Alpengold (German Edition)
verdeckte zum Teil die Tür. Es handelte sich um eine der Minen, die hier zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in den Berg getrieben worden waren, aber nicht um ‚ihre‘ Mine.
„Wie haben die denn damals das Gold abtransportiert?“, fragte Sandra.
„Ich denke mal, mit Eseln.“ Mark inspizierte die Karte. „Irgendwie sind hier auf der Karte viel mehr Bäume eingezeichnet. Aber ich erkenne die Gegend, kein Problem. Wir sind bald da.“
Endlich standen sie vor dem Eingang der Mine. Den Gang in den Berg verschloss ein beinahe mit Efeu zugewuchertes Holztor. Ein rostiges Vorhängeschloss versperrte den Weg.
„Wie kommen wir rein?“, fragte Tina.
„Ganz einfach“, erwiderte Mark und wandte sich an Jens. „Gib mir deinen Hammer.“
Er setzte Jens‘ Hammer an das Schloss an und schlug kräftig mit seinem Hammer auf das Werkzeug. Mit einem Ping sprang der Bügel auf. Mark zog an der Holztür, die sich nur widerwillig mit einem lauten Knarren zur Hälfte aufziehen ließ. Ein Gang tat sich vor ihnen auf. Sand, Erde und Steine bedeckten den Boden. Finsternis verschluckte nach wenigen Metern die Blicke und ein kühler Hauch wehte ihnen entgegen.
Bevor Mark eintrat, drehte er sich noch einmal um. „Leute, das ist ein historischer Moment für uns. Möge Fortuna uns gewogen sein und finden lassen, wonach uns gelüstet. Glück auf! Und nun die Taschenlampen an und rein.“
Noch viermal erklang der Gruß der Bergleute „Glück auf“ und Tina fügte hinzu: „Wir müssen hundertachtzig Meter den Gang lang, dann zweigt der Speranza-Stollen ab, habe ich gelesen. Also los.“
„Hoffentlich ist nichts eingestürzt“, Sandras Stimme zitterte.
„Du kannst auch gerne hier draußen warten“, schlug Mark vor.
„N- nein, ich komme mit!“
Der Gang war niedrig und oben halbrund, dunkles Basalt- und Grauwackegestein herrschte vor. An vielen Stellen zeigten Meißel- und Hammerspuren, dass der Stollen von Menschenhand in den Fels gehauen worden war. Allmählich wurde die Decke höher und sie konnten fast aufrecht gehen. Am Boden lagen Geröll und Steine und sie mussten aufpassen, nicht zu stolpern. Sie gingen scheinbar in einen riesigen finsteren Schlund, auch hinter ihnen verschluckte die Schwärze alles, nur wo sie sich befanden, gab es eine Lichtinsel, die mit ihnen wanderte. Die Geräusche, die sie beim Gehen machten und ihre Stimmen klangen dumpf, wie in einer Gruft und so fühlten sie sich auch. Der Gedanke, dass über ihnen hunderte Meter Felsen aufragten, die jederzeit zusammenbrechen und sie für immer und ewig begraben konnten, ließ sie verstummen.
Ein ganzes Stück hinter dem Eingang wurde der Boden feucht, von der Steindecke tropfte Wasser. Offenbar leitete eine Felsspalte Regenwasser durch den Fels, das nun an der Stollendecke austrat und zu Boden tropfte. Da keine Pfütze zu sehen war, musste die Spalte im Boden weiter nach unten verlaufen und ließ das Wasser gleich wieder verschwinden.
Sie kamen an eine Stelle, wo irgendwann einmal ein großes Stück der Decke eingestürzt und zu Boden gefallen war. Gesteinstrümmer, Schutt und Steine bildeten einen Haufen, der ihnen bis zur Hüfte reichte.
Mark leuchtete mit seiner Taschenlampe interessiert die Decke ab, ob es dort golden funkelte, während Sandra schneller atmete und sich verkrampfte.
„Ohjeh“, presste sie mit piepsiger Stimme heraus und starrte auf das Hindernis. „Was ist, wenn noch mehr da oben abbricht und uns den Rückweg verschüttet, wenn wir auf der anderen Seite sind?“
„Warum sollte das passieren? Gerade jetzt?“ Mark hatte kein Gold entdeckt und kraxelte über den Hügel. Die Engstelle konnten sie nur auf allen Vieren passieren.
„Genau! Seit hundert Jahren steht der Tunnel und er steht auch noch in hundert Jahren!“, rief Tina forsch. Sie klang aber mehr, als wollte sie sich selber Mut machen. Sie folgte Mark.
Langsam gingen sie weiter und Sandra leuchtete jetzt aufmerksam die Decke ab. Plötzlich sah Jens, der als Dritter ging, im Schein der Taschenlampen voraus etwas goldgelb glänzen. Mit einem erstickten Laut drängte er sich an Mark und Stefan vorbei und rannte zu der Stelle. In Kopfhöhe verlief ein handbreites Band über die Gangwand, eine Ader, die metallisch glänzte.
„Gold! Das ist Gold!“, schrie Jens. Ehrfürchtig leuchtete er mit zittriger Hand die Wand an. Kleine Einbuchtungen, Drusen, leuchteten in der Ader auf, in denen gelbmetallische Kristalle schimmerten.
„Gold!“, flüsterte
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