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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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schönen Lächeln,
es war die vom Abend, zweifellos eine attraktive Frau, eine, die besser gebaut
und geeignet war, größerer Mengen an Bier rauszutragen wie die Mittagsausgabe.
    »Ja?«, fragte sie mit angespannter Eile in der Stimme.
    »Zahlen bitte«, antwortete Birne heftig, um ihr nicht mehr
Zeit als nötig zu klauen.
    Wortlos griff sie in ihren Rock und zog statt eines
Geldbeutels einen Würfel hervor. Sie warf ihn lieblos vor Birne auf die
Tischdecke. Er schaute sie ratlos an.
    »Würfel«, befahl sie ihm.
    »Wieso?«, wollte er wissen.
    »Sonderaktion, weil wir bald schließen«, erklärte sie ohne
einen Hauch von Begeisterung. »Was Sie würfeln, bezahlen Sie.«
    » Wow «, lobte Birne die Aktion und
würfelte und hatte Glück: vier Euro für zwei Bier.
    »Vier Euro«, sagte die Bedienung.
    Birne bezahlte und gab einen Euro Trinkgeld. Sie bedankte
sich und wollte gehen. Birne hielt sie noch mal zurück.
    »Kann man hier ein Wegbier mitnehmen?«, fragte er.
    »Ein Wegbier?«, fragte sie zurück.
    »Ja, eine Flasche, die ich mitnehmen kann.«
    »Mitnehmen? Und das Pfand?«
    »Das zahl ich, kein Problem.«
    »Ja dann.« Sie brachte ihm eine Flasche dunkles Weizen aus
dem Kühlschrank und verlangte dafür den normalen Kartenpreis plus 15 Cent. Sie
hatte offensichtlich Angst, dass er ihr hinterher auflauern, die Flasche über
den Schädel trümmern und sie dann ordentlich
vergewaltigen würde. Wenn nicht noch mehr.
    »Danke«, sagte Birne und ging an die frische Luft
mit seiner Flasche, die ihm jetzt selbst unnütz vorkam. Unterwegs konnte er sie
nicht trinken, er mochte kein Weizen aus der Flasche, auf dunkles war er
sowieso nicht scharf.
    Er schaute auf sein Handy wegen der Uhrzeit. In dem
Augenblick kam ein Anruf rein. »Werner Handy« stand da. Der alte Freund. Was
wollte der von ihm?
    »Hallo?«, meldete sich Birne.
    »Hallo, Birne, hier ist Werner«, sagte Werner flüsternd.
    »Werner, ist alles in Ordnung? Geht es dir gut?«
    Werner schwieg und schnaufte. Birne meinte zu hören, wie er
sich den Rotz hochzog. Weinte Werner?
    »Birne, mir geht es beschissen. Kannst du sofort herkommen?«
    »Um Gottes willen, was ist denn?«
    »Schlecht am Telefon zu sagen, aber mir geht es
beschissen. Mein Auto ist geklaut, und jetzt bin ich wahrscheinlich selber
dran. Birne, ich hab Angst, ich brauch jemanden.«
    »Bleib ruhig, Freund. Ich komme zu dir.«
    »Ja, aber ich bin nicht daheim, das heißt, daheim kannst du
mal bitte vorbeischauen, ob es meiner Frau gut geht?«
    »Klar, mach ich. Und wo finde ich dich?«
    »Pass auf, dass dir keiner folgt, ich bin am Jägerstand. Pass
auf, dass dir keiner folgt, auch kein Freund«, wiederholte Werner.
    »Ist gut, ich pass auf, Werner. Bleib tapfer, ich komme.«
    »Ja, beeile dich, komm schnell, sonst …« Werner hörte auf zu
reden. Birne hörte Schritte und ein schweres Schnaufen. Werner stöhnte. »Sonst
erwischt mich die Drecksau, die verschissene. Aber wart nur. Ich bin gerüstet.«
Dann wieder schwerer Atem.
    Eigenartig. Werner war auf der Jagd. Wieso wollte Werner die
verschissene Drecksau nicht erwischen, sondern befürchtete, dass sie ihn
erwischt? War die Drecksau gar kein Vieh, sondern ein Mensch? Birne war in
letzter Zeit genug gejagt worden, um sofort das Übelste anzunehmen.
    »Du, Werner, mir kommt gerade: Wie komm ich denn zu dir? Ich
hab doch kein Auto. Das ist sauweit. Woher soll ich ein Auto nehmen?«
    »Klau dir eins, Depp.«
    Von dort, wo Birne jetzt auf der Straße stand, konnte er die
Fenster seiner Wohnung sehen. Und er sah jetzt, dass sich dort in seinem
Schlafzimmer etwas bewegt hatte.
    »Du Scheiße, Werner, da in meiner Wohnung, da ist jemand mit
einer Taschenlampe, ich hab es grade gesehen.«
    Das Geld der Alten. Wäre es schon in ein Auto angelegt
worden, wäre die Lage einfacher.
    »Das ist nicht so wichtig. Komm jetzt. Ich brauch dich hier.«
    Werner legte auf, Birne stand allein in der Dunkelheit unter
einer Straßenlaterne. Was wohl passiert war? Das klang ernst. Birne durfte das
Schlimmste annehmen. Sie hatten Werner das Auto geklaut, und plötzlich fiel es
Birne wie Schuppen von den Augen: das Gewehr. Irgendjemand lief da draußen mit
Werners geladener Waffe herum. Wer auch immer es war, Birne konnte sich denken,
dass auch er selbst auf der Abschussliste stand.

     
    Er schlich sich leise zum Haus. Das musste er
nicht, sie würden ihn da drin nicht hören, wohl aber sehen, wenn er die Straße
hinaufging.

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