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Alpengold (German Edition)

Alpengold (German Edition)

Titel: Alpengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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Zelt und dem Passat gab es natürlich keine Spur mehr, aber an einer Stelle lagen helle Quarzbrocken verstreut am Boden im Gras. Hier hatten sie gesessen und das taube Gestein vom Gold getrennt.
    Jens nickte traurig.
    Dichte Wolken verbargen seit Stunden die Sonne, die sich allmählich dem Horizont näherte. Hier in den Bergen begann in dieser Jahreszeit bereits frühzeitig die Dämmerung und in weniger als zwei Stunden würde es dunkel sein. Von den warmen Temperaturen weiter südlich am Mittelmeer war hier nichts zu spüren. Die Schneegrenze lag nur wenig höher, als sie sich bereits befanden.
    „Was machen wir?“, überlegte Jens. „Ich würde vorschlagen, wir gehen gleich zur Mine. Dann ist es zwar dunkel, wenn wir ankommen, aber im Innern gibt es eh kein Tageslicht. Wir könnten uns im Schein der Lampen an den Abbau machen und uns Zeit lassen. Wenn wir fertig sind, gehen wir langsam zurück und leuchten den Weg aus. Dann können wir entscheiden, ob wir die Nacht durchmachen und früher zurückfahren oder ob wir eine Runde im Auto schlafen. Was denkst du?“
    Chris nickte. „Einverstanden. Außerdem bist du der Boss. Wir könnten hier jetzt sowieso nichts anderes machen als warten und den Anblick genießen. Also können wir auch gehen.“
    An den Weg zur Mine erinnerte sich Jens noch gut. Der Wald hatte sich verändert, die Laubbäume zwischen den Kiefern, Tannen und Fichten hatten den größten Teil ihres Laubes verloren, nur noch wenige braune Blätter bewegten sich träge an Ästen und Zweigen. Der Rest von ihnen bedeckte den Boden und färbte ihn bräunlich. Damals war er grün gewesen und die Blätter hingen grün an den Bäumen.
    ‚Ein Unterschied‘, dachte Jens. ‚Es ist nicht alles genauso, wie beim ersten Mal, das ist gut. Diesmal wird alles anders.‘
    Als sie vor dem Holztor am Eingang standen, war es finstere Nacht. Ein neues Vorhängeschloss der billigen Art verschloss die Tür, die bereits wieder Brombeerranken erobert hatten. Aber Jens wusste, was er machen musste, er setzte seinen Hammer an das Schloss an und ließ sich von Chris dessen Hammer geben. Ein Schlag und das Schloss wehrte sich nicht länger und verwandelte sich in Schrott.
    Chris pfiff leise. „Wie ein Profi“, murmelte er. Aufgeregt tappte er von einem Bein aufs andere. Er war gespannt auf das Innere der Mine und wollte endlich mit eigenen Augen Gold sehen, echtes Gold!
    Jens zuckte die Schultern. Er dachte kurz an Mark, der beim ersten Mal auf diese Weise ein ähnliches Vorhängeschloss geknackt hatte und Trauer kam in ihm hoch. Aber er schob das Gefühl energisch weg und sagte betont forsch: „Also los, mein Herr. Glück auf, wünsche ich.“
    „Hä?“
    „Sag einfach Glück auf, das ist der Gruß der Bergleute.“
    „Glück auf.“
    Sie setzten ihre Stirnlampen auf, schalteten sie ein und gingen in das schwarze Loch hinein. Chris leuchtete Decke, Boden und Wände ab und schaute sich alles genau an.
    „Bisschen dunkel und unheimlich hier, findest du nicht?“
    „Hm, na komm weiter.“ Jens ging voran. Schnell kamen sie an die Stelle mit dem Deckeneinsturz.
    „Oh, hier seid ihr durch?“, fragte Chris klamm. „Die Engstelle gefällt mir aber gar nicht. Was ist, wenn ...“
    „Nein“, unterbrach ihn Jens. „Hatten wir alles schon beim ersten Mal. Es passiert hier nichts, keine Angst, keine Sorge, komm einfach weiter.“
    Ihm war es unheimlich, wie weit ihr jetziger Besuch dem früheren glich. Hier drin hatte sich nichts verändert, nicht einmal die Temperatur. Es schien ihm, als sei er erst vorige Woche mit den anderen hier gewesen. Unbehaglich zog er die Schultern hoch. Es machte ihm Angst. Bedeutete das, sie würden wieder Pech haben und ein Unglück erleiden müssen? Das durfte nicht geschehen!
    Er erkannte sofort die Stelle wieder, wo er hingerannt war, im Glauben, Gold zu sehen. Bis Mark ihn aufgeklärt hatte, nur goldähnlich aussehendes Pyrit entdeckt zu haben. Auch Chris bekam sofort große Augen, als er die gelbmetallisch schimmernden Flecken in der Stollenwand bemerkte. Jens erklärte ihm, dass nicht alles, was golden glänzte, auch wirklich Gold war und dass sie hier nur ein Eisenmineral sahen, das ein wenig dem Gold ähnelte. Chris erkannte schnell, wie er Pyrit und Gold unterscheiden konnte.
    Sie kamen an die Stelle, wo wirklich das gelbe Metall glänzte und machten sich an die Arbeit. Mit Hammer und Meißel schlugen sie Brocken aus dem Felsgestein, das teilweise brüchig und mit Spalten durchsetzt

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