Alpendoener
jedenfalls würde niemals zuerst einen
ausländischen Mitbürger verdächtigen …«
»Na gut, aber wenn es ein neues Licht auf den Mord werfen
würde? Vielleicht gibt es ja einen rechtsradikalen Hintergrund.«
»Wieso sollte jemand eine alte Frau aus einem rechtsradikalen
Hintergrund ermorden?«
»Und die Tat dann einem Türken in die Schuhe schieben.«
»Quatsch, es war Raubmord.«
»Soll ich trotzdem mal vorbeikommen morgen?«
»Meinetwegen, aber ich will keine neuen Theorien hören,
verstanden?«
»Du, vielen Dank. Bist du heute Abend im Korbinian ?«
»Kann gut sein, dass mir zwei, drei Halbe heute gerade
reinpassen.«
»Dann sehen wir uns heute noch.«
»Ja, vielleicht. Und denk ein bisschen nach.«
»Mach ich. Und vielen Dank.«
»Nichts für ungut.«
Bruno Abraham legte auf. Er würde so manches Bier brauchen
heute Abend, denn es war ihm jetzt klar, wer die jugendlichen Schläger waren.
Einer von ihnen war sein Sohn, daran bestand kein Zweifel. Er hoffte, ihm heute
nicht mehr zu begegnen, zu leicht könnte ihm dann die Hand noch mal
ausrutschen. Er hoffte auch, dass er diesen Birne nun genug bearbeitet hatte,
damit der keine Anzeige gegen seinen Jungen erstattete. Man hätte sich zwar
arrangieren können, aber Abraham mochte das nicht, wenn es nicht unbedingt sein
musste. Er beschloss, auch noch mal im Korbinian reinzuschauen, um noch einmal auf den Birne einzuwirken. Der wurde ihm langsam
suspekt, einerseits amüsant wie jeder dieser Hobbyermittler, andrerseits kaum
Respekt vor dem Wort der Polizei. Der würde nicht aufhören, bis er so knietief
im Problem stecken würde, dass er von allein nicht mehr rauskäme .
Aber recht würde es ihm geschehen. Manche glauben es erst, wenn ihnen die
Finger an der Herdplatte festgebrutzelt sind.
Oliver stand wieder an der Tür. Er lehnte sich schwach an den
Rahmen und wollte was sagen.
»Oliver«, sagte statt dessen sein Vater streng. »Ihr habt es
übertrieben, ihr habt noch kein Gefühl, ich kann dich noch nicht brauchen. Gib
mir bitte sofort dein Handy. Sofort.«
Abraham bekam keine Antwort, nur ein leises Wimmern, er
drehte sich um und sah seinen Sohn zusammenbrechen. Schnell stand der nun
besorgte Vater auf.
*
Birne fühlte sich radikal gut. Was er nicht
schon alles geschafft hatte heute. Der Anruf beim Kommissar war reiner Übermut.
Nichts konnte ihm passieren. Das Geld war da, Simone gehörte ihm, er konnte
sich ganz auf seine Rache konzentrieren. Dem einen Buben hatte er sauber eins
mitgegeben, die anderen hatten Anstand bekommen. Sie würden die Straßenseite
wechseln, wenn er ihnen das nächste Mal begegnete, aber er würde auch die
Straßenseite wechseln und siegen, die Zeit des bloßen Überstehens war endgültig
vorbei.
Bald würde Alexa auftauchen, es würde losgehen. Birne holte
seine Ausrüstung, er füllte seine Wasserflasche. Er war bereit zum Aufbruch.
Ihm fiel noch was ein beim Warten. Er fluchte,
wie ihm der Gedanke einschoss. Simone. Er rief sie an. Mailbox. Egal. Er hatte
aus Idiotie geduscht. Sein Sauberkeitswahn. Gut, er war angepisst worden. Die
DNA. Er holte einen Zahnstocher und wühlte mit ihm unter seinen Fingernägeln,
bis sie wehtaten. Er war sauber an dieser Stelle seines Körpers, er holte eine
weiße Schmiere heraus. Hoffentlich klebt da noch genug Zellmaterial dran.
Simone musste ihm das analysieren. Simone arbeitete in einem Labor, dafür waren
die doch da. Er streifte den Zahnstocher an einem Schnapsglas ab und verschloss
das mit Frischhaltefolie. Musste man die Zellen nass halten, damit die Probe
nicht verdarb? Oder war Feuchtigkeit der Tod jeder Probe? Was war mit den
Personen, die jemals aus dem Glas getrunken hatten? Gerieten die jetzt mit in
Verdacht? Ihm fehlte natürlich noch das Gegenmaterial, das man den Verdächtigen
entnehmen musste und sie damit überführen konnte. Sein Schritt zur
Beweissicherung war getan. Wenn die Probe brauchbar war. Eine Menge DNA klebte
an seiner verurinierten, noch ungewaschenen Kleidung. Vor der ekelte er sich,
das musste nicht sein, wenn es anders auch ginge. Simone war nicht erreichbar.
Immer noch nicht.
Das Internet, das wusste sonst alles, wieso sollte es ihm da
die Auskunft verweigern. Als er seinen Rechner hochfuhr, klingelte es an seiner
Tür. Er schaltete den Computer wieder aus und sprang nach unten in Montur,
dachte sich, wenn er sich jetzt nicht wenigstens dachte, es sei falscher Alarm,
wäre es sicher
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