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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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blonden Frau weiß ich nicht, aber sonst gehen sie
oft heim zu sich nach Waltenhofen, da haben die irgendwo im Wald eine Hütte, da
gehen sie immer hin, dass sie nicht mehr Moped fahren müssen, da richten sie
sich völlig zusammen und kotzen den Eltern dann daheim den Hausgang voll – ich
weiß das von meinem Bruder.«
    »Zahlen bitte.«
    Sie zahlten. Alexa auch. Sie hatte ein Fruchtsaftschorle noch
halb voll am anderen Tisch stehen. Birne übernahm das.
    »Du«, sagte sie eifrig. »Wir nehmen meinen Roller und fahren
da raus und suchen die. Der ist zwar nicht so bequem wie der Golf, aber besser
als zu Fuß.«
    »Diese Schuhe sind in Ordnung, die gehen nicht kaputt.«
    Birne war dennoch froh über ihr Angebot. Sie stürzten los.

     
    Es war ein
bisschen wärmer geworden zu Beginn der Woche. Er klammerte sich an Alexa – sie
war womöglich seine Rettung. Den Helm hatte er von einer der Blonden, die mit
hergekommen war und der man versprechen musste, sie wieder abzuholen nach dem
Abenteuer. Sie fuhren schweigend und in innerer Anspannung durch die Nacht aus
der Stadt in die Vororte. Es herrschte wenig Verkehr. Birne schaute ihr über
die Schultern und sah, dass sie ihren Motorroller an seine kleinen Grenzen
trieb. Sie würden dadurch nicht viel Zeit gewinnen. Auf Birne wirkte das wie
eine Entschuldigung für das, was vorgefallen war. Er wollte allerdings nicht
mehr glauben, dass sie über ihn Lügen verbreitet hatte, das war allein der
Chef, und wodurch er den aufgebracht hatte, das konnte er sich nicht
vorstellen. Manche Menschen mag man eben nicht.
    Sie kamen in Waltenhofen an, keine Seele war auf der Straße,
sie hatten keine Ahnung, wo sie weitersuchen sollten und blieben bei einer
Bushaltestelle stehen.
    »Was jetzt?«, fragte sie und stellte ihren Motor ab, um seine
Antwort besser verstehen zu können.
    »Weiß auch nicht«, sagte Birne.
    »Willst du nach dem Weg fragen?«
    Birne wollte nicht nach dem Weg fragen, Birne wollte nie nach
dem Weg fragen, Birne hasste das, nach dem Weg zu fragen, aus sich rauszugehen , auf einen Wildfremden zu und etwas von ihm zu
wollen.
    »Fragst du?«, schlug er ihr vor.
    »Wieso nicht du?«
    »So halt.«
    »Wo soll ich fragen?«
    »Da drüben ist eine Wirtschaft.«
    Sie verdrehte die Augen und stieg vom Gefährt. »Geh ich
allein oder willst du mit?«
    »Kann schon mitkommen.«
    »Wart hier«, sagte sie und verschwand in der hell
erleuchteten Eingangstür aus geriffeltem Glas. Sie blieb lange weg, und Birne
fragte sich, weil er zu frieren begann, ob sie Bekanntschaft gemacht hatte. Er
wurde unruhig. Womöglich ging es um ein Leben, das Fräulein Alexa hatte sich
lediglich eine Auskunft einzuholen, dafür brauchte man einfach nicht so lange.
    Hinter dem Glas bewegte sich was, doch die Gestalt konnte
nicht dem Fräulein gehören, die Gestalt war groß und hager und hatte kurzes
schwarzes Haar. Birne war gespannt, was als Nächstes passieren würde. Der
Mensch kam raus auf den Hof und auf Birne zu, der ziemlich unlässig und mit
Helm auf dem fremden Roller saß. Birne erkannte ihn: Es war Tim.
    »Mensch Birne, du hier draußen? Ich hab gehört, was dir
passiert ist. Scheiße. Du, komm rein, wir schafkopfen ,
mach mit.«
    »Tut mir leid, wir sind in Eile, schick die Frau raus und sag
ihr, wo wir hin müssen.«
    »Die Alexa sitzt schon bei uns am Tisch und bekommt ein
Spezi. Jetzt stell dich halt nicht so an. Wenn du uns schon verlässt.«
    Birne verfluchte seine Begleiterin und stieg ab. Jetzt war er
genau da, wo er nie hin gewollt hatte. Wenn es schon da immer am schönsten ist,
wo man gerade nicht ist, dann war da, wo er jetzt war, der hässlichste Ort.
    Dorfwirtschaft. Bier und in der Luft schwerer Rauch in einer
Mischung aus kaltem und warmem. Helles Licht, kaum Tische besetzt. Alexa am
Tisch mit drei anderen Buben, die sich rein äußerlich nur unwesentlich von Tim
unterschieden. Sie hielt Karten in der Hand und schaute angestrengt und fragend
in das Blatt. Sie bemerkte nicht, dass Birne reinkam .
Tim sprang hinter sie, setzte eine Hand auf die Lehne des Stuhls und beriet
sie, was zu spielen sei, steckte ihr die Karten neu zusammen und überlegte dann
mit ihr. Birne blieb unbeachtet am Eingang stehen. Den anderen Freunden Tims
war er ebenfalls egal. Sie hatten jetzt eine Frau am Tisch, und das war mehr,
als sie heute noch erwartet hatten.
    »Oh, sorry «, sagte
Alexa. »War so überrascht, den Timmi hier zu treffen,
dass ich

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