Alpengold (German Edition)
Jens.
„Echt?“, rief Tina, die nur etwas Gelbes in der Wand sah.
„Ja, hier!“ Jens hielt die Taschenlampe ganz nah ans Gestein und leuchtete es an.
„Scheiße, nix ist mit Gold“, sagte Mark, der Jens gefolgt war. „Sieh dir die Kristalle an!“
„Na und?“
„Es sind Würfel! Kubisches Kristallsystem, klingelt da was?“
Jens überlegte, dann verzog er enttäuscht das Gesicht. „Pyrit! So ein Mist!“
„Los, weiter!“, drängte Tina. „Hier vorn ist doch alles abgebaut, wir müssen in den Speranza-Stollen.“
Sandra holte tief Luft. Sie gingen weiter und fanden die Abzweigung des Stollens, in den sie einbogen. Hier war die Decke niedriger und Sandra schaute ängstlich, ihr gefiel es nicht, noch weiter in den Berg vordringen zu müssen. Nach dreißig Metern tat sich ein halbrunder Raum auf, dann verlief nur noch ein schmaler geduckter Gang ins Dunkel.
Das Gestein bestand jetzt aus hellgrauem Quarz, durchsetzt mit Glimmer und Kalk, der stellenweise als Calcit hellgrau und gelblich leuchtete.
„Hier hat man das Gold gefunden“, Mark flüsterte. Jeder nahm sich ein Stück Wand vor und leuchtete es ab. Tieferes Atmen war zu hören und die Lichtkegel der Leuchten tanzten wilde Reigen auf dem Gestein. Manches Herz setzte einen Schlag aus, wenn im Licht ein goldenes Aufleuchten zu sehen war, doch es war immer nur Pyrit, das sie mit seinem goldenen Aussehen narrte.
Langsam breiteten sich Hektik und Unruhe aus, erste Hammerschläge klangen auf.
Tina starrte mit bösem Blick von Stefan zu Mark. Sie schien ihn persönlich dafür verantwortlich zu machen, wenn sie kein Gold fanden. „Wo ist es? Wo ist das verdammte Gold? Zeigt es mir!"
„Nun warte es doch ab“, Mark starrte unwirsch zurück.
Enttäuschung begann sich auszubreiten. Sandra, der es im engen dunklen Gang immer unwohler wurde, suchte jetzt im Gesteinsschutt, der reichlich den Boden bedeckte, nach goldhaltigen Stücken.
„Es ist nichts mehr da“, murmelte sie.
„Doch, hier!“, schrie Stefan plötzlich so laut, dass es dröhnte. Er zeigte aufgeregt auf einen kleinen Dendriten, der einige Millimeter aus einer Glimmerlinse im Quarz ragte. „Seht ihr? Das ist eindeutig Gold!“
„Oh mein Gott, wir brauchen einen Kran“, sagte Tina sarkastisch.
Noch aufgeregter suchten sie jetzt jede Ritze ab. „Ich hab was!“, rief Mark und hämmerte wild drauflos.
Jens, den schon der Mut verlassen hatte, stimmte ein: „Hey, Mensch, ich auch, wow!“
Am wenigsten beeindruckt gab sich Tina. Sie klopfte lustlos gegen Stein und stand herum. Aber sie beobachtete die anderen scharf, ob sie etwas fanden.
Mark hatte einen Quarzglimmerbrocken abgeschlagen, musterte ihn und das kleine Golddrähtchen darauf und steckte es in seinen Rucksack. Er bemerkte das hektische Klopfen und Hämmern um sich herum. „Hey, ruhig Blut, Leute, bringt mir hier nichts zum Einsturz“, rief er. „Ich schlage vor, jeder nimmt sich ein Stück Wand vor und packt an Stufen in den Rucksack, was er kriegen kann. Draußen bei Tageslicht schauen wir dann, was Gold ist und was wertloses Gestein, okay?“
Ihn selbst hatte der Elan verlassen. Er freute sich, dass sie ein paar Stufen fanden, ihre Sammlungen bereichern konnten, aber an den großen Wurf, der ihnen kiloweise Gold einbrachte, glaubte er nicht mehr. Anscheinend waren doch bereits zu viele Leute hier gewesen und hatten alles ausgebeutet. Sicher fanden sie hier einige schöne Stücke, die sie für gutes Geld an Sammler verkaufen konnten, aber für den großen Reichtum würde es nicht reichen.
Er ging ein Stück zurück und suchte dort. Aber nur Kalk, Quarz, Glimmer und Pyrit funkelten im Licht seiner Taschenlampe. Vielleicht kamen ab und an Einheimische her und hatten das restliche Gold geborgen oder pickten sich goldhaltigen Gestein ab, um sich den kargen Verdienst etwas aufzubessern und hatten nach und nach das vorhandene Gold aufgebraucht. Wer wusste das schon. Sie hatten viel zu wenig recherchiert und die lange Fahrt umsonst gemacht.
Wütend schlug er mit dem Hammer gegen die Wand. Es klang hohl, dann polterte es und ein Stück der Wand fiel in sich zusammen. Raschelnd rieselten große und kleine Brocken zu Boden. Staub wallte auf.
Sandra stöhnte auf. „Mark?“
„Was ist passiert?“, rief Stefan nervös.
„Nichts, alles okay!“, gab Mark zurück und bekam große Augen. Auf einen Quadratmeter Fläche war ein Stück der Gangwand eingebrochen und hatte einen Hohlraum freigelegt, in dem es glitzerte und
Weitere Kostenlose Bücher