Alpengold (German Edition)
war. Chris konnte es kaum fassen, echtes Edelmetall aus der Wand zu meißeln. Er staunte über das hohe Gewicht der Stücke und fragte Jens Löcher in den Bauch über das helle und dunklere Gestein neben dem Gold. Als er violette Amethystkristalle erblickte, wollte er auch diese mitnehmen, aber Jens wehrte ab. Probst würde sie nur anschreien, wenn sie mit irgendwelchen Kristallen ankämen.
Jens fühlte sich sonderbar, mehrmals hielt er inne und lauschte, weil er glaubte, die Stimmen von Mark und Stefan zu hören. Sein Verstand sagte ihm, es sei unmöglich und dennoch ...
Nach Stunden, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkamen, hatten sie einen Rucksack gefüllt und setzten sich zu einer Pause auf den harten Boden.
„Mann, da kann ich auch arbeiten gehen, so anstrengend ist es ja nicht mal auf dem Bau“, stöhnte Chris und trank eine zweite Flasche Wasser aus. Er drehte einen faustgroßen Goldklumpen in den Fingern. „Aber durch Arbeit komme ich nicht an so etwas“, er lachte. „Ein Wahnsinn!“
Jens lachte nicht mit, er dachte daran, dass sie auch dieses Gold nicht behalten würden. Sie mussten es eintauschen gegen Tina und Sandra.
Chris ahnte, woran er dachte. „Ja, es ist ein Jammer“, sagte er bedauernd. „Wir schindern hier und holen Zeugs für viele tausend Euro aus dem Berg, schaffen es zu einem verrückten Gewalttäter und haben nichts davon, außer die Freiheit der beiden Mädels. Wie gewonnen, so zerronnen.“
„Was heißt hier, nichts, außer der Freiheit?“, brauste Jens auf. „Die Freiheit ist das höchste Gut des Lebens und nichts ist zu viel, um sie damit zu erkaufen. Scheiß auf das Gold, wenn es nur Tina gut geht. Klar?“
„Schon gut, reg‘ dich nicht auf. Du hast völlig Recht. Lass uns weitermachen.“
Lange nach Mitternacht hatten sie den zweiten Rucksack zur Hälfte gefüllt, mehr war mit Hammer und Meißel nicht zu bekommen. Sie entschieden, trotz Erschöpfung langsam zum Auto zurückzulaufen. Chris befürchtete, seinem Golf könnte etwas passiert sein und wollte zu ihm. Den Weg trotz Lampen in der Dunkelheit zu finden, erwies sich als nicht einfach und gruslig wurde es auch. Mehrmals blieben sie stehen und horchten auf, wenn es rauschte, knackte oder raschelte. Ein Nachtvogel, Chris tippte auf eine Eule, flog eine Weile um sie herum und im Wald riefen Käuzchen oder die geister Verstorbener, sie wollten es nicht so genau wissen. Endlich stießen sie auf den unversehrten Wagen, es war bereits halb vier. Sie warfen die schweren Rucksäcke in den Kofferraum und Jens sagte matt: „Sei froh, dass wir nicht noch das taube Gestein vom Gold abschlagen, aber das sparen wir uns, so sieht es für Probst nach mehr aus.“
Sie klopften sich die Kleidung ab und wuschen sich im eisigen Wasser Hände und Gesichter, mehr schafften sie nicht. Ausgepumpt ließen sie sich in die Sitze fallen und klappten sie nach hinten. Klamm vor Kälte und fix und fertig wollten sie ein halbes Stündchen ausruhen.
Ein tock tock an die Scheibe weckte Jens. Erschrocken fuhr er hoch und stöhnte auf. Er fühlte sich kalt wie ein Eisbrocken und steif wie ein Brett. Er hatte keine Ahnung, ob er eine Minute oder 12 Stunden geschlafen hatte, aber eine Minute konnte es nicht gewesen sein. Draußen war es mäßig hell, leider konnte er durch die beschlagene Scheibe nichts erkennen. Wieder machte es tock tock , lauter, metallisch.
„Chris“, murmelte er. „Ich glaube, die Polizei ist draußen und klopft gegen die Scheibe.“
„Hä? Was? Oh Mann, ist mir kalt. Ah, mein Hals ...“ Chris drehte das Fenster herunter und schaute direkt in die Mündungen eines Doppellaufs. Mit einem „urps“ zuckte er zurück und war plötzlich hellwach.
„Scendere!“ Das war eine weibliche Stimme, in einem barschen Ton, der keine Widerrede duldete.
„Was ist?“, fragte Chris erneut.
„Aussteigen!“
Jens erfasste kaum die Lage, tat es aber Chris nach und stieg aus. „Was ist denn los?“, fragte er, dann fiel sein Blick auf die Waffe und den, die sie hielt oder besser diejenige, die sie hielt.
Ein Mädchen von etwa achtzehn Jahren im Jeansanzug mit schwarzem Haar stand auf der Fahrerseite und hatte ein seltsam dickes und seltsam kurzes Gewehr auf Chris gerichtet, der jetzt seine Überraschung abschüttelte und den Mund öffnete.
„Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“, kam sie ihm zuvor. Sie war so groß wie Chris und hielt mühelos die Waffe in den Händen. Die Augen hatte sie zusammengekniffen und wendete sie keine
Weitere Kostenlose Bücher