Alpendoener
Kapiert?«
»Ui. Um Leben und Tod. Nein, dann verrat ich niemand was.«
»Gut danke. – Was kommt denn gerade?«
»Kommt?«
»Im Fernsehen.«
»Ach so. Irgend so ein damischer Krimi. Tatort oder so.«
»Ach so. Na gut, gute Unterhaltung noch. Auf Wiedersehen.«
»Adieu.«
»Und denken Sie an meinen Helm«, schrie Anna.
Birne fand Werners Frau nett. Wenn sie richtig ausgeschlafen
gewesen wäre, hätte er sich mit ihr gut unterhalten. Ausgesprochen.
Anna war halt ein süßes junges Mädchen, er nahm sich vor, nochmal nach dem Helm zu suchen, wenn die Lage weniger
angespannt war, schließlich wusste er, wo er ungefähr lag.
Birne musste
sich sehr auf den Weg konzentrieren. Er war nur mitgefahren und hatte
seinerzeit nicht darauf geachtet, wann und wo sie abgebogen waren. Einmal
verfuhr er sich und musste umkehren. Ein unwegsamer Feldweg, hohe Ränder, Birne
musste rückwärts rausfahren , das konnte er nicht gut,
er zerkratzte die Türen von Bernds Auto. Aber er hatte ihn dafür genug
entschädigt.
Dann erkannte er endlich den Bauernhof mit dem Silo, an dem
sie das letzte Mal gehalten hatten, und wusste, dass er nun zu Fuß weiter
musste. Es stand sonst kein Auto an der Stelle. Wo hatte Werner den Roller
abgestellt? Birne schnaufte den Hügel hinauf. Er eilte voller Furcht, zu spät
zu kommen.
Als er den Jagdstand sah, rief er: »Hallo. Ist da jemand?«
Niemand antwortete. Vorsichtig näherte er sich. Da war
jemand. »Werner. Bist du das?«
»Halt dein Maul, du Depp«, flüsterte es ihm entgegen. »Komm
her.«
Birne schlüpfte zu Werner in den Unterstand. Werner lag
gebückt darin.
»Was ist denn mit dir los?«
»Scheiße ist los, sag ich dir.«
»Bist du bewaffnet?«
»Ich habe meinen Revolver und das ungute Gefühl, ihn heute
noch zu brauchen.«
»Warum?«
»Pst. Leise. Bruno.«
»Bruno? Was ist denn mit Bruno?«
»Leise. Was ich dir jetzt erzähle, das muss unbedingt unter
uns bleiben. Erst wenn mir etwas passiert, dann darfst du es jemand anderem
sagen. Kapiert?«
»Kapiert. Ich war übrigens bei deiner Frau, der geht es gut,
mach dir keine Sorgen.«
»Noch, Gott sei Dank noch, aber danke.«
»Was ist jetzt mit dem Bruno?«
»Sagenhaft, was der mir erzählt hat, sagenhaft.«
»Was denn? Hat der dein Auto geklaut?«
»Vermutlich. Hast du es gesehen auf der Herfahrt?«
»Nein.«
»Wie bist du da?«
»Auto.«
»Wo hast du geparkt?«
»Da vorne beim Hof, wie immer.«
»Das könnte schlecht sein, hol das Auto da weg, sonst findet
er uns.«
»Aber wohin soll ich es parken?«
»Scheißegal. Wirf es einen Abhang hinunter. Hauptsache, er
findet uns nicht.«
»Ich habe den Wagen nur geliehen. Ich darf ihn nicht
kaputtmachen.«
»Dann macht er uns kaputt. Das hast du dann davon.«
»Was hat denn der Bruno gegen uns?«
»Recht besoffen war er wieder, sein Bub hat ihn
geärgert, weißt du, das ist der, der dich so hergerichtet hat.«
»Wie bitte?«
»Ja, hat er dir das gar nicht gesagt? Er und zwei seiner
Kumpels haben dich verhauen, hat er erzählt, und dass er jetzt Angst hat, dass
du ihn anzeigst. Weil dann muss er das wieder ausbügeln, und das fällt
irgendwann auf ihn zurück und so weiter.«
»Der Hammer. Jetzt wird mir manches klar.«
»Es wird dir noch mehr klar werden, wenn ich dir erzähl, was
der noch erzählt hat. Das ist erst der Hammer.«
»Ja, was denn?«
»Du kannst dich doch noch an die Frau erinnern, die sie bei
dir im Haus abgestochen haben.«
»Ja freilich.«
»Der Bruno hat innerhalb von ein paar wenigen Tagen den
mutmaßlichen Mörder gehabt.«
»Das war ein Rekord.«
»Das war nur deswegen ein Rekord, weil es so hingedreht war,
alles manipuliert und abgekartet. Verstehst du?«
»Der Herr Kemal …«
»Der Herr Kemal ist so unschuldig wie du und ich.«
»Jetzt versteh ich nichts mehr.«
»Sei froh, dass du nichts verstehst. Sonst müsstest du dich
genau so verstecken wie ich in einem Loch.«
»Aber ich bin doch da wie du.«
»Aber nicht mehr lange. Ich sag dir jetzt, was ich weiß, und
dann verschwindest du wieder. Das ist gescheiter. Dann muss er uns beide
umlegen, und das traut er sich dann doch nicht.«
»Weiß denn der Bruno, wer es wirklich war?«
»Der hat es mir gesagt, im Suff.«
»Ah verstehe. Und jetzt will der Mörder dich verräumen, damit
du es niemandem verrätst.«
»Genau.«
»Wer war es?«
»Der Bruno selber.«
»Wie bitte?«
»Ja, da wär ihm niemand
draufgekommen, wenn er nicht
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