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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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besitzen.
    Er schmierte sich nach der heißen Dusche zwei Brote mit
Nutella und legte sich in sein Bett, weil er Schmerzen in den Gliedern
verspürte. Hatte er sich doch erkältet? Es war ein aufregender Tag gewesen.
Kurz bevor er in den Schlaf fiel, überlegte er sich noch, ob er sich vor denen
da unten jetzt fürchten sollte. Dann wurde er aber schläfrig und döste ein.

     

     

6. Tag
    Birne schlief tief und lange, er träumte nicht.
Um 8 Uhr des nächsten Tages öffnete er seine Augen und stellte fest, dass seine
Nase nicht lief und sein Hals nicht kratzte: Er war nicht krank, er war gesund.
    Er schwang sich auf, draußen hatte sich alles
beruhigt, er holte sich Semmeln und fand auf dem Rückweg im Briefkasten seine
Zeitung. Alles war in Ordnung. Im Briefkasten der alten Frau steckten die
Allgäuer Zeitungen der vergangenen Tage und die heutige: er quoll über. Birne
widerstand der Versuchung nicht. Offensichtlich kümmerte sich niemand darum.
Der Zeitungsausträger musste sich ärgern, der blöde Bernd sollte das ausleeren.
Er tat das nicht. Birne übernahm das jetzt, er hatte sich das verdient.
    Er frühstückte intensiv und warf sich danach auf das Sofa, um
alles in seiner Zeitung zu studieren, was ihn interessierte, und dann nahm er
sich die der Toten vor und das konnte ruhig bis 18 Uhr dauern. Mehr brauchte an
diesem Tag nicht passieren.
    Nix ging schief, nix fiel ihm aus der Hand, er hatte sein
Leben im Griff. Er blätterte auf seinem Sofa, las zudem noch Dinge, die ihn
nicht interessierten, und fand die Welt so, wie sie ihn an diesem
Samstagvormittag behandelte, in Ordnung.
    Fast hatte er sein großes Thema der vergangenen Tage
vergessen, als er im Bayern-Teil, den er nicht verschmähte, sondern sich als
Schmankerl aufgehoben hatte, unter der Überschrift ›Mord in Rekordzeit
aufgeklärt‹ fett Kempten las. Sein Fall! Seine Zeitung.
    Da stand:

     
    Er sieht nicht aus, wie man sich die Helden
aus dem Fernseh-Tatort vorstellt, und er möchte auch nicht, dass man ihn als
einen solchen anspricht: Bruno Abraham ist Kriminalkommissar in Kempten und hat
etwas zustande gebracht, wovon die Hercule Poirots,
Columbos und Miroslav Nemec dieser Welt träumen – er
hat einen Mord innerhalb von einer Woche aufgeklärt. Er ließ dem Blut des
Opfers kaum Zeit zu trocknen.

    Das Opfer, von dem die Rede ist, war eine Frau von
86 Jahren. Sie hatte nichts als ein gutes Herz und ein einsames Heim – und
ein paar Euro zu viel im Sparstrumpf. »Wir gehen davon aus, dass es sich um
einen Raubmord handelt. Motiv: Habgier«, erläuterte der pfiffige Kommissar aus
der Voralpenmetropole die Lage. Der Täter weigert sich bisher zu gestehen.
Dabei ist die Beweislage übermächtig. »Wir haben Fingerabdrücke an der
Tatwaffe, in der Wohnung, am Opfer, überall.« Der mittlerweile verhaftete und
ungeständige Mann ist 42 Jahre alt, Türke und betreibt mit seiner Gemahlin
einen türkischen Imbiss an einer Kemptener Ausfallstraße, an der wenige
Hungrige vorbeikommen, geschweige denn halten. »Die waren finanziell gehörig am
Rudern«, sagte ein Ortsansässiger aus. Und weil der Mann die Miete nicht
bezahlen konnte und seine beiden Kinder nach immer mehr Markenklamotten
brüllten, griff er wohl zur Waffe und vollbrachte das Unfassbare: Er drang bei
der Nachbarin ein und tötete sie mit 17 Stichen in die Brust. »Dann wurde ihm
wohl klar, was er da eben Entsetzliches getan hatte, und er floh, ohne etwas zu
entwenden, vom Tatort«, beschreibt Kommissar Bruno Abraham den mutmaßlichen
Tathergang. Die Verwandten der armen Frau hätten jedenfalls nicht feststellen
können, dass etwas Wesentliches aus der Wohnung gestohlen worden war.

    »Wir hatten natürlich Glück, dass wir die Spur aufgenommen
haben, als sie noch ganz frisch war«, so Abraham und wirkt nun doch etwas stolz
auf seine Arbeit. Der Imbissbudenbetreiber bleibt bis auf Weiteres in Haft.
»Sobald die Formalitäten, die unser Recht nun einmal verlangt, erledigt sind,
wird der Prozess eröffnet. Das könnte sich je nach der Menge der Komplikationen
einen Monat bis eineinhalb Jahre hinziehen«, meint der Polizeibeamte, der
gerade einen so großen Triumph gefeiert hat, und wendet sich wieder seiner
normalen Arbeit zu – es geht um die Verfolgung von Müllsündern. Irgendwie ist
die Welt hier im Allgäu doch noch ein bisschen sauberer als anderswo.

     
    Birne musste grinsen. Er hatte dazu wenig
beigetragen, war aber

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