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Alpendoener

Titel: Alpendoener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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dem Gewehr. Das Erste,
was Birne hörte, war ein weiteres »Hallo« von der Notruf-Stimme.
    Bruno war getroffen, aber bereit zu kämpfen. Er lag am Boden,
er hatte seine linke Hand auf seinem rechten Oberschenkel und ächzte, doch mit
der rechten hob er schon wieder das Gewehr auf Birne. Die Richtung stimmte noch
nicht. Birne blieben Bruchteile von Sekunden, die nutzte er. Er sprang raus und
auf Bruno drauf. Er schlug ihm mit dem Fuß gegen den Kopf und zeigte ihm dann
die Pistole.
    »Bruno, gib auf, sonst schieß ich dich weg.«
    Bruno starrte auf Birne mit dem Telefon in der einen und der
Pistole in der anderen Hand. Er atmete schwer und überlegte, ob er schon
verloren hatte. Er stank nach Schnaps.
    »Du wirst mich nicht umbringen, Birne, dir fehlt der
Schmalz.«
    Der Mann am Telefon hatte mitbekommen, dass es sich um keinen
Scherzanruf handelte, er war eine Weile still gewesen und sagte nun, die
Situation einigermaßen umreißend: »Um Gottes willen, sagen Sie uns, wo Sie
sind, wir sind gleich bei Ihnen.«
    Birne setzte gerade an etwas zu sagen, da wurde es ihm zu
blöd und er handelte. Er schoss mitten hinein in den Bruno und schoss ihm den
Unterarm ab, an dem noch das Gewehr hing. Der Kommissar schrie auf und wandte
sich im Schmerz, dann wurde er ohnmächtig.
    Er war schwer zu schleppen, der Ohnmächtige, aber weit war es
nicht mehr zur Rückbank des Autos. Birne legte ihn quer und beide Waffen in den
Kofferraum. Er musste noch mal gehen und den Arm extra aufsammeln. Er warf ihn
ziemlich lieblos auf den Bewusstlosen. Dann fuhr er ihn zum Krankenhaus. Dort
hatte Abraham ein Recht auf eine Vorzugsbehandlung in der Notaufnahme, ohne ein
Privatpatient zu sein. Der Arm musste schnell wieder angenäht werden, sonst
hätte man ihn lange vor dem Leib ins Grab legen müssen.
    Birne fand im Krankenhaus, während der Wartezeit, die nötige
Muse, um noch einmal mit dem Polizeirevier zu telefonieren.
    Die hießen ihn auszuharren, bis sie kamen. Ein
Inspektor namens Trimalchio nahm sich Birnes an. Er war geschult im Umgang mit Menschen, das
merkte Birne sofort. Er nahm ihm die Aufregung und half ihm, eine schöne
Aussage zu machen. Ganz professionell fuhr dann ein Trupp, den Birne nicht mehr
begleiten musste, zum Jagdplatz und kümmerte sich um Werners Leiche. Sie fanden
etwas abseits vom Weg, hinter dem Silo des Bauernhofs, auch Annas ramponierten
Roller. Die Benachrichtigung der frischgebackenen Witwe übernahm der feine
Inspektor selbst. Birne war beeindruckt von der Polizeiarbeit.
    Der Inspektor sagte: »Machen Sie es gut und vielen Dank, Herr
Birne. Gehen Sie nun nach Hause, Sie haben eine anstrengende Nacht hinter sich
und brauchen Ihren Schlaf jetzt. Wir melden uns bald bei Ihnen. Wir brauchen
Sie und Ihre Aussage vor Gericht.«
    Birne fuhr nach Hause, das Bewusstsein stieg ihm in den Kopf,
dass es das war, dass er seine Mission hier erfüllt hatte, dass es Zeit für ein
neues Leben war. Er fühlte sich auf einmal wirklich müde.
    Er fand direkt vor dem Haus einen Parkplatz. Er stellte das
Auto ab und wankte erschöpft nach oben. An Frau Zulaufs Haustür blieb er
stehen. Hier hatte alles begonnen, dachte er sich. Er klingelte, nichts rührte
sich. Er stapfte noch einmal nach unten, um die Autoschlüssel in den
Briefkasten zu werfen. Doch kaum zwei Schritte getan, öffnete sich die Tür und
Simone stand vor ihm in einem blütenweißen Nachthemd.
    »Du?«, sagte sie.
    »Ja, ich. Ich bringe die Schlüssel vom Auto. Ich brauche es
nicht mehr.«
    »Danke.«
    »Sag dem Bernd einen schönen Gruß und vielen Dank. An der
Seite sind ein paar Kratzer reingekommen und hinten
auf den Rücksitz ein bisschen kommissarisches Blut. Tut mir leid, aber ihr habt
ja jetzt das Geld.«
    »Wird in Ordnung sein.«
    Er legte ihr die Schlüssel in die weiche Hand. »Gute Nacht.«
    »Ich bin ganz allein, willst du reinkommen?«
    »Weiß nicht.«
    »Erzähl mir doch, was passiert ist.«
    Birne schaute sie von oben bis unten an und fand sie
verführerisch in ihrem Nachthemd und unschuldig. Er hatte sich eine Belohnung
verdient. Er sagte: »Danke, ich brauch die Zeit jetzt für mich, ich hatte eine
anstrengende Nacht. Tut mir leid.«
    »Ist okay«, sagte sie und schloss die Tür, während Birne nach
oben ging. Kurz hielt er an und drehte sich um, dann war es so in Ordnung für
ihn.

     
    *

     
    Es schien so, als habe Birne Bruno mit dem
Unterarm auch den Willen, das Verbrechen bis zum Ende

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