wochenende ihres Lebens einladen.
Gleich.
Die Streife war nicht lange aus, ein Unwetter war über der
Stadt hereingebrochen, es schneite wieder. Abraham konnte hören, wie sie den
Einbrecher brachten: Sie ließen ihn eine Weile zappeln vor der Tür. Das war in
Ordnung, das machte den Gauner kleiner. Am Anfang maulte er, dann wurde er
still. Sie ließen ihn seine Taschen leeren, nahmen Fingerabdrücke und führten
ihn ab. Abraham lauschte in den Nebenraum und wartete, bis der Mann in der Zelle
war, dann ließ er ihn stehenden Fußes und mit maulenden Beamten zu sich kommen
und staunte nicht schlecht, als er erkannte, dass der Wernerfreund vor ihm
stand.
»Auweh zwick. Du?«, begrüßte er ihn.
Der war gar nicht fertig, eher im Gegenteil enthusiastisch,
nun endlich bei der Polizei auspacken zu dürfen. Abraham versprach sich nichts
davon, ihm zuzuhören, höchstens einmal mehr mitzubekommen, wie Menschen sich
zum Affen machen, nur um einmal in der Mitte zu stehen.
»Endlich«, sagte Birne.
»Was endlich?«
»Bin ich hier.«
»Du bist in einer fremden Wohnung erwischt worden. Einbruch
ist kein Kavaliersdelikt. Ich bin ehrlich froh, auf dieser Seite des
Schreibtischs zu sitzen.«
Birne erwiderte nichts.
»Versteh mich nicht falsch, auch mein Wochenende steht vor
der Tür, ich will die Sache zu Ende bringen vor der Tagesschau. Ich denke, das
ist ganz in deinem Sinne.«
Birne nickte.
»Wer hat dich so zugerichtet?« Abraham fragte, weil man Birne
immer noch ansah, dass er geschlagen worden war.
»Das war der Mann, der mich da drin erwischt hat – ich
vermute, das ist der Enkel von der Zulauf, sie wollten die Wohnung
ausschlachten.«
»Was wolltest du da drin?«
»Ich habe den Schlüssel von der Türkin, die bei uns im Haus
wohnt, deren Mann ihr eingesperrt habt.«
»Frau Kemal.«
»Genau.«
»Wieso hat sie ihn dir gegeben?«
»Sie glaubt nicht, dass ihr Mann schuld ist, sie wollte, dass
ich noch einmal nach Unschuldsbeweisen suche.«
Abraham schnaufte schwer und schüttelte seinen Kopf. »Wie ist
das gegangen? Wie haben sie dich gekriegt?«
Birne erzählte, wie er im Imbiss angesprochen
worden war. Abraham legte seine Stirn in Falten, als Birne vom Imbiss sprach,
er suchte zwischen den Worten nach Hinweisen, nach Umständen. Birne erzählte
weiter von ihrem zweiten Treffen im Laden des Bruders und seinem Auftrag.
»Was solltest du da suchen?«
Birne wurde vorsichtig, er zögerte ein bisschen. »Weiß nicht
genau. Geld vielleicht.«
»Geld? Hast du was gefunden?«
Eine Sekunde verstrich unter knisterndem Schweigen. »Nein«,
antwortete Birne.
Abraham schaute ihm tief in die Augen: »Sonst noch was?«
Birne, schneller mit seiner Antwort: »Ich war wohl zu kurz
drin – Gebetbücher.«
»Sag mal im Ernst: Warum, glaubst du, haben die dich da
reingeschickt?«
»Weil die Polizei einem Deutschen mehr glaubt als einem
Türken, sagen sie.«
Abraham lachte laut auf. »Ich glaub dir, keine Sorge, keine
Sorge, glaub auch, dass du ein ausgewachsenes Rindvieh bist.«
»Ich? Wieso?«
»Na ja, ich will’s mal so ausdrücken: Wenn du deinen Kopf in
der Schlinge liegen hast, bist du einem, der deinen Platz einnimmt, umso
dankbarer.«
»Wie?«
Birne war vorhin schon aufgefallen aus dem Augenwinkel, dass
der vielleicht größte Schmuck dieses Reviers im Vorzimmer von Bruno saß. Die
Frau schaute jetzt rein, schaute auch kurz ihn an, was ihn in Verlegenheit brachte,
weil sie so hübsch und er so verhaut war. »Brauchen Sie noch etwas, Herr
Abraham?«
»Weiß nicht, nein.« Der Kommissar wirkte verwirrt.
»Dann pack ich es jetzt.«
»Nein, wart noch kurz, bis wir mit dem fertig sind.« Als er
die
Weitere Kostenlose Bücher