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Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)

Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)

Titel: Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Dillinger
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erschrak.
     
    Tony lag
ausgestreckt vor dem Waschbecken auf dem Kachelboden.
    »Tony, geht’s
dir nicht gut«, fragte ich. Er bemerkte mich, kam mit dem Oberkörper etwas hoch
und schaute mich an. Sein Gesicht war blutverschmiert. Dann ließ er sich wieder
auf den Fußboden fallen. »Bronco, bitte hilf mir«, sagte er mit schwacher
Stimme. Das Kostüm aus der Show hatte er nicht mehr an, stattdessen trug er
einen hellgrauen Anzug, dessen Jackett einige Blutspritzer abbekommen hatte.
Ich beugte mich zu ihm hinunter und half ihm aufzustehen. Tony setzte sich
vorsichtig auf den Stuhl neben dem Waschbecken. Er blutete aus der Nase.
    »Wer war
das?«, wollte ich wissen. Der Tänzer gab keine Antwort.
    Ich trat vor
das Waschbecken, nahm ein Handtuch vom Haken und hielt es unter den Wasserhahn,
um es anzufeuchten. Anschließend tupfte ich Tony damit vorsichtig das Blut aus
dem Gesicht. Er nahm mir das Handtuch ab und hielt es sich unter die Nase.
    »Wer hat dir
eins auf die Nase gegeben?«, fragte ich.
    Er zuckte mit
den Achseln. »Ich bin gestolpert«, erklärte er.
    »Auf der
Herrentoilette?« Ich musste lachen. »Tony, bitte erzähle mir keine Märchen. Dir
hat jemand mit voller Wucht eins auf die Nase gehauen.«
    Der Tänzer
tupfte mit dem feuchten Handtuch über sein Gesicht. »Ist ja nicht schlimm. Es
blutet auch nicht mehr«, sagte er und wollte vom Stuhl aufstehen, was ihm nicht
gelang. Mit wackeligen Knien setzte er sich wieder hin.
    »Wer war
das?«, fragte ich nochmals.
    Tony, dem die
Situation sichtlich peinlich war, sah an mir vorbei. »Das möchte ich nicht
sagen.«
    »Wieso?«
    »Weil du ihn
kennst und ich nicht will, dass du ihn zur Rede stellst.«
    Ich trat einen
Schritt auf ihn zu. »Bist du dir da sicher?«
    »Ja, das bin
ich«, erwiderte er. »Ich regele das auf meine Weise. Es ging auch nicht um etwas
Besonderes. Nur ein kleiner Streit, wie er im Theater immer mal vorkommt. Es
ist alles wieder in Ordnung.«
    Ich wusste,
dass er log. »Nichts ist in Ordnung«, sagte ich streng. »Wer hat dich
verprügelt und im Dunkeln hier liegen lassen? War es Richard von der
Beleuchtung? Ich soll dir übrigens von ihm ausrichten, dass du ihn in Ruhe
lassen sollst.«
    Tony stand
auf, schwankte wieder, ließ das Handtuch zu Boden fallen und stützte sich am
Waschbecken ab. »Ihn in Ruhe lassen? Ich kenne ihn doch kaum. Und soviel ich
weiß, ist er verheiratet.«
    »Falls du
etwas loswerden willst, kannst du es mir sagen«, bot ich ihm an.
    Der Tänzer
betrachtete sein Gesicht prüfend im Spiegel. »Vergiss es«, zischte er.
    »Nun gut«,
sagte ich. »Kann ich sonst noch etwas für dich tun?«
    Tony
schüttelte den Kopf. »Lass mich allein, Bronco. Ich komme zurecht.«
    »Bist du
sicher?«
    »Ja, Bronco,
so schnell haut mich nichts um.« Er warf mir einen nervösen Blick zu. »Und noch
eins«, rief er, als ich bereits im Türrahmen stand. »Schlafende Hunde soll man
nicht wecken.«
    »Dabei ist
genau das meine Spezialität«, gab ich zur Antwort und setzte den Kontrollgang
fort.
     
    Bill saß mit
seiner Schwester in der Pförtnerloge und hustete. »Hoffentlich bekommst du
keine Erkältung«, sagte Maggie fürsorglich, während ich den Arbeitskittel gegen
das Jackett tauschte. »Ist Tony schon fort?«, fragte ich, als ich den Kittel an
den Haken hängte.
    »Der hat sich
vor zwei Minuten von mir verabschiedet«, sagte Bill.
    »Und hat er
etwas gesagt?«
    »Nur, dass er
in der Garderobe gestolpert wäre.«
    »So, so, in
der Garderobe«, sagte ich, griff nach dem Trenchcoat und sah Bill misstrauisch
an. Der Pförtner, der das bemerkte, wechselte schnell das Thema. »Schon in eine
der Tänzerinnen verguckt, Bronco?«, fragte er. »Sind doch alles hübsche Dinger,
oder?«
    »Die eine oder
andere gefällt mir ganz gut«, erwiderte ich und knöpfte den Trenchcoat zu.
»Aber ich bin zum Arbeiten hier.«
    »Das ist eine
gute Einstellung«, schaltete sich Maggie ein und gähnte. »Ich fand es heute
verteufelt anstrengend. Miss Merman zickte den ganzen Abend herum.«
    »Und hat sie
sich wieder beruhigt?«, fragte ich.
    »Schon
vergessen«, sagte Maggie. »Und macht dir der Job immer noch Spaß?«
    »Manchmal ja,
manchmal nein«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    »Das geht uns
allen so«, sagte die Garderobiere, griff nach meiner Hand und sah mir in die
Augen. »Und einen guten Rat gebe ich dir, Bronco. Verhalte dich wie die drei
Affen. Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. So kommt man am besten

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