Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)
möglich gehalten.«
Mit mir sprach
niemand. Ich schien auf einmal für alle nur noch Luft zu sein und überlegte, ob
mir ein Fehler unterlaufen wäre.
Inzwischen
unterhielt Donald sich mit Tony. Die beiden schienen sich gut zu verstehen. Der
Tänzer zog dem Feuerwehrmann sogar die Krawatte zurecht, woraufhin Donald
brummte. Mich hatte er hingegen angeknurrt, als ich eine Feder von seinem
Jackett nehmen wollte.
Der zweite Teil
der Vorstellung begann und ich flitzte eilfertig in den Kulissen hin und her.
Vor der Szene, die im Park von Versailles spielte, kam René zu mir und hielt
den Pappkarton fest, aus dem ich die Fächer an die Girls und Boys verteilte.
Nachdem die
Tanzszene auf der Bühne begonnen hatte, fragte der Kostümbildner, ob ich den
neusten Klatsch hören wollte. Ich nickte.
»Du sollst ein
Theaterkritiker sein, der sich hier eingeschmuggelt hat, um eine
Fortsetzungsserie über das Leben hinter den Kulissen des Theaters zu
schreiben«, flüsterte René. »Und nun machen sich alle Sorgen, ob sie dir
gegenüber etwas ausgeplaudert haben, was besser nicht in der Zeitung stehen
sollte.«
»Daran ist
kein Wort wahr«, sagte ich empört. »Wer hat das erzählt?«
»Das war
Leila«, gab René zu.
»Und woher
weiß die das?«
Er zuckte mit
den Achseln. »Keine Ahnung. Und ich muss jetzt weiter und Ethel Merman den
Brillantschmuck anlegen, den sie im nächsten Bild trägt.«
Ich hielt den
Kostümbildner fest. »Und die Brillanten sind genauso falsch wie die Gerüchte
über mich«, klärte ich ihn auf.
»Bitte Ruhe«,
rief William und sah mich böse an. René gab mir den leeren Pappkarton und
verließ die Seitenbühne. Die Aufführung ging weiter.
Nach Ende der
Vorstellung tippte der Feuerwehrmann an seine Mütze und ging davon.
Das Telefon
klingelte. William nahm den Hörer ab. »Ja, das kann er machen, das fällt zwar
nicht in seinen Aufgabenbereich, aber wenn du einen Rheumaanfall hast, kann
Bronco das übernehmen. Und gute Besserung.« William legte den Hörer auf und
wandte sich mir zu. »Ralph von der Requisite fühlt sich nicht wohl und möchte
nach Hause gehen. Wir brauchen dich, um zu kontrollieren, ob alle Requisiten
auf den Tischen liegen, wo sie hingehören, damit es bei der nächsten
Vorstellung keine lange Suche gibt.«
»Aber ich muss
den Kontrollgang machen«, wandte ich ein.
»Den kannst du
anschließend machen«, sagte William. »Das mit den Requisiten ist wichtiger.
Falls etwas kaputt sein sollte, dann bring es in die Requisitenabteilung, damit
die Mitarbeiter es morgen reparieren.«
Ich trottete
auf die rechte Seitenbühne. Dort lagen auf mehreren Tischen bunte
Blumengirlanden, Fächer, Damenhandtaschen und weitere Requisiten. An der Wand
über den Tischen klebten Zettel mit den Namen der Darsteller, auf denen
verzeichnet war, welche Requisite sie in welchem Bild brauchten. Dadurch sollte
verhindert werden, dass es während der Hektik der Vorstellung im Halbdunkeln
hinter der Bühne zu Verwechslungen kam. Außerdem waren an allen Requisiten
kleine Etiketten mit den Namen der Mitwirkenden angebracht, die man vom Zuschauerraum
nicht erkennen konnte.
Ich machte
mich an die Arbeit. Zum Glück brannte das Notlicht, so dass ich mich
einigermaßen zurechtfand.
Fünfzehn
Minuten lang ordnete ich die farbenfrohen Requisiten, die von den Darstellern
nach Gebrauch oftmals achtlos auf die Tische geworfen wurden. Während ich
Fächer, Damenhandtaschen und Schnupftabakdosen mit den Anweisungen auf den
Zetteln für die Mitwirkenden verglich, dachte ich über das Gerücht nach, das
über mich kursierte. Was für ein Unfug!
Mir fiel auf,
dass Stellas Blumengirlande, die sie in dem Song Katie went to Haiti anmutig hin- und herschwenkte, zerrissen war. Ich nahm die Girlande mit und
begann den Kontrollgang.
In den
Garderoben war niemand mehr. Anschließend ging ich über die Treppe in die erste
Etage zur Requisite und legte die Blumengirlande auf einen Tisch. Albert, der
Oberrequisiteur, würde sie am anderen Tag instand setzen. Danach warf ich einen
Blick in den Pausenraum der Beleuchtungsmannschaft, in dem lediglich einige
Stühle und Tische standen. Da die Beleuchter zu den ersten gehörten, die das
Theater nach der Vorstellung verließen, war hier niemand mehr. Das Fenster
stand offen, ich ging hin und schloss es.
Als ich an der
Herrentoilette vorbeiging, hörte ich durch die Tür ein Stöhnen, was mich
wunderte. Ich öffnete sie, knipste das Licht an und
Weitere Kostenlose Bücher