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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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den Weg zu Küche. Dort wartete der Bruder.
Es roch nach Gemüse. Auf dem Herd stand ein Topf, in dem etwas köchelte , auf dem Tisch lagen Reste eben geschnittenen
Gemüses, direkt vor dem einzigen nicht belegten Stuhl. Die Kinder standen im
Hintergrund und wollten ebenfalls mitbekommen, was es Neues gab im Fall des
Vaters. Birne setzte sich unaufgefordert hin. »Hallo.«
    »Guten Tag«, grüßte der Bruder. Mehr nicht. Birne schwieg
mit.
    »Sie haben mich verhaftet.«
    »Haben Sie etwas gefunden?«, fragte der Bruder sehr sachlich,
sehr ruhig, was Birne wütend werden ließ. Die hatten nur ihren Kram im Kopf,
der Ärger, den er sich eingehandelt hatte, interessierte sie nicht.
    »Nein, und die Polizei ist sich sicher, den Richtigen zu
haben.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach Frau Kemal laut. »Sie haben
Ihnen Unsinn erzählt, sie haben Sie mit Blödsinn geimpft. Jetzt sind Sie ein
Nazi wie die.«
    Das brachte den letzten Tropfen Geduld in Birne zum
Überlaufen: »Was wollen Sie von mir? Was soll ich denn tun? Soll ich denen
sagen, dass ich es war?«
    »Wollen Sie Geld haben?«, fragte der Bruder und brachte
wieder etwas Ruhe in den Raum.
    »Nein, das habe ich Ihnen schon gesagt. Es hat nur keinen
Sinn. Sie müssen sich etwas anderes einfallen lassen. Wieso gehen Sie nicht
selbst hinein?«
    Es klingelte wieder an der Tür. Frau Kemal sagte etwas auf
Türkisch zu ihrem Sohn, und der ging wieder zur Tür. Es erschien eine dunkelhaarige
Frau, die sich blonde Strähnen geleistet hatte, die darüber hinwegtäuschen
sollten, dass sie die Zeit ihrer größten Schönheit gerade hinter sich gelassen
hatte, nichtsdestoweniger eine reife Attraktivität ausstrahlte. Kleine und
einige Falten um ihre Augen zeigten an, dass sie in anderen Momenten viel
lachte. Sie hatte ihr Haar mit einem Reif zurückgesteckt und trug ein blaues
Kostüm etwas ungelenk, als ob sie sich zu einem Anlass etwas mehr herausgeputzt
hätte als üblich. Bevor sie ihm der Bruder als solche vorstellte, wusste Birne,
dass er dessen deutsche Frau vor sich hatte. Er mochte sie.
    Frau Kemal stand auf und machte ihr Platz.
    »Sie sind Herr Birne?«
    »Das bin ich, ja.«
    »Nun, ich muss sagen, dass ich zunächst skeptisch war und
abraten wollte, als mein Mann und meine Schwägerin mir sagten, dass sie Sie in
die Angelegenheit hineinziehen wollten. Aber wenn ich Sie jetzt so vor mir sehe
…«
    Das war nichts als Hohn. Birne saß tropfnass in der Küche,
man hatte ihn verprügelt, nur ein Stockwerk höher, auch das musste ihm noch
anzusehen sein.
    »Ich habe es gemacht, weil Frau Kemal mich überzeugen konnte,
dass ihr Mann unschuldig ist. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.«
    »Seien Sie sich da sicher, der Mann ist unschuldig, da
erzählen wir Ihnen keine Geschichten, das können wir uns wirklich nicht
leisten.«
    Birne dachte, dass sie jetzt eine Deutsche aufgefahren
hatten, damit alles glaubwürdiger rüberkam . Aber
Birne hatte keine Lust mehr.
    »Erzählen Sie«, gab er ihnen noch eine Chance.
    »Nun, ich kann nicht viel erzählen, das würde uns hier auch
nicht weiterhelfen. Glauben Sie mir einfach: Wir haben Feinde an ziemlich hoher
Stelle, die uns was reinwürgen wollen. Deshalb ist der Mann meiner Schwägerin
unter Mordverdacht eingesperrt. Deswegen will man ihm den Prozess machen. Aber
er ist unschuldig.«
    »Warum ist man da oben gegen Sie?«
    »Das sind sehr private Gründe. Die kann ich Ihnen nicht
verraten.«
    »Gerade deshalb sollten Sie sie mir verraten.«
    »Das geht Sie wirklich nichts an«, mischte sich der Bruder
wieder ein.
    »Wissen Sie was, dann geht mich die ganze Sache nichts mehr
an. Suchen Sie sich einen anderen Idioten, ich bin aus der Sache draußen.«
Birne war so wütend, dass er aufstand.
    Die Braut des Bruders: »Sie sind wirklich ein Idiot, Sie sind
genau so wie die.«
    Frau Kemal: »Sie sind ein Nazi.«
    Der Bruder: »Sie haben uns enttäuscht.«
    Das war das Letzte, was Birne hörte. Er haute die Tür zu und
lief in seine Wohnung, riss sich noch im Flur seine Kleider vom Leib und würde
sich nun eine heiße Dusche schenken. Als er sich der Hose entledigte, fiel ihm
der Schlüssel zur Wohnung der Zulauf auf den Badboden. Den hatten sie ihm auf
dem Revier wiedergegeben und nicht mal wissen wollen, wofür der war. Deppen,
dachte sich Birne. Und auch Kemals war er egal geworden, anscheinend. Nun hatte
er ihn, und er beschloss, ihn mit einer Mischung aus Stolz und Trotz zu

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