Alpendoener
ihm erzählt hast, dass ich dich sexuell was weiß ich
haben soll.«
»Schmarren, niemals habe ich das.«
Sie sah durchaus so überrascht aus, dass man ihr das hätte
glauben können.
»Warum hat er es dann behauptet?«
»Keine Ahnung, vielleicht sucht er einen Grund, dich
loszuwerden.«
»Habt ihr was miteinander?«
»Ginge dich zwar nichts an, aber in dem Fall: nein.«
»Hm. – Und wo warst du heute Morgen?«
»Ich hatte Migräne, ich habe oft Migräne, da kann man mit mir
nichts anfangen, da bin ich lieber daheimgeblieben .«
»Und jetzt geht’s dir wieder besser?«
»Alles weg. Tut mir leid deinetwegen.«
»Passt schon, wie gesagt.«
Birne hatte die Wahl, doch egal, wie er sich entschied, es
würde an der Situation nichts ändern: Er konnte ihr glauben oder nicht.
»Darf ich mich zu dir setzen?«, fragte sie.
Er hatte nichts dagegen. Sie gingen an seinen Tisch und
ernteten neugierige Blicke und Gekicher von den Freundinnen an ihrem Ex-Platz.
»Bist du öfter hier?«
»Gelegentlich. Und du?«
»Manchmal mit den Freundinnen. Bist du allein?«
»Nein, eigentlich nicht, eigentlich bin ich verabredet.«
»Ja? Mit einer Frau?«
»Ginge dich zwar nichts an, aber in dem Fall: ja.«
Er hatte sie zum Lachen gebracht, und mit diesem Lachen hatte
sie sein Eis zum Schmelzen gebracht.
»Vielleicht hast du sie gesehen, sie ist blond und sehr
hübsch.«
»Die Simone? Ist sie ganz dünn?«
»Nein, nicht ganz dünn, sie hat ein Fleisch auf den Rippen.«
»Dann war sie vorhin da, als du noch nicht da warst.« Sie
lachten jetzt beide, sie verstanden sich gut.
»Ist sie bei euch gesessen?«
»Nein, allein, und gewartet hat sie. Du hast Pech: Sie ist
mit drei anderen Typen abgezogen. Aber sie ist nicht schlecht, zu dir würde sie
passen. Da halt dich ran, die kriegst du schon. Ach, jetzt hab ich ganz
vergessen, dass sie noch einen anderen hat.«
Sie lachten, die Freundinnen schauten rüber, machten sich
ihre Gedanken und tauschten sie auch aus.
»Oh Mann, so viel Pech an
einem Tag. Und die Typen waren nicht zufällig drei Buben, einer ziemlich fett,
der zweite ein ganz ein Blasser und der Dritte so ein kleiner Hip-Hop-Mann, der
vor Lächerlichkeit kaum gehen kann?«
Sie kicherte. »Doch ganz genau, das waren sie.«
»Im Ernst?«
Sie schaute ihn groß an: »Ja, im Ernst. Stimmt was nicht
daran?«
»Scheiße. Wann sind die weg?«
»Was hast du denn auf einmal? Was ist denn schon wieder
scheiße?«
»Wann sind die weg?«
»Na, kurz vor acht. Schätz ich.«
Das hatte etwas zu bedeuten, und Birne konnte sich nicht
vorstellen, dass es etwas Gutes war.
»Ist sie freiwillig mit?«
»Wie meinst du das?«
»Haben sie sie rausgezerrt? Oder ist sie gern mitgegangen?«
»Ich habe keine Gewalt gesehen. Wieso meinst du, dass sie
nicht freiwillig mit ist?«
»Ich verrat dir jetzt was: Die Buben, so lustig die aussehen,
sind gefährlich, richtig gefährlich, die haben mir mal auf dem Heimweg
aufgelauert und wollten mich verprügeln. Zum Glück konnte ich mich wehren.«
»Die waren das? Oh mein Gott.«
»Wenn die jetzt herausgefunden haben, dass Simone meine
Freundin ist, habe ich jetzt ein echtes Problem. Verstehst du?«
»Du meinst, die stellen was mit ihr an?«
»Kann ich mir gut denken.«
»Oh mein Gott.« Sie hatte dieses bescheuerte ›Oh mein Gott‹,
das sich die Mädchen aus ihren bescheuerten Fernsehserien aus Amerika
abschauen. Da klang es schon blöd, aber aus ihrem Mund – nein, das war nicht
gut, sollte sie lieber »Jesses« oder so sagen, wäre besser.
»Und was wollen die von dir?«
»Das kann ich dir nicht so schnell erklären, nur kurz: Ich
glaube, dass die gewaltig was ausgefressen haben, und ich glaube, dass ich
denen auf die Schliche gekommen bin, deswegen wollen die mich einschüchtern.«
»Oh mein Gott.«
Die geheimnisvolle Bedienung stand gelangweilt am Tresen,
lümmelte sich darauf. Birne kam eine Idee. Er ging zu ihr und sagte: »Du kennst
doch deine Gäste gut.«
»Ein bisschen.«
»Da waren vorher drei Buben da, die sind weg mit einer
blonden Frau …«
»Die kenn ich nicht so, die seh ich
nur manchmal hier sitzen. War die nicht einmal mit dir da?«
»Genau.«
»Ja, und die Buben, die kenn ich, da geht einer mit meinem
kleinen Bruder auf die Schule. Was ist mit denen?«
»Weißt du, wo die her sind?«
»Ja, Waltenhofen.«
»Und weißt du, wo die hin sein könnten, wenn sie von hier
weggehen mit einer blonden Frau?«
»Mit einer
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